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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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interessiert, wer wem was verspricht, aber in dieser Situation sollten wir zwei doch neutral bei den Fakten bleiben und im Hinblick auf das Geschehene diskret und loyal vorgehen.“ Wieder stand er auf, ging zwei Schritte auf sie zu, und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen. Der Geruch kalter Asche strömte aus seinem Mund. Es war total unangenehm, er war unangenehm. Olivia hätte weglaufen können, aber sie blieb wie paralysiert stehen.
    „Sie hat sein Leben zerstört, dieses Flittchen, was weißt Du schon von ihr, nichts, gar nichts!“ Er wurde laut und bedrohlich.
    „Sexbesessen war die, völlig verrückt, durchgeknallt, abhängig hat sie den Frank gemacht mit ihren Spielchen, mit ihren abartigen Ideen. Komm mir jetzt bloß nicht mit Anstand und Diskretion.“
    Sein Handy klingelte, und das war Olivias Rettung, länger hätte sie seine Gegenwart nicht ertragen.
    „Die Kripo, ich muss los“, er reichte ihr seine Visitenkarte.
    „Du kannst mich jederzeit anrufen“, jetzt lächelte er katzenfreundlich, nahm den Autoschlüssel und verabschiedete sich.
     
     

Kapitel 4
     
    Greta saß auf der untersten Treppenstufe vor der Haustür. Ihr Anblick machte Olivia tief traurig, faszinierte sie aber auch zugleich. Noch nie hatte sie einen Menschen gesehen, der solche unglaublichen Krokodilstränen weinte. Im Zeitlupentempo quoll ein dicker praller Tropfen nach dem anderen über ihren Liedrand, bahnte sich den Weg über ihre Wangen, blieb am Kinn hängen, um sich dort im Tränenstau zu verfangen. Sie saß auf der Treppenstufe, zusammengekrümmt, schwer atmend.
    Die Unglücksnachricht hatte sie unkommentiert gelassen. Sie beugte sich ihrem Schicksal, und es schien eine schwere Last auf Ihren Schultern, die sie von nun an tragen sollte. Stur blickte Greta zu Boden. Leise, ganz leise durchdrang sie der Schmerz, immer schneller folgte eine dieser wässrigen Kugeln der anderen, bis sie ineinander verschmolzen, dem wachsenden Volumen nicht standhalten konnten und sich ein schmales dünnes Rinnsaal bildete, das nicht zu stoppen war. Als Olivia zu ihr niederkniete und sie in die Arme nahm, ließ es Greta geschehen. Ihre Abwehrhaltung vor wenigen Stunden wich inniglicher Umklammerung, so wie das Olivia von seinem Schützling kannte.
    Die beiden waren sich seit Jahren vertraut. Greta war die einzige Person, die einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte. Wenn sie auf Reisen ging, kümmerte sich das Mädchen um den Kater, den sie halb ertrunken und abgemagert aus einem Bach gerettet hatte. Gemeinsam päppelten sie ihn auf. Julius Cäsar wuchs heran und entpuppte sich als stattlicher Kartäuser mit kräftigem Körper, silbriggrauem Fell und orange-kupfrigen Glutaugen. Ein wunderschönes Exemplar, und weil er so ein prächtiges, würdevolles, stolzes Wesen hatte, taufte Greta ihn nach dem römischen Staatsmann. Eigentlich wollte sie ihn mit nach Hause nehmen, aber da hatte ihr Vater entschieden etwas dagegen. Albert fürchtete, dass das Tier seinen Goldfischteich plündern würde.
    Regelmäßig kam Greta vorbei, wenn sie in der Siedlung unterwegs war. Sie suchte Olivias Nähe und machte aus den Begegnungen ein großes Geheimnis. Saskia wusste nichts von ihren Treffen und sollte davon auch nie etwas erfahren. Das hatte Olivia ihr in einer schwachen Minute, als sie absolute Verschwiegenheit forderte, versprochen.
    Damals empfand sie diesen Schwur als nette kindliche Idee, jetzt beschlich sie das Gefühl, dass hinter diesem Wunsch eine tiefe Sehnsucht steckte. Langsam und gleichmäßig streichelte sie Gretas filigranen Rücken und spürte ihre federleichten Knochen unter der dünnen Haut und ihre Empfindlichkeit. Sie war immer noch alleine zu Hause und hatte kein Bedürfnis, den Vater anzurufen, was Olivia wunderte.
    „Möchtes t Du mit mir ins Krankenhaus fahren?“
    „Wozu? Die Mama ist bestimmt schon tot“, fauchte sie, löste ruckartig die Umarmung und rannte in ihr Zimmer.
    Die Bestimmtheit, mit der sie ihre Worte wählte, war erschreckend. Das war kein Gerede eines irritierten Teenies, kein Versuch, die Ahnung so zu formulieren, dass ein Rückzug möglich wäre, ein Funken Hoffnung noch Platz finden könnte. Es war, wie wenn der Bäcker nüchtern mitteilt, dass es keine frischen Brezeln mehr gibt.
    So schnell, wie sie verschwunden war, so schnell kam sie mit einer kleinen Tafel zurück, auf der Saskia eine Botschaft hinterlassen hatte. „Ich habe Dich lieb“, stand darauf, in ihrer schwungvollen Schrift geschrieben. Die

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