Ausflug ins Gruene
begeistert an. Warum hast du sie denn überhaupt eingeladen?«
»Das frage ich mich mittlerweile auch.«
»Also, daß du nicht mitkommst, ist eine echte Pleite. Ich weiß nicht, wie ich den Abend mit unserem Sternchen überstehen soll.«
Ich hatte echtes Mitleid. »Das weiß ich allerdings auch nicht. Am besten betrinkst du dich gleich zu Anfang!«
»Weißt du, eigentlich ist sie gar nicht so übel«, Max fand an jedem Individuum die gute Seite, »wenn sie nur diesen schrecklichen Geltungstrieb nicht hätte.«
»Den finde ich allerdings ziemlich dominierend.«
»Alles Unsicherheit, glaub ich. Unter der Schale ist sie echt in Ordnung.«
»Dann kann ja heute abend gar nichts schiefgehen.«
»Danke! Danke für deine Unterstützung und die aufbauenden Worte.« Max trat den Rückzug an. »Ich hoffe, bei dir wird’s genauso beschissen wie bei mir.«
Ich hatte da gar keine Bedenken. Meine Verwicklungen in die Langensiep-Geschichte waren nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein unbeschwertes Abendessen unter vier Augen. Außerdem hatte ich nach dem letzten Cabrio-Auftritt sowieso die Nase voll. Ich erinnerte mich meiner Schwüre, mich nie wieder in eine Frau verlieben zu wollen, und versuchte, mir das Treffen als ein völlig unverbindliches Essen vorzustellen, bei dem man genausogut die Planung eines Schulfestes würde besprechen können. Dementsprechend wollte ich mir auch keine große Mühe mit dem Kochen geben. Kein großer Aufwand, keine großen Erwartungen. Das war meine Devise. Ein kleiner Salat mit Toast würde es auch tun. Die Sachen dafür würde ich später beim türkischen Gemüsehändler an der Ecke kaufen gehen. Zunächst versuchte ich natürlich, Leo zu erreichen. Vergebens. Nach dem dritten Versuch fiel mir ein, daß er einen der letzten Ferientage nutzen wollte, um seine Eltern zu besuchen. Ohne mich mit ihm zu besprechen, wollte ich jedoch nichts unternehmen. Mir war ja sowieso nichts Brauchbares eingefallen. Ich setzte mich deshalb nach dem Frühstück an den Schreibtisch und begann zu arbeiten. Erst das Telefon riß mich gegen fünf Uhr aus meinen Vorbereitungen. Es war Max.
»Ich hätte da noch eine wichtige Information für dich.« »Ist dir noch was zu den inneren Werten von Friederike Glöckner eingefallen?«
»Nein, mir ist was zu den inneren Weiten von Alexa Schnittler eingefallen. Der Typ, mit dem du sie gesehen hast, ist der groß und schlank?«
»Ja.«
»Äußerlich ziemlich hochpoliert?«
»Allerdings. Er sieht aus wie das neueste Joop-Model.«
»Und er fährt ein blaues Cabrio, hast du gesagt?«
»Ja, stimmt. Wird er polizeilich gesucht? Ist auf den entscheidenden Hinweis zu seiner Festnahme eine Be lohnung ausgesetzt?«
»Nicht ganz. Er heißt Hendrik Martens und hat vor eini ger Zeit hier in der Nähe eine Galerie eröffnet.«
»Das allein macht ihn leider nicht strafbar.«
»Er hat vor zwei Jahren die Initiativgruppe »Honourable Men’s Organization« mitbegründet.«
»Was ist denn das? Ein Förderkreis zur Wiederbelebung guter Manieren?«
»›Honourable Men’s Organization‹, abgekürzt HOMO. Kurz: Ich glaube nicht, daß Hendrik Martens ein mehr als freundschaftliches Interesse an Alexa Schnittler hat. Er stünde wahrscheinlich eher auf ihren Bruder.« Mir blieb die Spucke weg. Auf die Idee war ich nicht gekommen.
»Vincent, bist du noch dran?«
»Tut mir leid, Max!« Aus unerfindlichen Gründen stotterte ich. »Ich muß, glaube ich, noch einiges vorbereiten. Für heute abend. Danke dann auch und, ja, viel Spaß auch!«
Die nächsten zwei Stunden arteten in mehr als Hektik aus. Ich durchsuchte zunächst verzweifelt alle meine Kochbücher nach einem bombensicheren, aber raffinierten Rezept. Panisch erinnerte ich mich, daß ich behauptet hatte, ich könne besser kochen als Badminton spielen. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Die Erinnerung an ein chinesisches Gericht, das ich einmal für Freunde gekocht hatte, kam an meine gedankliche Oberfläche. Soweit ich zurückdenken konnte, hatte ich den geliehenen Wok komplett ersetzen müssen. Außerdem war die Demütigung, für alle Pommes holen zu müssen, doch ziemlich bitter gewesen. Ich blätterte weiter in meinen Kochbüchern. Mein Blick blieb an einem italienischen Gericht hängen. Schweinemedaillons in Gorgonzolasauce mit Nudeln nach Belieben. Ich riß die Seite aus dem Buch und raste zu Fuß in die Stadt. Mit dem Auto würde ich wieder keinen Parkplatz finden und und und. Anstatt lange
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