Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Liebe, nichts, aber auch gar nichts begreifst. Sie war einfach faszinierend, wahnsinnig sexy und zu allem bereit. Ihre Augen blitzten wie funkelnde Edelsteine, unerschwinglich, sie gab alles, deshalb war sie wertvoll.“
Langsam schälte sich Josef aus der Hängematte und ging zum Fenster. Sein Blick wanderte in die Ferne, als er von ihrem gemeinsamen Projekt sprach, das besonders Saskia angeschoben habe. Sie sei ein egozentrischer, durch und durch selbstbewusster Typus gewesen und habe ihre sexuelle Revolution in vollen Zügen genossen.
„Die beständige Selbstentblößung und Darbietung seines nackten Körpers, zur Verfügung gestellt zum Gruppensex, zum Konsum, sich jedem hinzugeben, sich begaffen und berühren zu lassen, das nennst Du sexuelle Revolution mit Genuss? Ihr habt sie gegen ihren Willen fotografiert, missbraucht, ausgenutzt, ein Geschäft mit ihr gemacht und sie so in den Selbstmord getrieben. Gib es zu!“
Josef schnellte rum und schaute Olivia scharf an.
„Jetzt reicht es aber. Mit Dir geht die Fantasie durch. Deine Unterstellungen sind eine gnadenlose Unverschämtheit. Das eine hat doch mit dem anderen überhaupt nichts zu tun! Sie hat die Sessions so gewollt, oder hast Du auf den Fotos und den Videos auch nur ein Anzeichen entdeckt, dass es ihr unangenehm war, was da passierte? Nein, das hast Du nicht. Sie suchte das Abenteuer, die Ekstase, zusammen mit Frank. Sie wollte es mit ihm und anderen Männern treiben. Erst kam dieser verknallte Ronny aus ihrer Nachbarschaft dazu, aber der ging Frank auf den Keks. Paare wurden angesprochen und in die Praxis eingeladen, aber nur die Männer waren interessiert. Das gefiel Frank weniger, und er kreierte eine Lösung, von der alle profitieren sollten.“
Es sei Franks Idee gewesen, den virtuellen Swingerclub zu gründen, um sich dann für Homepartys zu verabreden. Dafür benötigten sie Fotos, das war Saskias Aufgabe, und dann stellten sie fest, dass Videoclips noch ansprechender waren, und Frank habe von ihm verlangt, mit Saskia gemeinsam zu agieren, weil er anonym bleiben wollte. Der Erfolg sei bombastisch gewesen. Der Partnertreff und Austausch habe super funktioniert, bis Saskia schwanger wurde, und niemand wusste, von wem. Merkwürdig sei das schon gewesen mit dieser Schwangerschaft, denn Kondome waren Vorschrift, bei jedem Treffen. Frank unterstellte Saskia, sie habe mit ihrem Ehemann geschlafen, und der wiederum habe von der Sache erfahren und daraufhin Frank erpresst.
„Mit was?“ Olivia schaute Josef ungläubig an. Seine Ausführungen wirkten vorbereitet, zurecht gelegt, flossen zu geschmiert, zu perfekt über seine Lippen. Albert habe die Abtreibung verlangt. Frank musste die Kosten für den Eingriff zahlen und versprechen, sie nie wieder zu sehen.
Hätte er sich geweigert, hätte Saskias Mann seine Frau informiert.
„Aber die beiden haben sich weiter getroffen.“
„So ist es, und alle wussten Bescheid. Die Schlinge um Franks Hals zog sich immer fester zu. Spaß hat diese Liaison kaum noch gebracht, sie war gefährlich und existenzbedrohend zugleich. Der Druck kam von allen Seiten, er wusste weder ein noch aus, und da hat er kurzen Prozess gemacht. Verstehst Du jetzt, was ich meine?“
Langsam konnte sich Olivia das Ausmaß der Katastrophe vorstellen und erkannte eine gewisse Logik. Von Oskar Schmitt hatte sie erfahren, dass Frank hoch verschuldet und geschäftlich von seiner Ehefrau abhängig war. Er musste eine Großfamilie ernähren, gleichzeitig die teuren Hotelaufenthalte mit Saskia finanzieren, und wenn er auch nur zu geringsten emotionalen Regungen fähig war, dann war eine Flucht, so wie sich das Saskia vorgestellt hatte, für ihn völlig absurd und unmöglich, denn er hätte seine Kinder verlassen müssen. Vielleicht hatte er ihr an diesem letzten Abend die Wahrheit gesagt, die sie nicht hören wollte? Vielleicht hatte sie daraufhin die Realität auf die Probe gestellt, hatte auch sie ihm gedroht, ihn erpresst oder einfach nicht nachgegeben? Und vielleicht hatte er dann spontan in seiner Verzweiflung das Liebesspiel mit den Handschellen ausgenutzt und dieses tödlich enden lassen, um unbeschadet in seine alte Welt zurückkehren zu können? Vielleicht war Saskias Tod das kleinere Übel aus seiner Perspektive?
„Hast Du die Kriminalpolizei informiert?“
„Die wollten mich nicht verhören, obwohl ich es angeboten habe.“
„Dann geh’ doch an die Presse, verfolgen sie Dich noch?“
„Lass mal gut sein, Olivia. Ich
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