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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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wäre der Abend nahezu perfekt.“
    „Wie wäre es damit?“ Victoria hatte ihren Platz neben dem Feuer kurz verlassen und stand neben einer Zypresse. Sie griff nach oben und holte ein golfballgroßes Etwas aus den Zweigen, mit dem sie dann zum Feuer zurückkehrte.
    „Was ist das?“, fragte ich und betrachtete das Ding in ihrer Hand.
    „Eine Apfelschnecke.“ Grinsend suchte sie den Boden um sich herum ab. Als sie den für ihre Zwecke angemessenen Stock gefunden hatte, steckte sie ihn in die braune Schale und holte damit den weichhäutigen Bewohner heraus. Diesen spießte sie dann auf und hielt ihn über die Flammen.
    „Schmeckt das wie Hühnchen?“ Ich schluckte schwer.
    „Nein, eher wie Austern.“
    Nun, Austern waren okay für mich. Also schluckte ich meine Überempfindlichkeit hinunter und unterstützte die Zentauren bei der großen Apfelschneckenjagd mit anschließendem Grillen. Zum Glück schien die Insel so eine Art Ferienparadies für die kleinen Dinger zu sein – vielleicht das Florida der Schneckenwelt –, es schien Trilliarden von ihnen zu geben. Und Victoria hatte recht – wenn man die kleinen Augen und die antennenartigen Fühler ignorierte, schmeckten sie genau wie Austern. Ich wünschte nur, ich hätte ein paar Cracker, etwas Tabasco und ein eiskaltes Bier dazu.
    Später pulten wir uns zufrieden die Schneckenreste aus den Zähnen und schlugen Mücken tot. Ich war angenehm satt und schläfrig.
    „Sie werden nach drei Zentauren und einem Menschen suchen“, unterbrach ClanFintan plötzlich das Schweigen.
    „Ja“, stimmte Victoria zu.
    „Dann werden wir uns aufteilen. Getrennt haben wir bessere Chancen, ihre Linien zu durchbrechen und uns in Sicherheit zu bringen.“
    „Ich werde mich nicht von dir trennen“, warf ich ein.
    ClanFintan legte mir einen Arm um die Schultern und drückte mich. „Natürlich nicht. Wir beide werden uns nicht trennen.“
    Dougal schwieg und sah Victoria unglücklich an. Der Blick der Jägerin war auf den Boden gerichtet, als sie sagte: „Dougal und ich sollten auch zusammenbleiben. Zwei Pärchen haben immer noch bessere Chancen als eine Gruppe von vier. Außerdem“, fuhr sie fort, „gibt es in diesen Sümpfen Alligatoren, und wir brauchen zwei Augenpaare, um nach ihnen Ausschau zu halten.“
    Ich sah, wie Dougal in freudiger Überraschung errötete. Als Victoria sich endlich umdrehte, um ihn anzuschauen, meinte ich, eine ungewohnte Scheu in ihrem Blick zu erkennen.
    „Ja, Victoria und ich werden zusammen reisen“, bestätigte Dougal mit fester und selbstsicherer Stimme.
    ClanFintan wirkte zufrieden mit diesem Arrangement. „Beim ersten Tageslicht werden wir gen Süden ziehen, bis die Sonne im Zenit steht. Dann wendet ihr euch nach Osten, und Rhea und ich bewegen uns weiter nach Süden fort, um uns später dann auch in Richtung Fluss zu begeben.“
    Dougal und Victoria nickten zustimmend.
    „Die Nacht ist noch jung. Lasst uns ein wenig ausruhen, meine Freunde.“ ClanFintans Stimme klang hypnotisch und schien über dem langsam verlöschenden Feuer zu schweben. Froh, dass er wieder wie er selber klang, lehnte ich mich an ihn. Vielleicht würde alles wieder gut werden …
    Die Erschöpfung übermannte mich, und ich fiel in tiefen, traumlosen Schlaf.
    Das maschinengewehrartige Klopfen eines Spechts weckte mich.
    „Meine Güte, was für ein nervtötender Vogel“, murmelte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.
    Ich atmete tief ein und … was war das für ein köstlicher Geruch, der da meine Nase umspielte? Die drei Zentauren standen schon wieder um das Feuer, über dem ein langes, dickes Stück weißes Fleisch hing. Ich stand auf und streckte mich, dann ging ich zu ihnen hinüber.
    „Guten Morgen“, begrüßte Dougal mich fröhlich.
    ClanFintan zupfte ein Blatt aus meinen Haaren. Victoria nickte.
    „Morgen“, grummelte ich. „Was ist das? Scheint mir zu dick für eine Schlange zu sein.“
    „Das ist ein Kaiman“, erklärte Victoria.
    „Oh, gut. Was ist ein Kaiman?“
    „Ein kleines Krokodil. Ist nur einfacher zu töten und zu häuten als die großen.“ Sie lächelte stolz. „Es ist ein bisschen knifflig, sie zu fangen, aber …“
    „Ich weiß, ich weiß – es schmeckt wie Huhn.“
    Sie lachten. Waren sie etwa alle Morgenmenschen/-zentauren, was auch immer?
    „Hier.“
    ClanFintan holte etwas aus der Asche, das wie eine verbrannte Süßkartoffel aussah. Mit einer von Victorias scharfen Pfeilspitzen schlitze er es auf und legte das

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