Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Oberschenkeln und im Schambereich verletzt worden war. Verletzungen, auf die ihre Bekannte, die Oberärztin, die Kriminalpolizei hingewiesen habe, doch das hätte niemanden interessie rt. Sie übergab Oskar das Fax mit dem Untersuchungsbericht.
„Hoppla, unser Küken legt schon Eier. Ich dank recht schön. Noch was?“
Oskar strahlte Corinna an, er konnte seine Begeisterung zeigen und wusste nicht warum. Noch nie war es ihm im Job gelungen, Emotionen zuzulassen. Er war plötzlich stolz auf sie und entdeckte väterliche Gefühle. Diese schlaue fleißige Person war hilfreich und gab ihm Halt. Corinna ließ sich nicht verunsichern, das gefiel Oskar besonders.
„Die Organentnahme ist heute Nacht. Also ist sie morgen tot.“
Gleichzeitig setzten sich Oskar und Pitbull wieder hin. Mit dieser Nachricht hatten sie zwar gerechnet, aber nun war der Moment doch schneller als erwartet gekommen, und Corinnas klangvolle Stimme hob diese Botschaft des Schreckens auf eine untröstliche Ebene der Melancholie, die Oskar berührte. Er beauftragte Corinna, sich weiterhin auf Saskia zu konzentrieren, und fuhr zu Olivia Mously.
Kapitel 23
Unverrichteter Dinge saß Olivia vor ihrem Computer und rührte permanent in ihrem Kakao. Es war bereits der dritte an diesem Morgen. „Drei zuviel“, dachte sie und nahm einen kräftigen Schluck. Sie hatte ihren Übersetzungsauftrag nicht erledigt und sich deshalb krank gemeldet. Das war ihr noch nie passiert, das widersprach ihren Prinzipien. Krankmacher verabscheute sie zutiefst, und nun saß sie kerngesund zu Hause, gelähmt von den Entdeckungen der Nacht. und stopfte alles in sich hinein, das süß schmeckte. Das ganze Sexspielzeug, von dem Josef berichtete, befand sich tatsächlich in diesem Koffer, und sie hatte es angefasst, herausgenommen, um an die anderen Dinge zu kommen, die da im Verborgenen schlummerten. Sie schämte sich und ekelte sich zugleich. Was sie tat, war böse, das tat man nicht, in anderer Leute Privatsachen schnuppern, das hatte sie als Kind schon gelernt und tat es trotzdem. Sie war widerwillig, aber freiwillig ans Werk gegangen, niemand hatte sie darum gebeten. Der vertraute Veilchenduft von Saskias Parfum war ihr in die Nase gestiegen, doch er roch penetrant, verfälscht und faul. Alles was sie berührte hatte diesen Geruch, der selbst nach mehrmaliger Wäsche an ihren Händen kleben blieb. Die Schnüfflerin ist gebrandmarkt, dachte sie und fühlte sich noch unwohler in ihrer Haut. Mit spitzen Fingern hatte sie die hauchdünnen Höschen und Bodys herausgefischt und sich gefragt, wieso Saskia für eine Übernachtung diese Menge an Dessous eingepackt hatte und wozu sie diese unpraktischen Teile benötigte. Ihre Vorstellungskraft ließ keine plausible Erklärung zu, auch nicht für die kleinen Stofftiere, die wie billige Trophäen einer Schießbude vom Jahrmarkt aussahen.
Am meisten wunderte sie sich über die Broschüre, in der sich Adressen von Swingerclubs und jede Menge privater Anzeigen befanden. Frauen und Männer, die darin nackt abgelichtet waren und auf der Suche nach Sexpartnern ihre Körper und Dienste anpriesen. Mit Kuli waren manche Adressen angekreuzt oder fett durchgestrichen. Das verstand Olivia nicht, und sie legte das Heft angewidert beiseite.
Was sie eigentlich suchte, fand sie nicht. Saskias Tagebuch, von dem Josef erzählt hatte. Sie stülpte den ganzen Inhalt aus. Nichts. Josef musste es vergessen haben, oder hatte er darin gelesen und entschieden, es für sich zu behalten? Warum sollte er das tun? Er wollte doch unbedingt Saskias Privatsachen loswerden. Die ganze Nacht lag sie grübelnd im Bett, ohne eine passende Antwort zu finden und deshalb, nur deshalb, hatte sie ihn heute Morgen angerufen.
Josef erklärte ihr, dass Franks Ehefrau das Tagebuch beschlagnahmt hätte. Ganz gegen seine Gewohnheit war er kurz angebunden und schien in Eile.
„Aber das kann doch nicht alles sein? Ihre Handtasche, Handy, Schlüssel, wo sind denn die ganzen Sachen?“
„Na, bei der Kripo, denke ich.“
„Bei der Kripo, aber wieso sagtest Du, Du würdest sie mir bringen?“
„Ich habe mich eben geirrt, Olivia, entschuldige, aber ich muss jetzt in die Praxis. Job ist Job. Schönen Tag noch.”
Die Verbindung war tot, und der langgezogene Summton durchdrang ihre Gehörgänge. Olivia spürte eine gewisse Enttäuschung, die Scham war gewichen und hatte ihre wahren Gefühle offengelegt. Ja, sie war neugierig geworden, sie fühlte instinktiv, dass etwas
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