Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
und ließ seine kantigen Züge um so Vieles weicher wirken.
„Sehr gut, ich bin beeindruckt.“
Dieses Lob schmeckte mir besser als alle Dangos der Welt.
„Aber was heißt dann Éag?“, fragte ich neugierig und erntete nur ein breites Grinsen. Moment mal … wenn die Bedeutung des Namens so wichtig war, dann konnte dies nur heißen …
„Éag ist der Tod. Stimmt das?“
Zufrieden nickte Daron und tätschelte mir die Hand.
„Éag ist heute nicht mehr sehr gebräuchlich im Gälischen, was es uns umso leichter macht, diesen Namen zu verwenden. Du bist wirklich eine gelehrige Schülerin.“
„Dafür hätte ich dann gerne ein Fleißbildchen“, neckte ich zurück und bat Daron fortzufahren.
„Der Zweitgeborene ist Lior, in dieser Welt besser bekannt als Luzifer. Er holt die Hochmütigen mit seinem Licht. Alan, der Fels oder Belphegor, ist der Drittälteste und ist zuständig für …“
„… die Faulheit“, ergänzte ich den Satz. Ich fand es richtig spannend, nun etwas weniger plastisch und weitaus persönlicher in Darons Welt einzutauchen. Dies brachte mir erneut ein anerkennendes Nicken ein.
„Der Vierte ist Bran, was Rabe bedeutet, und er wäre im Falle einer maßlosen Völlerei zu Lasten anderer dein Erlöser. Dein Beelzebub. Also sei nicht zu gierig mit den Dangos.“ Darons Augen funkelten vor unterdrücktem Lachen, und vor Verwunderung vergaß ich fast, das letzte Bällchen fertig zu kauen, bevor ich es schluckte. Beelzebub holte also die Seelen, wenn sie über die Strenge schlugen.
Irgendwie unheimlich.
Ob er mir meine Nascherei nachsah?
„Nach Bran wurde Phelan, der kleine Wolf geboren. Seine Bezeichnung lautet Mammon, und er holt die Geizigen. Der sechste Bruder dann hat sich dir bereits in all seiner zweifelhaften Herrlichkeit vorgestellt.“
Ein Schauder lief mir über den Rücken und ließ meine Härchen Rumba tanzen.
„Mael. Leviathan. Der Neid“, flüsterte ich und blickte verängstigt auf meinen Teller. Verdammt, gerade jetzt waren die Dangos alle.
Eine Hand berührte zärtliche meine Schulter.
„Ist schon gut, Kleines.“
„Ich weiß“, erwiderte ich, nahm seine Hand und legte einen kleinen Kuss in die Handfläche, was ihn kurzzeitig wie einen zufriedenen Kater schnurren ließ.
„Nach Mael kam Kian oder Asmodeus, der Erlöser der Lust und Maels eineiiger Zwilling. Bis heute ist das Phänomen der eineiigen unter den acht Brüdern in unserer Familie, soweit man weiß, erst ein einziges Mal vorgekommen. Du siehst, auch für uns hält die Natur ab und zu eine Überraschung bereit. Dann kam schließlich ich. Der Jüngste.“
„Und was bedeutet dein Name?“, fragte ich neugierig.
„In der Nacht geboren.“
Eine sehr schöne Bedeutung, wie ich fand, passend zu seinen nachtschwarzen Haaren.
„Sag mir, Nachtgeborener“, grinste ich ihn an und zwirbelte eine seiner langen Haarsträhnen um meinen linken Zeigefinger, „wir zwei haben uns gefunden und dürfen zusammen sein. Wie sieht es bei deinen Brüdern aus? Haben sie Frauen oder Freundinnen?“
Kurz wanderte ein Ausdruck über Darons Gesicht, den ich nicht zu deuten vermochte. War es Bedauern? Auf jeden Fall überlegte er gerade, wie er mir etwas schonend beibringen sollte, und allein das gefiel mir schon wieder überhaupt nicht. Aber ich beschloss, diesmal ein braves Mädchen zu sein und nicht nachzuhaken.
Ausnahmsweise.
Das brauchte ich auch gar nicht, denn mein sanfter Riese begann von selbst zu erzählen.
„Nur ich als der reine Erlöser habe die biologische Fähigkeit, mich fortzupflanzen. Dazu braucht es eine fruchtbare, eine menschliche Frau. Meine sieben Brüder haben diese Bürde nicht. Für die einen ist es wirklich eine, den anderen ist es nur recht. Es steht jedem meiner Brüder frei, sich hier eine Freundin zu nehmen oder sogar eine Frau. Doch je enger die Verbindung ist, desto schwieriger wird es, sich zu tarnen. Einer geliebten Seele vorzutäuschen, man sei normal, und sich dabei nicht zu verraten, das ist schwieriger als man denkt.“
„Klingt so, als hättest du Erfahrung damit“, meinte ich und hob eine Augenbraue.
„Nein, ich nicht. Aber Cayden. Er liebt seine Laurin wirklich sehr, und sie leben seit einiger Zeit hier auf Erden wie Mann und Frau. Aber irgendwann wird Laurin älter werden, während Cayden so jung bleibt, wie er ist. Bevor das geschieht, wird Cayden sich von ihr trennen müssen, um sich und unsere Familie nicht zu verraten. Kannst du dir vorstellen, wie grausam es sein
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