Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Unrechtes geschah, dass hier ein e Sache lief, die sie durchschauen wollte, denn die Verhaltensweisen der beteiligten Personen fand sie merkwürdig. Kritisch blickte sie auf den ominösen Koffer, der aufgeklappt am Boden lag.
Das sollte das Ergebnis der geheimnisvollen Übergabe sein?
Niemals. Der Koffer zog sie magisch an, sie kniete nieder, und tastete sorgfältig das Futter ab. Ihre Finger glitten über den seidenen Stoff und fanden am schwarzen Innensaum einen kleinen dunklen Reißverschluss. Olivia spürte einen winzigen harten Gegenstand. Aufgeregt schob sie die Krampen auseinander und fand zwischen den Stofffalten den Kofferschlüssel. Der Fund war unnütz. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie angefangen hatte, etwas ganz Bestimmtes zu suchen. Hinweise auf Saskias Intimleben, auf diese Tat. Wörter, Bilder, die das Mysterium erklärten.
Es klingelte. Erstaunt ging sie zur Sprechanlage. Um diese Uhrzeit konnte das nur der Postbote sein, aber sie erwartete nichts.
„Hallo?“ Keine Antwort. Sie schaute durch das Guckloch der Haustür und sah einen wildfremden Mann, unsympathisch, verlebt, schlampig.
„Was wollen Sie?“, rief sie und hielt die Tür geschlossen.
„Frau Mously? Mein Name ist Oskar Schmitt vom Berliner Boten, kann ich kurz reinkommen?“
Olivias Herz klopfte wie wild. Josefs Vermutungen wurden Realität, er hatte nicht übertrieben. Die Presse war ihnen auf den Fersen.
„Warum?“ Mehr fiel ihr nicht ein.
„Frau Mously, ich möchte ein sehr vertrauliches Gespräch mit Ihnen über Ihre Freundin Saskia führen.“
Verängstigt schaute sie wieder durch das Guckloch. Oskar Schmitt öffnete beide Hände und streckte sie ihr ergeben entgegen.
„Ich beiße nicht, keine Sorge. Ich will mich nur mit Ihnen austauschen. Unser Gespräch bleibt unter uns, das verspreche ich Ihnen.“
„Was wollen Sie wissen?“
„Es gibt da so ein paar Ungereimtheiten, die ich mit Ihrer Hilfe gerne klären würde, aber wenn’s geht unter vier Augen.“
Skepsis besiegte Olivias Neugierde, und sie entschied, ihm auf keinen Fall Eintritt zu gewähren. Gleichzeitig überlegte sie, dass sie bei einer geschickten Gesprächsführung dem Journalisten Informationen entlocken könnte, die ihr eventuell weiterhalfen, und sie verabredete sich mit ihm für den Nachmittag in einem Bistro um die Ecke.
Oskar Schmitt willigte ein, drehte seine Termine einfach um und fuhr direkt zum Staatsanwalt. Seit zwei Tagen war er clean. Diesmal sprang er bereits problemlos die Stufen herauf und marschierte energisch in dessen Büro. Justus Mayer packte gerade Akten zusammen und winkte ihm nur ab.
„Keine Zeit, die Pflicht ruft.“
„Geben Sie mir eine Minute.“
„Wozu? Der Fall ist erledigt , das habe ich Ihnen doch gesagt. Suchen Sie sich was Neues aus.“ Der Staatsanwalt war im Begriff zu gehen, doch Oskar Schmitt versperrte ihm den Ausgang.
„Herr Staatsanwalt, unterschlagen Sie da nicht entscheidende Auffälligkeiten?“
„Mann Schmitt, Sie gehen mir echt auf die Nerven. Was denn für Auffälligkeiten?“
„Hämatome an den Beinen und den Einriss im Vaginalbereich?“
Der Staatsanwalt zupfte sich heftig am Ohrläppchen, knetete das ganze Ohr, zog es lang und breit, dass Oskar fast schlecht wurde beim Zuschauen. Am liebsten hätte er ihm Einhalt geboten, ihm diese Peinigung seiner Hörmuschel untersagt, aber er wusste wohl, diese Geste zu interpretieren. Justus Mayer nahm Oskar die Aussage übel, er hatte genug gehört, er wollte dieses Gespräch nicht und er wollte auch keine weiteren Ermittlungen, wenngleich auch ihm diese Ungereimtheiten aufgefallen waren. Aber diese Untersuchungsergebnisse mussten ignoriert werden, selbst wenn sie der Wahrheitsfindung dienten und erfolgversprechend bei der Aufklärung gewesen wären. Es gab Wichtigeres zu tun, deshalb verweigerte er die Antwort und schwieg, was Oskar provozierte.
„Wieso wehren Sie sich so gegen die rechtmäßige Aufklärung, die der Toten und ihren Angehörigen zusteht?“
Dieser Vorwurf alarmierte den Staatsanwalt. Er musste vorsichtig sein mit diesem hartnäckigen Schreiberling, denn der drohte, außer Kontrolle zu geraten, und das sollte er verhindern. Ein Journalist außer Kontrolle war gefährlich, war wie ein Amokläufer mit Pistole in der Hand. Der drückte auf den Abzug, wenn er unter Druck stand. Und Oskar Schmitt musste etwas liefern, und zwar sofort, das würde er nicht verhindern können, aber er konnte die Richtung beeinflussen und versuchte
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