Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Glas Champagner getrunken.
„Wie nett, schau mal, der Hoteldirektor will uns verwöhnen“, flötete sie und kippte gleich zwei volle Gläser hintereinander runter. Er reagierte sauer, weigerte sich mitzutrinken und stellte die Flasche in den Kühlschrank. Für ihn war dieser Abend zu wichtig. Kein Spaß, sondern ein reiner Businesstermin, und dafür brauchte er einen klaren Kopf. Auch Saskia sollte kontrolliert auftreten und an seiner Seite brillieren, schließlich war ein hoch dotierter Auslandsjob im Gespräch. In ihrem feuerroten Abendkleid mit dem langen Schlitz an der Seite sah sie blendend aus. Feist und imposant trug sie ihren Busen zur Schau, das Dekolleté war aufreizend und geißelte ihn, das musste er sich zugestehen, dabei hatte er sie übelst beschimpft, nachdem er die Rechnung für die Brustvergrößerung auf ihrem Schreibtisch gefunden hatte. Wochenlang durfte er sie nach diesem operativen Eingriff nicht berühren, das Badezimmer blieb für ihn verschlossen, das machte ihn wütend, denn er sehnte sich nach ihrem Körper, nach ihrer Nähe.
„Frauen verändern sich durch eine Schwangerschaft, Frauen leiden unter psychischen Störungen wegen der Hormonschwankungen“, Erklärungen, die er schon als Kind bei Gesprächen seiner Mutter und deren Freundinnen aufgeschnappt hatte, die ihm halfen, Saskias merkwürdiges Verhalten als typisch weibliche Marotte zu tolerieren. In all den Jahren gab es so viele Dinge, die für ihn selbstverständlich waren und die er nicht hinterfragte. Ihre diversen Kulturreisen zum Beispiel, denn sie berichtete immer ausführlich von ihren Stadtrundfahrten und Museumsbesuchen, von neusten Erkenntnissen in der modernen Kunst, verglich die Malerei unterschiedlicher Epochen und war erstaunlich gut informiert. Das imponierte ihm sogar, und er erhöhte gerne ihr Haushaltsgeld. Dass sie die vielen Reisen gar nicht antrat und ihre Informationen dem Internet entnahm, dass sie das Geld den Schönheitschirurgen in den Rachen warf und sich in diversen Kliniken aufhielt, das realisierte er erst im Laufe der Zeit und traute sich dann nicht zu fragen, warum sie diese Tortur auf sich nahm.
Damals im Hyatt hatte sie, wie immer bei solchen Anlässen, das Haar zu einer eleganten Hochfrisur zusammen gesteckt, und im Nacken wippte lustig eine kleine Locke. Albert liebte sie so am meisten. Als sie in den Saal traten, hatte das seine gewünschte Wirkung. Alle drehten sich nach ihr um, und der Chef begrüßte die „Gattin“ mit Handkuss. Sofort hatte Saskia das nächste Champagnerglas in der Hand. Unermüdlich bediente sie sich vom Tablett jedes herannahenden Obers, und Albert konnte sie nicht bremsen. Bis zum Hauptgang des Gala-Dinners war sie vorbildlich, zurückhaltend, charmant, aber sie aß nichts, bestellte eine weitere Flasche Champagner an den Tisch, und die lehrte sie vergnügt mit seinem Kollegen und dessen Frau. Am Anfang bemerkte er ihre Absichten nicht und freute sich, wie angeregt sie die Konversation über Schule und Kinder führte, wie nett sie mit der Frau des Kollegen erzählte, doch dann glitt ihre Hand über das Tischtuch und sie fuhr ihre roten Krallen aus. Es war immer derselbe Ablauf. Mit spitzer Zunge provozierte sie nun im Männerjargon und testete mit derben Sprüchen ihren Gegenüber. Anspielungen zum Thema Sex und Leidenschaft wurden in den Ring geworfen, und schon war sein Kollege mitten im Gefecht. Ihre Stimme wurde immer lauter, ihre Laune immer besser. Die Männer am Tisch amüsierten sich über ihre zweideutigen Witze, die er alle kannte und die sie nun zum Besten gab, die Damen wirkten wie immer verschämt und blieben zurückhaltend. Albert schwieg in der Hoffnung, sie würde sich besinnen und die Contenance bewahren. Als das Handy des Kollegen klingelte, wurde ihr Auftritt glücklicherweise unterbrochen. Das Au Pair hatte Probleme, und seine Frau verließ die Veranstaltung. Saskia ging zum Angriff über. Es dauerte keine zehn Minuten, da war sie mit dem Kollegen auf der Tanzfläche verschwunden. Albert wollte gar nicht hinsehen, aber er tat es trotzdem, er sah sie eng umschlungen Blues und Foxtrott tanzen, er sah, wie sie sich gegenseitig abtasteten und ihre Körper aneinander schmiegten. Er sah, dass sein Chef auch hinsah, und da stand er auf, verabschiedete sich und ging auf Saskia zu, um sie abzuholen.
„Wollen wir Drei nicht zusammen zurück fahren und an der Bar im Hotel noch einen trinken?“, fragte sie unternehmungslustig. Ihr Tanzpartner war
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