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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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erkannte, dass ich wieder in der Scheune war, und hörte auf zu strampeln, doch eine große Menge Adrenalin kreiste immer noch durch meinen Körper und ließ mich unkontrolliert zittern. „Oh Gott, es war fürchterlich.“ Seine Arme hielten mich fest umschlungen.
    „War es ein magischer Traum?“
    Ich nickte gegen seine Brust.
    „Wieder die Kreaturen?“
    „ClanFintan, ich habe die Frauen gefunden.“ Er ließ mich los, und ich setzte mich ein wenig zurück, um ihm in die Augen schauen zu können. „Sie sind in der Burg am Gebirgspass.“
    „Die Wachtburg“, erwiderte er prompt.
    „Ja, das muss sie sein.“
    „Bist du jemals dort gewesen?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Ich nahm mir nicht die Zeit zu überlegen, ob Rhiannon schon einmal dort gewesen war. „Sie ist groß und eckig und sitzt direkt am Fuß eines schmalen Passweges.“
    „Dann ist es die Wachtburg.“
    „Und da sind sie alle. Sie haben die Frauen, und, oh mein Gott, sie scheinen sich mit ihnen zu paaren …“ Ich konnte plötzlich nicht mehr weitersprechen und bedeckte mein Gesicht mit meinen zitternden Händen.
    ClanFintan erhob sich in einer fließenden Bewegung und zog mich, so in die Decke gewickelt, wie ich war, in seine Arme. Er trat hinaus in das tröstende Licht der Lagerfeuer und setzte mich vorsichtig auf dem Baumstamm ab.
    „Wirf mir den Weinschlauch rüber“, befahl er einem überrascht und schläfrig aussehenden Dougal, der tat, wie ihm geheißen, und schaute mich dann besorgt an. „Trink.“
    ClanFintan hielt mir den Weinschlauch an die Lippen, und dankbar nahm ich einen tiefen Schluck der roten Flüssigkeit. „Danke.“ Ich wischte mir den Mund ab und versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen.
    „Jetzt erzähl mir alles.“
    Seine Stimme klang stark und beruhigend. Er ließ sich neben mir nieder, nahm meine Hand und drückte sie sanft. Die anderen Zentauren waren nun auch alle wach und hörten zu. Ihre Gegenwart gab mir Kraft – bei ihnen war ich sicher.
    Ich atmete tief ein. „Die Frauen waren da. Zuerst fiel mir nur auf, dass sie sich wie Zombies benahmen, als stünden sie unter Schock. Dann hörte ich Schreie und folgte ihnen in einen großen Raum. Eine schwangere Frau war dort auf einem Tisch festgebunden worden. Sie lag in den Wehen. Mehrere der Kreaturen umringten sie. Während ich zuschaute, zwängte sich ein … eine neugeborene Kreatur aus ihrem Körper. Es war einer von ihnen.“ Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren rau und heiser. Ich umklammerte ClanFintans Hand fester. „Und es waren noch mehr schwangere Frauen im Raum. Viele. Sie saßen da, als hätten ihre Seelen sie bereits verlassen. Dann spürte eine der Kreaturen meine Anwesenheit und versuchte, mich zu packen. Das war der Moment, als ich losschrie und aufwachte.“ Ich beendete meine Erzählung mit einem tiefen Ausatmen und hob den Weinschlauch noch einmal an meine Lippen.
    „Einer von ihnen hat dich gespürt?“, schloss ClanFintan seine Frage ab.
    „Ja, er sagte, dass er mich beinahe sehen könnte. Er erwähnte, dass es ihm schon in der Nacht, als mein Vater getötet worden war, so ergangen ist.“
    ClanFintan stand abrupt auf und fing an, vor dem Feuer auf und ab zu gehen.
    „Ich wusste nicht, dass sie auch Eponas Schutzschild durchbrechen können.“
    „Auch? Was meinst du mit ‚auch‘?“
    Ich sah, wie er den Zentauren einen eindringlichen Blick zuwarf. Dann drehte er sich langsam um und schaute mich an. Er wirkte hart, als wäre er mit seinen Gedanken an einem anderen Ort, so wie damals, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Dunkle Vorahnung strich mit kalten Fingern über mein Rückgrat, und ich erinnerte mich an seine Worte außerhalb der MacCallan-Burg: Sie haben schon lange aufgegeben, sich zu verstecken.
    Er hatte die ganze Zeit mehr über sie gewusst, als er zugab.
    „ClanFintan, was ist los?“
    „Die Zentauren wissen schon seit geraumer Zeit, dass das Böse der Fomorianer auf Partholon losgelassen worden ist.“
    „Du wusstest es? Aber …“
    Dougal trat vor, mir schon vertraut in seiner Besorgnis. „Mylady, einige von uns wussten und glaubten. Andere wollten die Zeichen nicht sehen.“
    Ich schaute von Dougal zu ClanFintan.
    „Welche Zeichen? Wovon redet ihr?“ Meine Stimme hatte einen scharfen Unterton.
    ClanFintan begegnete meinem Zorn mit kühlem Abstand.
    „Du weißt, dass ich erst kürzlich, kurz bevor wir verlobt wurden, Anführer der Fintan-Herde geworden bin. Genau wie du weißt, dass mein

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