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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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denn ich konnte hören. Schreie und Geknurr waberten über die baumlose Ebene vor dem Tempel.
    „Weitergehen!“, rief Victoria, als die Frauen wegen der Kampfgeräusche langsamer wurden.
    „Kommt schon.“ Ich nahm Victorias Ermutigung auf und rief den mich umgebenden Frauen zu: „Es wird alles gut – wir müssen nur mit den Kriegern Schritt halten.“
    Der Hall von galoppierenden Hufen donnerte durch den sich immer weiter auflösenden Dunst, und als der letzte Schleier sich lüftete, kam eine Herde angsterfüllter Stuten in Sicht. Sie stürmten mit panisch geweiteten Augen auf uns zu.
    „Kannst du Epi sehen?“, rief ich über den Tumult und versuchte, sie in der Menge der durcheinanderlaufenden Pferde auszumachen.
    „Nein“, erwiderte Carolan.
    Dann weiteten sich meine Augen vor Schrecken, als eine dunkle, geflügelte Gestalt in Sicht kam. Dann noch eine und noch eine. Sie liefen durch die verängstigten Pferde, schlugen mit ihren Krallen um sich und schlitzten die armen Stuten auf. Irgendwo hinter mir schrie ein Mädchen, und dieser durchdringende Schrei hallte über das ganze Feld. Ich konnte sehen, wie die Köpfe der Fomorianer herumwirbelten, sofort ließen sie von den Pferden ab und glitten auf uns zu.
    „Vorwärts! Bewegt euch!“, rief ich nur meiner besten Lehrerstimme, und unsere Gruppe schob sich voran. Ein weiterer Schrei zog meine Aufmerksamkeit auf das Schlachtfeld. Ich schaute gerade in dem Moment über meine Schulter, als ein Zentaur eine der uns verfolgenden Kreaturen einholte und ihr im Laufen den Kopf abschlug.
    „Sie haben die Reihen der Zentauren durchbrochen, aber die Krieger haben die Verfolgung aufgenommen“, kommentierte Carolan mit ernster Stimme.
    Ich versuchte, vorwärtszugehen und gleichzeitig einen Teil meiner Aufmerksamkeit auf das Geschehen hinter uns gerichtet zu halten. Die Stuten waren immer noch panisch und liefen planlos umher. Immer mehr Fomorianer kamen hinter uns her, aber jetzt konnte ich ganz klar auch die Linie der Zentauren erkennen. Sie bekämpften die Armee der Fomorianer und verfolgten jeden einzelnen von ihnen, der ihre Reihen durchbrach, aber sie konnten nicht alle fangen. Die geflügelten Kreaturen kamen uns immer näher.
    „Wo ist der verdammte Fluss?“, rief ich Alanna zu.
    „Wir haben noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft.“ Ihr Gesicht war weiß.
    „Jägerinnen, strömt aus und legt eure Bogen an.“ Victoria gab den Befehl ruhig, und fünf prächtige Jägerinnen traten aus dem äußeren Kreis und spannten währenddessen ihre Bogen.
    „Zielt und schießt nach eigenem Gutdünken.“
    Das Surren von Sehnen und Pfeilen erfüllte die Luft, und die Schreie getroffener Fomorianer folgten.
    „Krieger, Schilde hoch!“ Der äußere Ring aus Zentauren und Menschen gehorchte sofort und verdeckte uns kurzfristig den Blick auf die uns folgenden Kreaturen.
    Die ersten Fomorianer erreichten unsere Formation, und unsere Verteidigungsreihen reagierten mit einer Entschlossenheit, die durch unsere gesamte Gruppe wogte. Durch kleine Zwischenräume zwischen den Schilden der Männer konnte ich Blicke auf einzelne Kreaturen werfen, die nach unseren Kriegern schlugen. Sobald ein Fomorianer fiel, trat ein anderer über ihn hinweg und nahm seinen Platz ein.
    Wir liefen weiter.
    Ich sah die vertraute Silhouette von Victoria, die in schneller Folge Pfeile abschoss, von denen jeder tödlich sein Ziel traf. Zwischen dem Spannen und Schießen schwankte ihre Aufmerksamkeit plötzlich, als unsere Blicke sich trafen.
    „Bring sie zum Fluss, oder wir werden überrannt!“, rief sie mir zu. Ihr Gesicht war eine steinerne Maske, sie war bereits mit Blut bespritzt, eine silberne Göttin des Todes.
    Ich wurde von ihr abgelenkt, als eine Kreatur sich einen Weg durch die Männer vor uns kämpfte. Carolan schubste mich zur Seite und trat dem Wesen mit gezücktem Schwert entgegen. Wie in Zeitlupe parierte er die Schläge der messerscharfen Krallen, doch dann packte das Vieh den Schwertarm des Heilers. Carolan warf sich der Kreatur entgegen und brachte sie so aus dem Gleichgewicht. Mit einer fließenden Bewegung nahm er das Schwert hoch und ließ es gleich darauf hinunterfahren und durch den Hals des Fomorianers gleiten.
    Schluchzend bedeckte Alanna ihr Gesicht mit den Händen, und Tarah und Kristianna hielten meine Hände fest umklammert. Ich konnte den Blick nicht von der enthaupteten Kreatur wenden. Carolan auch nicht. Wir standen da wie paralysiert inmitten einer Welt

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