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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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augenblicklich die Spritze aus Darons Bein, doch es war bereits zu spät. Das Aevum floss durch Darons Blutbahnen, und selbst ich als Laie wusste, was das bedeutete.
    „Du dreckiger Bastard“, schrie nun auch Alan und versetzte Mael einen gerade Rechte ins Gesicht, dessen einstige Schönheit man nur noch erahnen konnte, denn Cayden hatte ihm die Nase komplett zertrümmert.
    Wieder schlug Alan zu.
    Und wieder.
    Und wieder.
    Egal wie oft er zuschlug, Maels irres Gelächter war durch nichts zu stoppen.
    Aber das war jetzt sowieso egal.
    Ich wollte zu Daron und mich weinend auf ihn schmeißen, ihn rütteln und anschreien, er solle wieder zurückkommen.
    Verdammt, das konnte doch nicht sein!
    Er konnte jetzt nicht gehen, nicht nach dem, was ich für sein Leben in dieser Welt auf mich genommen hatte!
    Die Angst verlieh mir in diesem Moment Flügel und betäubte meinen Schmerz. Vielleicht war es aber auch nur das Adrenalin, das wieder durch meinen Körper zu pumpen begann. Nein, Daron durfte nicht sterben, das durfte einfach nicht geschehen. Doch als ich mich aus dem Bett schwingen wollte, rief Cayden mir zu, ich solle bleiben, wo ich sei, er würde das erledigen. Erst verstand ich nicht, was er damit meinte, doch schlagartig schien die Temperatur im Raum um mehrere Grade abzusinken. Fröstelnd bemerkte ich, wie sich mein Atem langsam zu kleinen, weißen Wölkchen formte. Nur eine Sekunde später drückte Cayden seine Hand mitten in Maels Gesicht, und ein gleißend schwarzes Licht begann dort zu glühen, wo er ihn berührte. Immer größer und größer wurde das Licht, bis sich schließlich die mir bekannten, dünnen Verästelungen ausbildeten. Wie dunkle Schlangen wickelten sie sich um Caydens Arm, wandten sich an ihm empor und verwandelten alles, was sie berührten, in ein schwarzes Nichts. Ich wusste, was geschah. Auch, wenn mich die Erinnerung hart und grausam in die Szene unter der Dusche zurückschleuderte – dieses Mal hatte ich keine Angst vor dem, was geschah. Dieses Mal wollte ich in vollem Bewusstsein miterleben, wie Mael gewaltsam aus dieser Welt gedrängt wurde.
    Noch während sich Cayden komplett schwarz verfärbte und die gewaltigen Drachenflügel aus seinem Rücken herausbrachen, begann Maels Körper zu zittern und zu krampfen. In letzter Abwehr versuchte er, sich die Hand seines Bruders vom Gesicht zu reißen, doch Cayden hielt ihn so fest auf den Boden gedrückt, als hätte er ihn in einen Schraubstock eingezwängt. Mael hatte keine Chance. Uringeruch trat mir stechend in die Nase und verursachte einen erneuten Würgreiz. Doch diesmal unterdrückte ich meinen Ekel und sah mit allem Sadismus, den ich aufbringen konnte, zu, wie Mael die Gewalt angetan wurde, die er zuvor mir und Daron hatte angedeihen lassen.
    „Auge um Auge“, flüsterte ich kaum hörbar, als Maels Körper schließlich unter Caydens Griff erschlaffte und dieser ihn reglos auf den Boden fallen ließ. Tränen liefen mir in Sturzbächen über das Gesicht, und durch die aufputschende Wirkung des Adrenalins schaffte ich es tatsächlich, über den toten Harry am Boden hinweg zu steigen, um an Darons Seite zu krabbeln. Ich umfasste seinen Arm, der mittlerweile eiskalt war, so kalt wie der Boden unter meinen nackten Füßen.
    In diesem Augenblick hätte ich am liebsten zu Gott gebetet, damit er Daron helfen würde. Aber ich wusste seit Neuestem, dass es so etwas wie einen Gott nicht gab. An wen schickt man in solchen Situationen dann nur seine Gebete und Hilferufe?
    Ich hatte darauf keine Antwort.
    „Tut doch was!“, schrie ich wie von Sinnen in die Runde und blickte in drei betroffene Gesichter, eines davon schwarz mit glühend roten Augen.
    „Tut doch was! Ihr könnt Daron doch nicht so einfach krepieren lassen! Nicht, nachdem ich mich für sein Leben von diesem Scheißkerl habe vögeln lassen! Das kann nicht umsonst gewesen sein! Helft ihm! Bitte!“
    Ich schlang meine Arme um Darons Hals und drückte mein Gesicht in seine Haare.
    „Bitte geh nicht, geh nicht“, flüsterte ich. „Du darfst nicht gehen. Ich liebe dich doch. Kämpfe, Daron, kämpfe gegen das Aevum. Ich weiß, du kannst das …“
    Die letzten Worte wurden mir von einem fast unbändigen Schluchzer erstickt, der sich seinen Weg aus meinem Herzen an die Oberfläche gebahnt hatte. Ich weinte und weinte, bis mir die Augen heiß wurden und Darons Haare vollständig von meinen Tränen durchnässt waren. Rotz lief mir aus der Nase, doch das war mir alles egal. Es war mir sogar

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