Ausflug ins Gruene
noch einmal das Bein.
»Sind Sie gesprungen?«
»Ja, zweimal. Dann wollte der faule Bock nicht mehr.«
»Wahrscheinlich hat er sich beim Springen das Bein angeschlagen. Aber Sie haben Glück gehabt. Es ist noch alles heil. Sie können ihn wieder reinbringen.« Wüstenberg führte das Pferd in die Box zurück, während Alexa in ihrer Tasche nach einer Salbe kramte. Als sie sie gefunden hatte, folgte sie Feuerfuchs in die Box.
»Wenn Sie das Bein halten könnten?«
»Aber gern.« Der übereifrige Wüstenberg drängte sich zu ihr in die enge Box, so daß es nicht leicht fiel, jeden Körperkontakt zu vermeiden, weder mit dem Pferd noch mit dem Ekelpaket. Während Alexa das Bein einrieb, erläuterte sie die Therapie.
»Lassen Sie ihn in den nächsten Tagen nur ein wenig am Seil gehen. Keine Ausritte bitte! Er sollte auf jeden Fall geschont werden. Ich komme in drei Tagen wieder, um mir den Heilungsverlauf anzusehen. Bis dahin sollten Sie täglich diese Salbe hier dick auftragen. Ich kann Ihnen die Tube hierlassen, es sei denn, Sie haben dasselbe Präparat noch vorrätig da.«
»Mal nachsehen.« Wüstenberg verschwand in der Materialkammer, während Alexa die Utensilien einpackte und ihre Hose abklopfte. Sie streichelte dem Pferd die Seite und wollte gerade die Box verlassen, als sie bemerkte, daß Peter Wüstenberg ihr den Weg versperrte. Sie versuchte die Situation zu überspielen.
»Ah, Sie haben die Salbe gefunden, sehe ich. Gut, dann kann ich ja-«
»Alexa, warum sind Sie immer so kühl zu mir?« Er versuchte, mit seinen zwei Händen ihr Gesicht zu fassen, doch sie ging rechtzeitig einen Schritt zurück.
»Bitte, gehen Sie zur Seite. Ihre Frau wartet doch sicher schon auf Sie!«
»Ach, lassen Sie doch meine Frau aus dem Spiel! Sie haben doch sicher längst gemerkt, was ich für Sie empfinde.« Sein massiger Körper bewegte sich auf sie zu.
»Lassen Sie mich jetzt durch!« Alexa wurde von einer leichten Panik beschlichen. Wozu war dieser Kerl fähig?
»Ich habe lange genug gewartet. Wir sollten uns jetzt ein paar schöne Stunden machen!«
Alexa wußte nicht, wohin sie noch ausweichen sollte.
»Herr Wüstenberg, bitte verlassen Sie auf der Stelle den Stall!« Die Stimme aus dem Hintergrund erschien Alexa wie eine göttliche Fügung. Sie atmete tief durch. Dr. Ignaz von Feldhausen kam mit langsamen Schritten auf Wüstenberg zu.
»Verschwinden Sie und wagen Sie es nicht, diese Dame noch ein einziges Mal zu belästigen!«
Wüstenberg maß den Eindringling mit einem kalten Blick.
»Was mischen Sie sich hier ein, Sie adliger Pinsel? Müssen Sie jetzt hier rumstreunen wie ein räudiger Hund, seitdem Ihnen der Stall nicht mehr gehört? Warten Sie nur, bis ich Ihnen Ihr Haus unterm Hintern weggekauft habe! Dann dürfen Sie Ihre ledernen Stiefelchen überhaupt nicht mehr in diese Gegend stellen.«
»Verschwinden Sie, oder ich werde Sie wegen sexueller Belästigung anzeigen! Raus hier!« Wüstenberg schnaufte und stapfte dann wütend nach draußen.
»Vielen Dank! Danke für Ihr Einschreiten!« Alexa löste sich erst jetzt aus ihrer Starre. »Ich weiß nicht, wie weit er gegangen wäre, dieser widerliche Kerl.«
»Alles in Ordnung?« Ignaz von Feldhausen schaute sie besorgt an.
»Ich bin noch etwas wacklig auf den Beinen. Der Tag war sehr anstrengend, und jetzt noch das hier.«
»Kommen Sie doch einen Augenblick zu mir herein. Ich kann Ihnen eine Tasse Tee kochen.«
»Aber Sie wollten doch sicher ausreiten?« Alexa wies auf seine Reitkleidung.
»Das macht nichts. Eine Tasse Tee ist jetzt wichtiger.« Er nahm ihre Arzttasche und führte sie über den Hof zu einem Nebeneingang seines Gutshauses.
»Hereinspaziert!« Alexa trat in eine Art bäuerliche Diele, in der verschiedene Reitutensilien untergebracht waren.
»Leider habe ich den Schlüssel von der Haustür nicht mit«, entschuldigte sich Feldhausen, »deshalb müssen wir diesen Weg nehmen.« Alexa nickte verständnisvoll. Sie hatte noch nie den Wohnbereich des Feldhausener Anwesens gesehen, sondern sich immer nur im zugehörigen Stall aufgehalten. Allein diese Diele mit ihren Eichentruhen verhieß, wie das Kernstück des Hauses aussehen würde. Ehrfurchtsvoll folgte sie dem Hausbesitzer in den sich anschließenden Flur. Er war mächtig hoch und ganz in Holz gehalten. An den Wänden hingen Jagdtrophäen unterschiedlichster Art.
»Mein Gott, das ist ja ein richtiges Schloß!«
Feldhausen lachte. »Sind Sie noch nie in einem Schloß gewesen? Nein, das
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