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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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er schob die Schublade wieder zu. Unendlich stolz stand er auf und marschierte mit festem Schritt zur Konferenz, wo bereits alle an der langen weißen Tafel Platz genommen hatten und ihn erwartungsvoll anstarrten.
    „Da ist er ja, unser Tagessieger!“
    Michael Roths zynische Bemerkung verunsicherte Oskar. Tagessieger bedeutete einen der heiß begehrten Plätze auf der Titelseite. Schlagzeile über Bruch und das Ganze exklusiv. Das konnte nicht Michis Ernst sein, nach den mageren Auskünften, die er bisher hatte, die höchstens einen netten Zweispalter im Lokalteil erlaubt hätten. Das konnte nur eine seiner fiesen Sticheleien sein, die er aus Schadenfreude gerne zum Besten gab, um ihn zu provozieren. Er konterte entschlossen.
    „Mit einer persönlichen Auszeichnung habe ich gar nicht gerechnet, wie komme ich zu dieser Ehre?“
    „Fackeln wir nicht rum, Schmitt. Bleibt es bei Deiner Schlagzeile für die Eins?“
    „Für die Eins? Soll das ein Scherz sein?“
    „Seit wann scherze ich? Wir haben einstimmig entschieden! Deine Tote am Rande der IOC-Sitzung gefällt uns, Deine Kollegen haben nichts Besseres.“
    Mich ael Roth wippte genüsslich auf seinem quietschenden Drehstuhl, ließ die Yin und Yang Kugeln, die er stets dabei hatte, in seiner Hand hin und her rutschen und schaute ihn mit erwartungsvoller Miene an.
    Für Oskar kam die Bescherung zu früh.
    „Michi, mir fehlt noch Futter.“
    „Was soll das heißen?“
    „Die Tote ist noch nicht tot, nicht wirklich. Also, hirntot wahrscheinlich, aber das wissen wir erst morgen ganz konkret.“ Oskar wand sich wie ein Aal im Salzwasser, während der Redaktionsleiter aufstieg und langsam auf ihn zuging.
    „Es wäre für uns auch gar nicht gut, wenn sie schon tot wäre“, fügte er vorsichtig hinzu.
    „Wie meinst Du das?“ Michael Roth stand direkt vor ihm und beugte sich zu ihm herunter, sie waren jetzt auf Augenhöhe, und Oskar atmete innerlich auf, weil er den Alkoholtest nicht zu fürchten hatte. Diesmal war er der Sieger und diese Gewissheit machte ihn stark, so stark, dass er mit fester klarer Stimme zum Flipchart schritt und seinen Plan vortrug.
    Morgen solle es nur einen zweispaltigen Artikel über die Tat im Lokalteil geben. Er nahm den Marker und kritzelte die Schlagzeile auf das großflächige Papier: „Blutbad im Hotel“.
    Für den zweiten Tag schlug er vor, 60 Zeilen auf der Titelseite zu bringen. Wieder notierte er in großen Lettern die Überschrift „Liebe bis in den Tod“, zog einen Strich und schrieb „Umlauf Seite fünf“. „Hier bringe ich dann erste Hinweise auf den tragischen Hintergrund. Die beiden hatten keine Chance auf eine gemeinsame Liebe und wollten deshalb gemeinsam in den Tod gehen, warum und wieso, was ich gerade in Erfahrung bringe. Es wäre ganz günstig, wenn die Frau noch leben würde, dann hätte ich etwas Luft und könnte am dritten Tag ein bisschen über unser Liebespärchen spekulieren. Er, der Verführer, sie, das arme Hascherl, Emotionen, gemeinsame Pläne, das komplette Repertoire, Ihr wisst schon.“ Sein Blick überflog die Redakteursrunde. Alle saßen aufmerksam da, alles schwieg, selbst Michael Roth hatte aufgehört die Yin und Yang Kugeln zu bewegen. Oskar wusste, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte und fortfahren konnte.
    „Sagen wir mal, am vierten Tag ist sie tot. Dann gibt es darüber eine n Bericht auf der Seite drei, natürlich lokal. Am fünften Tag würde ich über Ungereimtheiten spekulieren. Verdächtige, unterlassene Hilfeleistung, Mord. Weiteres wird die Recherche ergeben, für die ich dringend zwei Reporterteams benötige.“
    Es war raus. Seine Forderung, sein Plan. Gespannt schaute er Michi an. Der wiederum drehte sich den Redakteuren zu und fragte trocken deren Meinung ab.
    Niemand wiedersprach zu Oskars großer Überraschung. Sein Auftritt hatte überzeugt, er musste nur noch die Anzahl der Rechercheorte angeben. Michael Roth gestattete ihm die gewünschte Unterstützung, über die er ab sofort die Federführung haben sollte, und befahl ihm, weiter das Quartier im Hotel zu bewohnen mit der Maßgabe, die Vorbereitungen zur IOC-Veranstaltung im Auge zu behalten.
    „Ab morgen ist Oskar draußen unterwegs und gibt die Informationen und Berichte an die Redaktion telefonisch durch“, entschied er und bestimmte einen Verbindungs mann, der für Oskar die Konferenzen zu besuchen hatte und die Reporterteams sowie die diensthabenden Redakteure miteinander koordinieren sollte. Dann wählte

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