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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Er musste auf andere Gedanken kommen. Die Tageszeitung war in solchen Momenten die beste Medizin und versüßte ihm seit Monaten die unendlich langen Morgenstunden. Der Bote kam früh zwischen fünf und sechs Uhr, und Albert freute sich, wenn er ihn zufällig traf, weil er zu dieser unmenschlichen Zeit schon hellwach war und gerne auch ein wenig plauderte.
    Gewissenhaft studierte er den Finanzteil, überflog die Börsenkurse, las die aktuelle Politik quer, nahm sich den ein- oder anderen Hintergrundbericht vor und blickte auf die Küchenuhr, die ihm weiterhin eine Menge Zeit signalisierte, denn sein obligatorischer Kleinkrieg mit Greta an Schultagen fiel flach. Da Greta bei Olivia schlief, blieb ihm das Aufwecktheater erspart, für das er eine halbe Stunde kalkulieren musste, bis Greta knurrend und schlecht gelaunt am Frühstückstisch erschien. Er gewann zusätzlich mindestens zwanzig Minuten, die er sonst mit der lästigen Grundsatzdiskussion verlor, ob Greta Bauchweh hat oder nicht, warum sie in die doofe Schule gehen muss und warum es unerwünscht ist, dass Greta weiterschläft. Er musste kein Schulbrot vorbereiten und sie auch nicht vor sich hertreiben, damit sie die Zähne putzte und sich wirklich anzog, um dann auch wirklich zur Schule zu gehen. Dieses unerfreuliche, nervenaufreibende Duell blieb ihm heute erspart. Er wusste aber auch nichts mit sich anzufangen, und so schlug er ganz gegen seine Gewohnheit den Lokalteil auf und las entsetz t die Schlagzeile.
    „Blutbad im Hotel“. In fetten Lettern stand sie da. Gleich daneben ein Foto vom Print Hotel, das er von unzähligen Konferenzen gut kannte, und dann folgte ein kurzer Bericht über das Liebespaar aus Potsdam, das hier versucht hatte, aus dem Leben zu scheiden. Die Staatsanwaltschaft vermute einen geplanten Selbstmord der beiden, über die Ergebnisse ihrer Ermittlungen würde in den folgenden Tagen berichtet. Die Frau schwebe in akuter Lebensgefahr, der Mann würde sich bereits auf dem Wege der Besserung befinden.
    Fassungslos las er die Zeilen, immer wieder und wieder, registrierte dann beruhigt, dass keine Namen genannt worden waren, und warf voller Abscheu das Blatt in den Mülleimer.
    „Was für ein Dreck“, rief er in die Leere des Raumes und ging in das Ankleidezimmer. Er würde sich wie an jedem Werktag einen Anzug anziehen und in sein Büro fahren. Arbeit war die beste Ablenkung, das hatte sein Vater früher schon gesagt. Sorgfältig knöpfte er das frische weiße Hemd zu, legte die blau-rot gestreifte Krawatte an und stieg in die dunkelblaue Buntfaltenhose, als es klingelte.
    Die Putzfrau hatte wahrscheinlich wieder den Schlüssel vergessen, ärgerte er sich und eilte barfuss zur Haustür.
    Aber da stand keine Putzfrau, da stand Oskar Schmitt mit Fototasche und seinem verbindlichsten Lächeln, das er aufsetzen konnte. Höflich stellte er sich vor und bat, eintreten zu dürfen.
    „Auf keinen Fall“, raunzte Albert ihn an. „Woher wissen Sie überhaupt unseren Namen und unsere Adresse?“ Oskar war also richtig, obwohl er kein Namensschild vorgefunden hatte. Ihm sei der Besuch auch schrecklich unangenehm, heuchelte er, aber er wäre im Auftrag seines Redaktionsleiters hier und mache nur Dienst nach Vorschrift. Es wäre ihm auch sehr recht und sicherlich in Alberts Interesse, wenn er schnell wieder gehen könnte, doch zuerst müssten wichtige Fragen beantwortet werden, und ob er ein Foto machen könnte? Es wäre sicher schmerzhaft, diese Unsicherheit, ob Saskia überlebt und er, Oskar, würde doch sehr mitfühlen. Oskar redete und redete, so wie er das immer machte, um Zeit zu gewinnen, um sein Opfer einzulullen, bevor er zupackte.
    „Tut mir aufrichtig leid mit Ihrer Frau. Für Sie und die Kinder muss das ja auch schrecklich sein“, säuselte Oskar und warf einen gierigen Blick in den Eingangsbereich, um etwas Atmosphäre zu schnuppern.
    „So ist es, und jetzt möchte ich, dass Sie gehen.“ Albert wollte die Haustüre zudrücken, doch Oskar hatte geschickt sein Bein dazwischen geschoben und stellte blitzschnell die nächste Frage.
    „Wussten Sie von dem Verhältnis Ihrer Frau?“
    „Was geht Sie das an?“
    Oskar notierte geistig: Ehemann widerspricht nicht, also hat er es  gewusst. Er wagte noch einen Versuch.
    „Erst geht sie fremd und dann bringt sie sich um, das trifft einen ja mitten ins Herz, nicht wahr?“
    Albert hätte diesem Schmierfink am liebsten die Faust in seine miese, faltige

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