Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
weggefahren.“
Kerzengerade hockte sie auf ihren Knien und berichtete ausführlich von hausgemachten Dramen, die Olivia bislang so noch nie zu Ohren gekommen waren. Das Schloss der Haustüre drehte sich, Albert eilte die Treppe hinauf und trat ins Zimmer. Sein düsteres Gesicht heiterte sich etwas auf, als er Olivia sah, er umarmte Greta nicht, passierte sie wie eine Bodenvase, die da zufällig auf dem Teppich stand, und drückte Olivia zwei flüchtige Küsse auf die Wangen.
„Danke, dass Du gekommen bist“, sprach er mit energischem Ton und wandte sich Greta zu.
„Deine Mutter hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus.“
Seine Mitteilung war emotionslos, wie wenn er einem Geschäftskollegen den aktuellen Börsenstand durchgeben würde. Es war grundsätzlich von Gretas Mutter die Rede, nicht von seiner Frau, und so sollte es auch bleiben.
Wie ein Büromanager begann er die folgenden Tage zu verplanen. Dabei ging es ihm vor allem um Gretas Unterbringung. Er müsse sich ja nun um ihre Mutter kümmern und hätte keine Zeit, das Kind zu hüten.
„Olivia, wäre es Dir möglich, Greta zu übernehmen, bis ich alles geklärt habe?“
Seine Frage hatte einen fordernden Unterton und ließ keine Widerrede zu. Olivia willigte ein. Mechanisch regelte er die weiteren Abläufe. Er verließ das Zimmer und kam mit einem kleinen Koffer wieder, den er Greta in die Hand drückte.
„Pack Deine Sachen“, wies er sie an. Doch Greta reagierte nicht artig und folgsam.
„Ich will mitkommen, nimm mich mit zur Mama!“, bettelte sie. Aber er antwortete nur versteinert.
„Das geht nicht, Du musst morgen in die Schule.“
Greta ließ nicht locker, stellte sich vor ihn, beide Hände in die Hüften gestützt, trotzig und kampfbereit. Er schob sie beiseite und signalisierte Olivia mit aufforderndem Blick, sich helfend einzuschalten. Hinter seiner eiskalten Miene war etwas Lebendiges, ja sie spürte Wut. Immer schwerer schien ihm die selbst auferlegte Disziplin, doch er hielt durch. Er ignorierte die angespannte Situation nach außen und kochte innerlich, da war sie sich sicher. Gefühlsregungen hatte Olivia bei Albert noch nie erlebt, und sie überlegte, wie er funktioniert. Ihr spärliches Wissen basierte auf den Schilderungen von Saskia, und das waren in den letzten Monaten keine Lobeshymnen, eher Gruselgeschichten, die sie von Albert distanzierten. Saskia beklagte unzählige Verhöre, die sie über sich ergehen lassen musste, und eines Tages beging sie, weich gekocht, den Kardinalfehler ihres Lebens. Sie beichtete ihm von Frank. Dieser schwache, unüberlegte Moment brachte ihr nicht die erhoffte Freiheit. Alberts Eifersucht eskalierte, und sein Verhalten nahm gefährliche Ausmaße an. Fortan versuchte er, Saskias Liebe zu erzwingen. Sie hatte Olivia von einer regelrechten Vergewaltigung berichtet.
Schon lange war sie in den Keller gezogen und aus dem gemeinsamen Schlafzimmer geflohen, doch eines Abends war er ihr gefolgt, ignorierte ihre Bitte, alleine zu sein, und stellte Ansprüche. Er verlangte, was ihm als Ehemann zustünde, und als sie ablehnte, sich verweigerte, passierte das Unglaubliche. Er sperrte die Tür zu, stieß sie auf das Bett, riss ihre Kleider vom Leib, nahm sie, drang in sie ein mit unnachgiebiger Härte, bis er ejakulierte und das weiße klebrige Sekret seines Körpers auf ihrem Oberschenkel herab lief. Keuchend blieb er auf ihr liegen. Sein Gewicht drückte sie in die Matratze. Seine Hände pressten ihre Arme nieder, sie konnte sich nicht wehren und sie wollte auch nicht um Hilfe schreien, wegen Greta. Sie wäre die Einzige gewesen, die ihr hätte helfen können, aber diesen Anblick, diese entwürdigende Situation wollte sie ihr ersparen.
Das wollte sie nicht, das durfte sie nicht, sie musste durchhalten, aushalten.
Alberts gewaltvoller Übergriff widerte sie an.
Sie ekelte sich vor ihm und vor sich selbst. Denn zum ersten Mal nach all den Ehejahren war sie erregt. Ausgerechnet bei diesem Akt, der gegen ihren Willen vollzogen wurde. Aber er hatte getan, wovon sie immer träumte. Er hatte sie richtig genommen, sie dominiert, sie beherrscht. Ihre Lust auf harten Sex wurde befriedigt und vermischte sich gleichzeitig mit ihrer Ablehnung und Angst und den Überlegungen, wie sie Albert los werden, ja sogar töten könnte. Chaos herrschte in ihrem Kopf.
„Jetzt ist es gleich vorbei“, dachte sie. „Es muss aufhören!“ Aber es sollte erst richtig losgehen. Zufrieden betrachtete er, wie sein Schweiß
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