Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
Vom Netzwerk:
begeistert von dieser Idee, was hätte Albert also antworten sollen? So landeten sie zu dritt auf der Rückbank dieser VIP-Limousine, und das Drama nahm seinen Lauf. Wie wenn er sich in Luft aufgelöst hätte, ignorierte sie ihn. Umarmte ihre Beute, küsste den Fang des Abends und öffnete seine Hose. Ihre Hände wanderten durch den Schlitz in das geheime Innerste dieses Mannes. Die beiden liebkosten und streichelten sich, und er starrte nur noch aus dem Fenster und auf seine Armbanduhr. Schweigend ertrug er, wie schon so oft, ihre angeblich so harmlosen Aktivitäten und tröstete sich mit dem Gedanken, dass am Ende nur einer von diesem Vorspiel profitiert, nämlich er. Im Hotel angekommen, zerrte er sie aus dem Wagen, in den Fahrstuhl. Schluss war mit lustig, es gab keinen Drink an der Bar, es gab die Vollendung dieses Psychoterrors in seinem Bett.
     
    Die Erinnerung schmerzte, aber er hatte bis heute erfolgreich alle Demütigungen ertragen und kaschiert, um den Schein zu wahren. Jeder dachte, dass er die perfekte Ehe führt, dass er alles richtig macht, und das musste auch so bleiben. Diesmal war die Anforderung erheblich größer, er würde eine gute Erklärung für den plötzlichen Krankenhausaufenthalt der Gattin finden müssen, er musste diese unangenehme Geschichte auslöschen, bevor sie Geltung bekam.
    „ Allergische Erkrankungen.“ Was sollte er denn nun zu diesem Thema schreiben? Saskia hatte keine Allergien, nie gehabt.
    Aber wie war die Sache mit der Haarimplantation zu bewerten? Nach jeder Mammutsitzung beim Friseur rannte sie zum Dermatologen, weil die Kopfhaut juckte. Das war höchstens eine allergische Reaktion, doch keine Erkrankung. Auch so eine unvernünftige, unerklärbare Aktion, über die er mit Saskia gestritten hatte. Stundenlang saß sie bei diesem Beutelschneider und ließ sich künstliche Haare einpflanzen. Ihre lange Mähne war in Gefahr, weil sie plötzlich unter extremem Haarausfall litt. Bei jeder Dusche reagierte sie hysterisch, wenn sie zusehen musste, wie ihr kostbarstes Gut büschelweise in den Abfluss rutschte, und dafür machte sie die arme Greta verantwortlich. Die Schwangerschaft hätte ihre Schönheit zerstört, sie ausgezehrt, ihren Körper geschwächt, der Haarausfall sei ein Ergebnis davon. Spielte das jetzt eine Rolle? Er entschied sich für ein klares „Nein“ und erstarrte bei der letzten Frage nach dem Organspender-Ausweis. Zögernd kreuzte er bei „Ja“ an, den hatte sie, aber wieso war das wichtig? Sie würde sich schon wieder rappeln und bald nach Hause kommen.
    Die Stille im Raum wurde ihm unerträglich, er öffnete die Tür und beobachte das geschäftige Treiben auf dem Gang. Rechts und links zogen sich hohe Fensterfronten entlang, dahinter mussten die Behandlungszimmer liegen, er konnte das nicht sehen, aber hören. Das Stöhnen und Jammern der Patienten wurde von den mechanischen Piepstönen der elektronischen Geräte begleitet, die die Atmosphäre durchdrangen. Am liebsten wäre er losgelaufen, um Saskia zu finden und um sie mitzunehmen. Auf was sollte er hier noch warten? Doch da kam schon die Schwester mit forschem Schritt auf ihn zu, packte ihn am Arm und zog ihn wieder in den Warteraum.
    „Sie müssen die Anweisungen befolgen und im Zimmer bleiben, bis wir Sie holen. Sicherheitsmaßnahme, und außerdem erwarten wir Diskretion von unseren Besuchern.“ Ihr Blick war bestimmend, und Albert wagte nicht zu widersprechen. Hier war nicht sein Revier, hier hatten andere das Sagen , und er musste das wohl akzeptieren. Zähneknirschend nahm er wieder Platz und betrachtete seine Fingernägel. Kleine Halbmonde, bis auf den untersten Rand abgeknabbert, schnell vergrub er die Hände, um sie dann doch wieder auszustrecken. Unappetitlich, lautete sein Urteil. Noch nie hatte er sich Gedanken darüber gemacht, doch jetzt entging seinem kritischen Blick nicht, wie gewaltsam er sie mit den Zähnen zurechtstutzte. Immer dann, wenn er grübelte, wenn er mit sich und der Welt unzufrieden war. Was hatte seine Mutter nicht alles unternommen, um ihn vom Nägelkauen abzubringen. Senf hatte sie drauf geschmiert, scharfe Salben. Nichts half, nichts konnte seine Gewohnheit bremsen, den schlechten Geschmack ignorierend, kaute er emsig weiter. Einmal hatte sie ihn mitgenommen zur Kosmetikerin, und die bestrich jeden Finger mit einem stinkenden Lack, angeblich sollte das Abhilfe schaffen. Er war damals gerade acht Jahre alt und schämte sich fürchterlich, als er am nächsten Tag

Weitere Kostenlose Bücher