Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
beendet und für immer.
„Thema abgehakt“, sagte er zu sich selbst, während er den Autoschlüssel aus der Hosentasche zo g und mit dem Fuß die Drehtür anstieß.
Zu Hause führte er den kurzen Prozess akribisch zu Ende. Aus der Besenkammer nahm er große graue Müllsäcke und stopfte alles, was Saskia gehörte, hinein. Ihre Bücher, ihre Bilder, ihre Noten. Die Fotoalben, die Schals, Mützen, Handschuhe und Mäntel aus der Garderobe. Das Badezimmer räumte er bis auf Gretas und seine Habseligkeiten leer. Egal, was er zwischen die Finger bekam, ob es ihre Parfums, ihr Schmuck, ihre Bürsten oder Haargummis waren, er fühlte nichts, er wollte Saskia nur auslöschen, aus seinem Leben entfernen. Sie hatte es selbst so entschieden und daher kein Anrecht auf Sentimentalitäten, auf Momente, die an sie erinnern könnten und ihm Schmerz und Kummer bereiten würden. Selbst die Gummihandschuhe für die Gartenarbeit schmiss er weg, bevor er in den Keller ging und ihren Kleiderschrank öffnete. Seine Bewegungen wurden immer schneller, er handelte, als wenn er auf der Flucht wäre. Packte mehrere Kleiderbügel gleichzeitig von der Stange, holte Pullover, T-Shirts stapelweise aus den Regalen. Mittlerweile waren alle Säcke prall gefüllt, aber er wollte nicht aufhören und nahm jeden Koffer, den er finden konnte, um fortfahren zu können. Hastig öffnete er die Schubladen, doch als ihm der typische Lavendelduft entgegen stieg und er den feinen, weichen Stoff ihrer Unterwäsche in den Händen hielt, verließ ihn der Mut. Vorsichtig drückte er ihre Büstenhalter, ihre Slips an seine Nase und verlor sich gedanklich zwischen ihren Brüsten, zwischen ihren Schenkeln. Er sank zu Boden und weinte.
Kapitel 18
Greta würde schon an den Tisch kommen, das hoffte Olivia zumindest, und suchte im Kühlschrank nach etwas Essbarem. Zum Einkaufen war sie aber nicht gekommen, und entsprechend mager gestaltete sich ihr Angebot. Katzenfutter, Marmelade und Eier. Saskia hätte ihren Spaß an dieser Auswahl gehabt und sicherlich schräge Bemerkungen losgelassen, aber Saskia war weit weg. Zum ersten Mal in Olivias Leben fehlte sie ihr, und während sie den Lebensmittelschrank öffnete in der Hoffnung, dort etwas Brauchbares zu finden, schlichen sich Erinnerungen ein.
Ihr erstes Treffen am Flughafen, als Olivia orientierungslos den Schalter für hinterlegte Tickets suchte. Da stand Saskia mit ihrem strahlenden Lächeln vor ihr und wusste gut Bescheid. Sofort ergab sich ein herzliches Gespräch, und beide stellten zu ihrer großen Überraschung fest, dass sie in Potsdam, quasi um die Ecke, wohnten. Diese Begegnung konnte kein Zufall sein, und sie brachte so eine Art „Liebe auf den ersten Blick“ zum Vorschein.
„Das gibt es also auch unter Frauen“, dachte Olivia damals verblüfft. Ihre kleinen Synapsen feuerten wie wild Signale an die Nervenzellen und transportierten die Information mit der Überschrift „in Kontakt bleiben“. Also tauschten sie Adressen aus.
Olivia stieg in den Flieger nach New York und Saskia, ja wohin war sie eigentlich damals gegangen?
Nach ihrer Rückkehr fand Olivia einen roten Umschlag im Briefkasten mit einer Einladung zum Dinner. Saskia hatte den richtigen Köder ausgeworfen. Essen war Olivias Leidenschaft, was sich immer wieder äußerst nachteilig auf der Waage auswirkte. Unglücklicherweise war sie eine miserable Köchin, und ihr Repertoire beschränkte sich auf das Öffnen von Dosen und Tiefkühlpackungen. Freudig nahm sie daher die Einladung an und profitierte fortan regelmäßig von Saskias genialen Kochkünsten.
„Arme Greta, was musst Du nun entbehren, aber Du wirst sicher nicht bei mir verhungern“, dachte sie, während sie aus der Tiefkühltruhe die letzte Pizza herausfischte und in den Ofen schob.
„Ich habe Hunger“, raunzte Greta.
„Das trifft sich gut, ich auch, decke doch schon mal den Tisch, dann geht’s schneller.“
„Ich bin nicht Deine Bedienung“, protestierte sie.
„Stimmt, aber wir wohnen zur Zeit zusammen, und da packt jeder an.“ Die Antwort wurde akzeptiert, und sie begann die Teller zu suchen. Gemeinsam deckten beide den Tisch, während Julius Cäsar um die Ecke schlich und sich mit anklagendem Blick vor seinen Fressnapf setzte.
„Darf Julius in der Küche essen?“
„Natürlich Greta, er leistet uns doch immer Gesellschaft.“
„Das ist aber unhygienisch.“ Olivia schwieg zu diesem Kommentar und servierte mit einem aufmunternden „lass es Dir
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