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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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aber durch Himmel und Hölle ging er da für bestimmt nicht. Der hartnäckige Parfümgeruch klebte erneut an ihren Händen. Olivia stieg auf, um sie zu waschen. Dabei fiel der Karton zu Boden, und kleine, eng beschriebene Zettel kamen zum Vorschein.
    „Wieder so ein Freitag. Ich weiß, dass Du in der Praxis warst, ohne mich, nicht mit mir. Warum?“ Die kurze krakelige Schrift wies auf einen sehr verklemmten Charakter hin. „Habe mein Handy zum zwanzigsten Mal angemacht, und wieder nichts von Dir drauf. Was verschweigst Du mir? Du fehlst mir mit steigender Tendenz. Dein Schweigen treibt mich in Depressionen. Wenn es wenigstens eine Perspektive gäbe, in Gestalt einer wunderschönen großen Frau mit Knackarsch und langen schwarzen Haaren! Ich denke an unser gemeinsames Kind, warum hast Du mir das angetan?“
    Es gab keine Unterschrift, aber eine gewaltige Drohung. „Nichts im Leben macht man umsonst. Früher oder später zahlt man für alles! Seinen Bentley sprenge ich in die Luft, und ihn gleich mit.“
    Der Zurückgewiesene kannte Saskias geheimen Liebhaber, sein Auto und seinen Arbeitsplatz, er schien sogar in der Praxis ein- und auszugehen, also war er auch Frank bekannt, und dieser Schuhkarton Gold wert, vielleicht der Schlüssel zum Geheimnis.
    Sie hörte, dass Greta nach Hause kam, und stellte entsetzt fest, dass sie Stunden mit der Recherche verbracht hatte. Sie musste das Mädchen beschützen, ihr helfen, die schrecklichen Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Ihr helfen, die Nacht zu überstehen. Die Nacht, in der Ihre Mutter starb.
    In ihre Bettdecke eingehüllt saß Greta gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die verbalen Entgleisungen und Respektlosigkeiten, mit denen die Jurymitglieder hoffnungsfrohe Kandidaten ins Aus der Castingshow eines Musikwettbewerbs manövrierten. „Greta, wenn Du über Deine Mutter reden willst, ich bin da“.
    „Später, ich möchte die Sendung fertig gucken.“
    Die Ruppigkeit, mit der sie sprach, verletzte Olivia und löste ihren unterdrückten Schmerz aus. Angewurzelt stand sie da, unfähig zu reagieren, den Tränen nah. Greta bemerkte ihre Resignation.
    „Mach Dir keine Sorgen, ich komm schon klar, und außerdem habe ich ja Dich. Du bist jetzt meine Mutter, so wie ich mir das immer gewünscht habe.“
    Sie fing an, mit Appetit einen Joghurt zu essen. Olivia setzte sich zu ihr auf das Sofa und streichelte sanft über Gretas glattes Haar, dabei ließ sie sich von ihr den Spielmodus der Castingshow erklären. Julius Cäsar kam angeschlichen und machte es sich zwischen beiden gemütlich. Mit ihrer anderen Hand kraulte sie sein Fell. Da schubste Greta den Kater vom Sofa, stellte den Joghurtbecher auf den Couchtisch und legte ihren Kopf in Olivias Schoß.
    „Das habe ich bei Mama nie gedurft, nur er.“
    „Dein Papa?“
    „Nein, der Nachbar.“ Greta erzählte, wie sie beide beobachtet hatte. Im Wald, auf den Wiesen, neben dem alten Kirschbaum, halb nackt, beim Sex und zu Hause durch das Schlüsselloch im Wohnzimmer. Jeden Mittwochnachmittag.
    „Willst Du die Fotos sehen?“ Greta zog ihr Handy aus der Hosentasche und streckte Olivia das Display entgegen. Die Posen waren eindeutig und der Nachbar bekannt. Es war Ronny, Hausmann, Gatte einer hässlichen, aber reichen Immobilienmaklerin. Aufgrund seiner Karriere als Systemgegner der ehemaligen DDR zählte er zu den Helden der Vorstadt und bestach zudem durch seine sportliche Eleganz und Attraktivität. Greta sprang auf und kam mit einem Schlüsselanhänger zurück. Den habe er Mama zum Abschied geschenkt.
    „Wann war denn der Abschied?“
    Auch diese Frage konnte Greta genau beantworten, damals wäre es gewesen, als sie immer zum Dr. Stein gefahren wären. Da hätte sie der Ronny sogar verfolgt, bis vor die Praxis, und hätte die Mama angefleht, und sie hätte ihn angeschrien, dass er abhauen soll.
     

Kapitel 26
     
    Die Stationsärztin beobachtete Frank durch das Fenster des Fitnessraums. Vergnügt saß er im Sportdress auf dem Ergometer und radelte pfeifend vor sich hin. In den Ohren steckten winzige Kopfhörer, die mit einem MP3-Player verbunden waren, der am Trikot klemmte.
    „Wer hat ihm das erlaubt?“ Verstimmt blickte sie in die Runde des Pflegepersonals, und als keine Antwort kam, begann sie zu predigen.
    „Hier radelt nicht der Kaiser von China, und selbst der wäre auf einer geschlossenen Psychiatrie nach den wohl überlegten Vorgaben zu behandeln. Alles hat seinen Grund, auch das Verbot,

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