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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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wieder zur Schule ging, mit lackierten Fingernägeln. In den Pausen versteckte er die Hände in den Hosentaschen, bis er auf die Idee kam mit dem Terpentin. Im Keller hatte er die Flasche entdeckt, tränkte einen alten Putzlappen mit der Flüssigkeit und rieb seine Nägel, bis sie stumpf und blass waren. Der beißende Geruch stieg wie damals in seine Nase, dieser Gestank, der ihn dann auch verriet, was eine deftige Tracht Prügel zur Folge hatte, weil er den teuren Lack ohne Erlaubnis einfach entfernt hatte, und das mit einer gefährlichen Chemikalie. Mit dem Ledergürtel verhaute ihm der Vater den blanken Hintern. Er nahm die Strafe gelassen. Jeder Schlag schmerzte, doch er schwieg, er klagte nicht, er weinte nicht, wie immer, wenn ihn der Vater schlug. Rachegelüste stiegen in ihm damals empor, doch Angst und Hilflosigkeit betäubten seinen Willen, Widerstand zu leisten. Nur ein einziges Mal in seinem Leben wagte er dem Vater zu widersprechen, als er gegen Greta die Hand hob und ihr eine Ohrfeige verpasste, weil sie sich weigerte, den Griesbrei aufzuessen. Brüllend saß sie in ihrem Hochstuhl, und Saskia sprang erzürnt vom Tisch auf und schrie ihn an:
    „Wenn Du jetzt nichts sagst, nehme ich meine Tochter und komme nie mehr in dieses Haus.“ Was blieb ihm übrig, er wusste, dass Saskia ernst macht, er wusste, dass dies die passende Gelegenheit für sie sein könnte, endlich dieser Familie zu entfliehen, dieser Familie, die sie so verabscheute. Also erhob er sich, nahm Greta auf den Arm, streichelte ihr hochrotes Gesicht und teilte dem Vater mit, dass er für die Erziehung seiner Tochter nicht zuständig sei.
    „Das sehe ich anders, irgend jemand muss dieser Göre Manieren beibringen, sie scheint von Euch nicht viel zu lernen“, kam sofort der Konter, und er antwortete mutig:
    „Nicht so, Vater, nicht mit Gewalt, die Zeiten sind vorbei, wenn Du möchtest, dass wir bleiben, dann versprich mir das.“ Der Vater schwieg und nickte. Die Schlacht schien gewonnen, und Albert fühlte sich als Sieger, ja er war Saskia regelrecht dankbar, dass sie ihn gezwungen hatte, etwas zu unternehmen, sie war die treibende Kraft in ihrer Beziehung.
    Die Tür öffnete sich, und die verhüllte Krankenschwester steckte ihren Kopf durch den Spalt. Alberts Puls schnellte in die Höhe, er sprang auf, der Moment war gekommen, das Warten hatte ein Ende, so dachte er und ging mit wackeligen Beinen auf sie zu.
    „Sie haben Besuch“, sprach sie, und er blieb wie angewurzelt stehen. Zwei Männer in Zivil schoben sie beiseite und traten in den Raum.

Kapitel 7
     
    Im Schockraum der Uni-Klinik herrschte hektisches Treiben. Franks Augen öffneten sich trotzdem nicht. Fest blieben sie verschlossen. Dass er bei vollem Bewusstsein war, zeigten die Reflexe seiner Augenlider, die leicht zuckten und sich bei jeder Bewegung, die im grellen OP-Licht einen Schatten warf, zusammenzogen.
    Nervös referierte der junge Notarzt, der ihn mit dem Helikopter hierher gebracht hatte. Seine hohe Stimme vibrierte vor Aufregung.
    Frank hörte über sich, dass er vital gefährdet gewesen wäre und ein Drittel seines Bluts verloren habe. Genau 1.800 Milliliter. Man habe ihn deshalb vor Ort aufgepäppelt, einen venösen Zugang gelegt und ihm per Infusion Flüssigkeit, Schmerzmittel und für den Flug Paspertin gegen die Übelkeit gespritzt.
    Eine Krankenschwester löste geschickt den Druckverband an seinem linken Arm, der Patient blieb regungslos liegen.
    Der Unfallchirurg betrachtete den kleinen Schnitt in der Ellenbeuge und befragte dabei den Notarzt weiter.
    „Wieso haben Sie sich bei der Trage für den Mann und nicht für die Frau entschieden?“
    Schamesröte breitete sich in den Wangen des jungen Mannes aus. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Der Chef kontrollierte ihn. Logisch, davon musste er in seiner Probezeit ausgehen. Aber die Nachfrage verunsicherte ihn, sie schien ihm wie eine Unterstellung, falsch gehandelt zu haben. Und dieses Gefühl hatte er deshalb, weil ihn den ganzen Rückflug Skrupel quälten, ob er alles richtig gemacht hatte, und ob es nicht besser gewesen wäre, doch die Frau und nicht den Mann mit dem Hubschrauber zu transportieren.
    Nie hätte er gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, am Unfallort alleine zu entscheiden, und heute, bei seinem ersten Soloauftritt, wäre es ihm lieber gewesen, nur einen Verletzten vorzufinden. Aber da waren zwei, die beide äußerst hilfsbedürftig schienen. In wenigen Sekunden musste er eine

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