Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
ihr Gesicht, dort, wo der Knebel gesessen hatte. Vorsichtig tupfte sie mir mit einem Tuch das Gesicht trocken und wischte mir die Gallereste aus den Mundwinkeln.
„Ich kümmere mich gleich um dich. Halt durch, ja?“, sagte sie sanft.
Da mir meine Stimme versagte, nickte ich nur kurz.
„Wie geht es ihr?“, hörte ich Caydens Stimme wie durch einen Nebel, als Franziska um mein Bett herumging.
„Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Sie ist in einer Art Schockzustand“, flüsterte sie, offenbar, um mich zu schonen. „Eine Vergewaltigung ist immer eine traumatische Erfahrung. Bitte geh ins Labor und schau nach Alan. Du weißt ja, wo das Mittel zum Neutralisieren von Aevum steht und wie man es aufzieht. Wenn du es ihm injiziert hast, dann bring mir eine frische Spritze für Daron mit. Ich erledige alles Weitere, während du Mael ans Bett kettest. Ich will kein Risiko mehr eingehen und diesen Mistkerl hier lieber gestern als heute narkotisieren. Ihr könnt dann später mit eurem Vater über seine Bestrafung urteilen.“
„Geht klar, Boss“, erwiderte Cayden. Dann hörte ich, wie sich seine schweren Schritte aus dem Raum entfernten. Kurz darauf trat Franziska wieder an mein Bett. Sie stellte eine kleine Schale mit jeder Menge Pads und einem Fläschchen mit einer streng riechenden Substanz auf den Nachttisch. Dabei lächelte sie mich aufmunternd an, aber in ihren Augen stand so viel Kummer und Sorge, als würde ihr schier das Herz zerreißen.
„Aline, meinst du, du kannst dich aufsetzen?“, fragte sie mich und streichelte mir behutsam über die Wange.
„Ich denke schon“, krächzte ich. Meine Stimme war so heiser vom vielen Schreien und Weinen, dass ich sie selbst nicht mehr erkannte. Ich bewegte vorsichtig meine Beine, um sie über den Bettrand zu hängen, und stöhnte im gleichen Moment laut auf. Ein stechender Schmerz in meinem Unterleib pochte wie das Ticken einer Uhr.
„Mach langsam“, ermahnte mich Franziska, während sie einige Pads mit der Tinktur aus dem Fläschchen tränkte. Offenbar wollte sie mich damit sauber machen, was mir sehr recht war. Ich fühlte mich wie der letzte Dreck, vollgerotzt und weggeworfen wie ein altes Taschentuch …
Es stand außer Frage, wem ich diesen Zustand zu verdanken hatte, und am liebsten hätte ich wieder geheult. Trotzdem riss ich mich am Riemen, biss die Zähne zusammen, ließ die Beine nach unten baumeln und versuchte mich langsam aufzusetzen. Wieder erfassten mich die Übelkeit verursachenden Kopfschmerzen, doch wenigstens blieb mein Magen diesmal ruhig. Er hatte wohl aufgegeben zu rebellieren. Wie ein hilfloses Kind saß ich auf dem Rand des Bettes und versuchte, mit dem Laken meine Blößen zu bedecken. Erschreckt stelle ich dabei fest, dass zwischen meinen Beinen geronnenes Blut klebte. Nicht viel, aber doch so viel, dass es nicht normal war. Nein, wirklich nicht.
„Franziska …“, stöhnte ich und deutete auf die blutverschmierten Innenseiten meiner Oberschenkel. Der Frau Doktor wich augenblicklich die Farbe aus dem Gesicht, und Wut begann aus ihren Augen zu sprühen.
„Dieser Bastard, das wird er büßen!“, fluchte sie, dann ballte sie kurz die Hände zu Fäusten. Zwei tiefe Atemzüge später hatte sie sich wieder gefangen. „Keine Sorge, Aline, das können geplatzte Äderchen sein, das muss nichts Schlimmes bedeuten. Ich würde dich später aber gern gynäkologisch untersuchen. Ist das für dich in Ordnung?“
Ich nickte. Es gefiel mir zwar nicht, nun auch noch Franziska meinen Schambereich präsentieren zu müssen, doch sie war nun einmal Ärztin, und ich vertraute ihr. Wenn mir jetzt jemand helfen konnte, dann sie.
Sie begann mit der streng riechenden Substanz mein Gesicht zu säubern, das offenbar mehr Galle abbekommen hatte als gedacht. Dann wandte sie sich meinem Bauch zu, indem sie mit der Hand unter das Laken griff und sachte mit den Pads dort entlang fuhr, wo Mael sich auf mir ergossen hatte. Ich war ihr in dem Moment sehr dankbar dafür, dass sie nicht einfach das Tuch zur Seite gedrückt hatte. Ich wollte nicht schon wieder nackt sein.
Vorsichtig schob sie anschließend meine Schenkel auseinander, um dort das getrocknete Blut zu entfernen. Sie sah dabei so professionell aus, dass ich sie gewähren ließ, obwohl es mir endlos peinlich war. Am liebsten hätte ich mich jetzt einfach nur in die Dusche gekauert und stundenlang heißes Wasser auf mich herabprasseln lassen. Wenn ich nur nicht solche Kopfschmerzen gehabt
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