Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
Vom Netzwerk:
gegenüber würdest du schließlich in unsere Verbindung einwilligen. Natürlich wusstest du, dass sie Kameraden waren. Mein Vater hatte großen Respekt vor deinem Vater. Ich sagte ihm, dass ich tun würde, was er wünschte, daraufhin sagte er nur noch ein einziges Wort: Fomorianer. Das war das letzte Wort, das seine Lippen verließ. Am nächsten Morgen war er tot.“
    „Es tut mir so leid, ClanFintan. Dein Vater war ein großer Zentaur.“ Auch wenn ich ihn nicht gekannt hatte, war ich mir sicher, dass es stimmte.
    „Danke.“ Seine Gesichtszüge wurden für einen Moment weich. „Jetzt sind wir beide vaterlos.“
    „Deshalb hast du mich also geheiratet.“ Seine Traurigkeit berührte mich, aber seine Worte weckten ein seltsames Gefühl des Verlustes in mir. Ich wusste, dass es lächerlich war, aber ich fühlte mich betrogen. „Warum hast du mir nicht erzählt, was vor sich geht?“
    Sein Blick schien sich zu verdunkeln. „Wenn du dich an unser erstes Verlobungstreffen erinnern möchtest, kannst du dir die Frage selbst beantworten. Du hast mir keine Gelegenheit gegeben, mich zu erklären, sondern hast mich stattdessen beleidigt und einfach stehen lassen.“
    Ich wollte schreien, dass ich das nicht gewesen war, aber ich konnte jetzt nicht auch noch das ganze Spiegelweltendilemma erklären. Vor allem nicht vor all den traurig aussehenden Zentauren. Mein Verstand sagte mir, dass ich nicht das Recht hatte, mich wütend und verletzt zu fühlen. Rhiannon hatte sich ClanFintan gegenüber unmöglich verhalten. Er hatte gut daran getan, ihr/mir nicht zu vertrauen, aber mein Herz sagte etwas anderes. Es fühlte sich zurückgesetzt.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wir sahen einander an wie zwei Kinder, die einen Streit hatten und nicht wussten, wie sie sich wieder vertragen sollten. Ich fühlte mich erschöpft und krank von dem, was ich gesehen hatte. Ich wollte nur schlafen – und ich meinte richtigen Schlaf. Ein stilles Gebet an Epona, mich nicht weiter durch die Nacht zu schicken, würde hoffentlich helfen.
    „Ich muss jetzt ein wenig schlafen.“
    Die Decke um mich gewickelt, stand ich auf. Ich schaute nicht zu den Zentauren, als ich ging, aber ich konnte hören, wie sie mir salutierten, und ihr süßes „Gute Nacht, Mylady“ folgte mir wie eine sanfte Brise in die Scheune. Ich kuschelte mich wieder in mein Heunest und versuchte, mich daran zu erinnern, wie gemütlich ich es vor nur wenigen Stunden gehabt hatte (und wie glücklich ich gewesen war). Ich schloss die Augen.
    Ich wusste ja, dass er mich aus Pflichtgefühl geheiratet hatte. Warum war ich also so enttäuscht? Außerdem, rief ich mir in Erinnerung, hat er ja gar nicht mich geheiratet, sondern Rhiannon. Göttliche Inkarnation und Auserwählte der Epona. Ich war nur Shannon Parker, unterbezahlte Englischlehrerin aus Broken Arrow, Oklahoma. Ich gehörte nicht hierher, und ich gehörte nicht zu ihm.
    „Rhiannon?“
    Ich hatte ihn nicht kommen gehört, und seine Stimme schreckte mich auf. Ich öffnete die Augen.
    „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
    Er klang besorgt. Vielleicht hatte er Angst, dass ich einen Herzanfall bekommen könnte, bevor ich meine Pflicht ihm gegenüber erfüllt hatte. Und ich meinte das ausnahmsweise mal nicht im biblischen Sinne. Ich meinte es im obskuren Epona-Sinn. Seufz.
    Ich sagte nichts. Ich schaute ihn nur an und zuckte mit den Schultern.
    „Du bist gegangen, bevor ich fertig war.“
    Ich seufzte erneut. „Was gibt es da noch zu sagen?“
    „Ich will, dass du weißt, ich denke nicht mehr so über dich, wie ich es vor unserer Handfeste getan habe. Ich verstehe es nicht, aber du bist jetzt anders.“ Seine sanften Augen reflektierten das Licht der Flammen. „Es gibt auch etwas Gutes, das durch das Böse verursacht wurde. Es hat dazu geführt, dass ich mich mit dir verbunden habe. Gute Nacht, Mylady. Ich werde in der Nähe bleiben, falls du mich brauchst.“
    Bevor ich etwas antworten konnte, hatte er sich schon umgedreht und den Stall verlassen. Ich versuchte, nicht an den Freudenschub zu denken, den seine Worte in mir ausgelöst hatten. Stattdessen dachte ich, dass ich Stunden brauchen würde, um einzuschlafen, aber meine Augen konnten nicht mehr als wenige Sekunden geschlossen gewesen sein, als ich glückselig mein Schlummerland betrat. Dieses Mal verbrachte ich den Rest der Nacht (Gott sei Dank) damit, von einem Besuch in der Godiva-Schokoladenfabrik zu träumen, die gleichzeitig auch ein Weingut war. Superman

Weitere Kostenlose Bücher