Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Führerschein.
„Ein nettes Pärchen, die Beiden.“ Pitbull tippte auf seinen Laptop und zeigte Fotos von einer molligen, schlecht gefärbten Dame mit dauergewellten, blonden Locken und grauem Haaransatz. Wie sie bieder gekleidet, in grauer Stoffhose, mit altmodischem Lodenmantel und abgenutztem Chaneltäschchen in der Hand diesem Josef entgegen lief, ihm zur Begrüßung um den Hals fiel, er ihr den Schlag seines Wagens öffnete und sie einstieg.
„Fährste mal hinterher, dachte ich mir, und da habe ich festgestellt, dass sich der Josef wirklich sehr intensiv um die Familie kümmert.“
Erst habe er die Lady nach Hause gebracht, dann sei er in die Praxis dieses Dr. Steins gefahren, hätte dort ein paar Stunden verbracht und sich dann am Stadtrand mit einer jüngeren Dame getroffen. Neue Fotos erschienen auf seinem Display, die eine Kofferübergabe dokumentierten, und Pitbull lieferte artig Name und Adresse von Olivia Mously.
„Das ist übrigens eine Freundin dieser Saskia, die wäre auch wichtig.“
Oskar rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her und hatte Probleme, sich zu konzentrieren. Es war die Zeit nach der Frühkonferenz, die er in den letzten Wochen alleine mit seiner Flasche Wodka am Schreibtisch verbracht hatte, den seligmachenden Rauschzustand abwartend, der alle Sorgen vertrieb. Das Suchtgefühl meldete sich unaufhörlich. Deshalb versuchte er, die Besprechung zu beschleunigen und unterbrach Pitbulls Vortrag.
„Das hört sich alles sehr spannend an. Was hat Dir denn der Mensch in der Kneipe nun erzählt?“
„Josef glaubt nicht an die Theorie vom Selbstmord!“
„Ach was!“ Oskar war wieder hellwach.
„Frank habe keine Todessehnsucht. Er sei gar nicht der Typ dafür, und Saskia sei ein lebensfrohes Mädel gewesen.“
Dieser Josef, wie er sich nannte, berichtete von ihrer Romanze, die schon nach wenigen Monaten für seinen Freund zur Last geworden wäre. Saskia habe ihn mit ihren Wünschen und Forderungen regelrecht erdrückt. Für ihn sei sie nur eine nette Abwechslung gewesen, eine Frau von vielen. Er habe keine ernsten Absichten verfolgt. Oberstes Gebot sei für ihn, seine Ehe aufrecht zu halten, denn er sei von seiner Frau finanziell abhängig. Die habe von seinen Liebschaften gewusst und das geduldet, denn man hätte sich geeinigt. Schon wegen der vier Kinder. Das Ehepaar habe ein Agreement getroffen. Er habe ihr versprochen, bei ihr zu bleiben und die Praxis am Laufen zu halten. Sie dagegen schwieg, ignorierte seine Liebschaften und fragte nicht nach. Als sie aber die letzte Quartalsabrechnung prüfte und das wirtschaftliche Desaster entdeckte, da hätte sie nachgefragt, da hätte auch sie Druck aufgebaut und von ihm ein Ende der Affäre gefordert. Doch Frank sei von Saskia nicht losgekommen, sie habe ihn sexuell abhängig gemacht und klammerte. Plötzlich wäre sie täglich in der Praxis aufgetaucht und habe ihm Essen vorbeigebracht. Sie habe ein Ende der Beziehung nicht zugelassen. Sie habe Telefonterror betrieben, tags, nachts, und dann habe ihn Saskias Ehemann erpresst.
„Da ist es doch kein Wunder, dass Frank irgendwann die Kontrolle verloren hat und...“
Pitbull machte eine künstlerische Pause „... und sie zum Schweigen brachte, so hat es mir Josef wortwörtlich gesagt.“
„Mit was wurde er erpresst?“
„Hat er mir nicht gesagt, für diese Auskunft will er Geld. Die Nummer wäre zu delikat, meinte er.“
„Ich hab’s mir gedacht! Ich hab’s förmlich gerochen!“ Oskar schlug triumphierend die Hände zusammen.
„Das klingt verdammt gut, aber wir brauchen Beweise. Wir müssen beweisen, dass es Mord war.“
Vielleicht war dieser Josef der Schlüssel zur Wahrheit, aber ein Infohonorar würden sie vom Chefredakteur niemals bekommen, das wussten beide. Pitbull nahm eine Prise Schnupftabak und wartete auf Oskars Anweisungen.
„Bleib an dem Trio dran, Josef, Dr. Stein und seine Frau. Ich übernehme die gute Freundin und den Rest.“
Ein leises Räuspern kroch durch den Raum. Die Praktikantin erhob ihre zarte Stimme und bat um Gehör. Pitbull und Oskar hatten sie vergessen, regelrecht übersehen, gar nicht wahrgenommen. Jetzt stand sie auf, wie in der Schule, und hoffte auf Sprecherlaubnis.
„Corinna möchte etwas sagen. Da sind wir aber sehr gespannt!“ Die Männer grinsten verschwörerisch und packten ihre Taschen demonstrativ, um ihr nicht zu viel Aufmerksamkeit zu gewähren.
Stolz hielt sie ein Formular hoch und verkündete, dass Saskia an den
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