Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
muss, zu wissen, dass man die Person, die man über alles liebt, eines Tages verlassen muss, während sie nichts davon ahnt und schon die gemeinsame Zukunft plant?“
O Gott.
Bei dem Gedanken bildete sich mir ein Kloß im Hals, und eine kurze Sekunde lang, vielleicht auch zwei, war ich froh, mein Herz an den Jüngsten der McÉags verloren zu haben. Daron schien genau das Gleiche zu denken, denn er streichelte mir sanft über meine Wange.
„Cayden hat anfangs versucht, gegen seine Gefühle zu kämpfen und es nur eine Bettgeschichte sein zu lassen. Sein Herz machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ich kenne Laurin; sie ist wirklich bezaubernd, und ich kann meinen Bruder nur zu gut verstehen, dass er diese Entscheidung gefällt hat. Ich bewundere ihn für seine Stärke, und doch bedaure ich ihn für sein kommendes Schicksal. Und ich bedauere Laurin, die irgendwann einmal nach Hause kommen und ein leeres Haus vorfinden wird. Sie wird nie verstehen, warum ihr Glück innerhalb eines Moments zerbrochen ist, warum er sie verlassen hat, und vielleicht wird sie nie darüber hinweg kommen. Während sie dann später irgendwann einmal auf die Reise geht und, so das Schicksal es denn will, von mir geholt wird, wird Cayden weiter existieren. Ich konnte mir nie vorstellen, wie er sich dabei fühlen muss. Jetzt kann ich es und weiß: Ich könnte so nicht leben. Viele können das nicht oder wollen es auch gar nicht. Mael beispielsweise holt sich eine Geliebte nach der anderen, streift nachts durch die Klubs und nimmt sich, was er will. Er hat sich noch nie gebunden, auch vor Mutters Tod war er schon ein Filou. Für eine normale Beziehung ist er nicht gemacht. Er genießt es einfach zu sehr, auf die Jagd zu gehen und seine Beute zu schlagen. Für ihn funktioniert sein Schicksal.“
Ein kurzer Schauer jagte mir über den Rücken.
„Na, wem sagst du das?“
Bei diesen Worten rieb ich mir die Arme.
Beute schlagen.
Welch treffender Vergleich.
Sanft strich mir Daron über die Wange. Ich blickte in seine leuchtenden grünen Augen und sah dort so viel Liebe und Zuneigung.
„Eigentlich ist das wirklich schrecklich, wenn man sich das mal vorstellt. Seine ganze Existenz lang dazu verdammt zu sein, nicht bedingungslos lieben zu dürfen. Oder zu lieben, aber nur auf Zeit. Das ist grausam. Deine Brüder tun mir wirklich leid – sogar Mael. Vielleicht ist seine Abscheulichkeit auch nur Ausdruck dafür, dass er tief im Innern einfach unsagbar unglücklich ist.“
„Wer weiß? Mael ließ sich bisher noch nie in die Karten schauen. Wir werden es wohl nie erfahren.“
Auf ewig verdammt zur Einsamkeit.
Ich konnte mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen.
29
Dieser Gedanke hatte mich auch noch beschäftigt, als wir unser Essen beendet und den Tisch abgeräumt hatten. Eigentlich hatte ich – mal ganz abgesehen von den ungewöhnlichen Begleitumständen – doch richtiges Glück. Es gab da einen anbetungswürdigen Mann, der mich liebte, so wie ich war, und der mir sogar die Möglichkeit bot, mein kleines Null-achtfünfzehn-Leben in etwas Großes, etwas ganz Besonderes zu verwandeln. Vielleicht nicht auf die rosa Glitzerprinzesschenart, aber trotzdem nicht weniger wert. Etwas, das länger gehen würde, als ein normales menschliches Leben je andauern könnte.
Zusammen mit ihm.
Wie viele Frauen, die ich kannte, hätten für diesen Mann, für dieses Glück ohne mit der Wimper zu zucken ihren rechten Arm geopfert.
Und das linke Bein.
Mindestens.
Daron musste gespürt haben, was mich belastete, denn als der letzte Teller aufgeräumt war, konnte ich gar nicht so schnell schauen, wie er mich hochhob und ins Schlafzimmer trug.
„Was haben Sie nur vor, Mr. McÉag?“, lachte ich los, legte meine Arme um seinen Hals und atmete an seiner Brust den unvergleichlich erdigen Duft von Stärke und Freiheit ein.
„Deine düsteren Gedanken verscheuchen“, grinste er mich an, als er mich in die Laken legte und mir einen derart leidenschaftlichen Kuss gab, dass mir fast die Luft wegblieb. Hitze fuhr durch meinen ganzen Körper, und ich spürte einmal mehr, dass es nichts auf der Welt gab, was ich mir mehr wünschte, als für immer an der Seite dieses Mannes zu sein. Mein Herz schmerzte vor Liebe so sehr, dass ich dachte, es müsste explodieren. Ich fragte mich, ob ich von Daron jemals würde genug bekommen können, und wusste im selben Moment, dass ich die Antwort hierauf längst kannte. Ich beschloss, einfach mein Hirn abzustellen und mich den
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