Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Visage gerammt, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er ihn möglichst ohne Ärger loswerden sollte. Einschüchtern musste er den, damit er kein Unheil anrichtet. Noch war nichts verloren, der heutige Artikel gab keinerlei Hinweise auf bestimmte Personen, das musste so bleiben, dafür würde er sorgen. Sachte begann er die Tür zuzuziehen und blickte dem Feind direkt in die Augen.
„Hören Sie. Niemand hat Sie bestellt, und von mir werden Sie nichts erfahren. Gar nichts. Das Gespräch ist beendet. Das Betreten meines Privatgeländes ist Ihnen strengstens untersagt, und wagen Sie es nicht, meine Tochter anzurühren, sonst zeige ich Sie an! Haben wir uns verstanden?“ Aha, er hat also eine Tochter, dachte Oskar, erkannte, dass er hier mit Freundlichkeit und Mitleid nicht weiterkam, sondern nur mit Druck, und den würde er jetzt in gewohnter Manier ausüben.
„Schade, dass Sie mit uns nicht kooperieren. Dann werden wir uns eben anders helfen. Wir bekommen alles über jemanden heraus, wenn wir wollen. Alles!“ Er reichte ihm seine Visitenkarte.
„Falls Sie es sich anders überlegen. Rufen Sie mich an, ich bin für Sie da.“
„Ganz bestimmt nicht“, wetterte Albert und schloss die Tür.
Oskar trollte sich, stieg in sein Auto, das er in der Straße mit Blick auf Alberts Haus geparkt hatte, und wartete. Irgendwann würde Albert wegfahren, und er würde ihm folgen, beobachten, wo er hinfährt, was er macht, mit wem er sich trifft und mit seinem Supertele schicke Fotos schießen. Relaxt begann er, das erste Reporterteam anzurufen, welches das Umfeld des Liebhabers auskundschaftete.
Die Belegschaft der Arztpraxis war gerade ausgehorcht worden, und Pitbull berichtete von Saskias regelmäßigen Besuchen und lustvollem Geschrei, das aus Franks Behandlungszimmer durchgedrungen sei. Die Arzthelferinnen waren sich einig, die beiden hätten eine feste Beziehung gelebt, und seine vielen Hausbesuche hätten sicher nicht bei Patienten stattgefunden, sondern bei ihr, denn er war in dieser Zeit unerreichbar und es gab keine Abrechnungen, so die Buchhalterin. Allgemein habe es immer weniger Arbeit und demzufolge immer weniger Einnahmen gegeben. Dafür wären die Ausgaben für recht atypische Dinge gestiegen. Bewirtung, Champagner und für Fotomaterial. Das war der Buchha lterin schon länger aufgefallen, und als sie nachfragte, wie sie diese Ausgaben steuerlich geltend machen solle, musste sie sich anhören, dass das ihr alleiniges Problem sei, dafür würde sie schließlich bezahlt. Kritisch wäre es geworden, als die Ehefrau von Dr. Stein in die Bücher geschaut hatte. Missbilligend habe sie aufgesehen und der Buchhalterin mit Rausschmiss gedroht, wenn diese Schattierungen, die sich in der Bilanz wie ein Krebsgeschwür ausbreiteten, nicht umgehend beseitigt würden.
„Habt Ihr erfahren können, wie die Praxis finanziell dasteht?“
„Logisch, die Buchhalterin war dankbar, dass ihr endlich jemand zuhört! Dr. Stein ist pleite!“
„Prima!“ Oskar klopfte sich zufrieden auf den Oberschenkel.
„Fahrt gleich zu seiner Ehefrau, die ist reif, das sage ich Euch, und vergesst die Familienfotos nicht!“
„Wir stehen bereits vor ihrer Villa, noble Hütte. Sie verlässt gerade mit einem groß gewachsenen Herrn das Haus.“
„Wo will sie denn hin?“
„Woher sollen wir das wissen?“
„Hinterher! Lasst sie nicht aus den Augen! Ich will wissen, wie der Mann heißt und welche Rolle der spielt.“
Oskar musste auflegen, denn Albert kam mit Aktentasche aus dem Haus. Auf dem Gehweg blieb er stehen und begrüßte ein schwarzhaariges Mädchen, das langsam daher schlenderte. Ihr Rücken war gebeugt und ihr gebrechlicher Körper schien die Last des Schulranzens auf ihren Schultern kaum tragen zu können. Die Beiden begannen eine Unterhaltung, die durfte Oskar nicht verpassen, schnell öffnete er das Fenster.
Das war eindeutig die Tochter des Hauses. Oskar nahm den Fotoapparat vom Beifahrersitz und knipste die beiden, die immer lauter wurden. Greta hieß also das gute Kind, welches nicht zur Schule gehen wollte und Bauchweh hatte. Das arme Ding flehte den Vater an, so dass Oskar richtig Mitleid bekam. Doch der Vater glaubte der Tochter nicht, packte das Mädchen am Arm, zog und schob es in seinen blank polierten schwarzen Porsche Cayenne und knallte die Beifahrertür zu.
Nobel geht die Welt zu Grunde, dachte Oskar und staunte nicht schlecht, als sich die Beifahrertür wieder auftat und das Mädchen versuchte, aus dem Wagen zu
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