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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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elektronische Geräte zu benutzen, an denen lange Schnüre hängen, mit denen tödlicher Missbrauch vollzogen werden kann. Bei der nächsten Zuwiderhandlung wird der oder die Verantwortliche suspendiert.“
    Sie drehte sich erneut zum Fenster und traute ihren Augen nicht.
    „Wer ist das?“
    Frank war vom Rad gestiegen und bekam fürsorglich den Schweiß vom Gesicht getupft. Die Dame im beigen Trenchcoat sah aus wie seine Mutter, aber es war Franks Ehefrau. Kurz vor der Visite, außerhalb der Besuchszeit stand sie an einem Ort, der für Gäste tabu war. Schwester Cora stotterte eine Verteidigung. Doch ihr e Rede war chancenlos. Während sie redete, verließ die Stationsärztin den Raum und marschierte mit forschem Schritt auf Frank zu.
    Strahlend streckte er beide Arme aus und begrüßte sie überschwänglich. Bevor sie ihre Maßregelungen los werden konnte, lobte er die wunderbare Aussicht in seinem Zimmer und bedankte sich dafür, wie sie ihn verwöhne. Ihre Verstimmung schwand, und die Beschlagnahmung des MP3-Players vollzog sie mit freundlichstem Ton, genauso wie die Verabschiedung der Ehefrau. Auf die angedachten Zurechtweisungen verzichtete sie, unter Berücksichtigung dessen, was sie dem Patienten eigentlich mitzuteilen hatte, den Tod seiner Freundin in der Nacht.
    „Bedauerlich“, antwortete er emotionslos in ihrem Büro und hielt ein ergreifendes Plädoyer. Er beklagte Saskias Triebhaftigkeit, mit der sie ihn manipuliert habe. Unberechenbar wäre sie gewesen, hätte ständig von der Existenz der Reinkarnation geredet und einem gemeinsamen Leben nach dem Tod. Furchtlos und hemmungslos habe sie den Suizid durchgeführt und ihn beinahe mit in den Abgrund gezerrt. Aus lauter Liebe zu ihr wollte er sein Leben opfern. Sie habe ihn verhext, betört, willenlos gemacht. Er sei glücklicherweise kerngesund und nur freiwillig hier, das wolle er doch mal betonen.
    Seine Überheblichkeit nervte die Stationsärztin zunehmend.
    „Sie wären der erste Mensch, der freiwillig zu uns kommt, das sehen Sie etwas verklärt, Herr Dr. Stein. Sie wurden aufgrund einer ärztlichen Diagnose eingewiesen und gehen erst, wenn wir eine Selbstmordgefahr ausschließen können.“
    Frank lachte künstlich, er klopfte sich auf die Schenkel und schien größten Spaß an den Worten der Ärztin zu haben.
    Der medikamentösen Behandlung begegnete er auf seine Weise. Die Beruhigungstabletten stopfte er in das Matratzenloch seines Bettes, das ihm ein schlauer Vorgänger hinterlassen hatte, und bei den Visiten stellte er sich schlafend und versuchte, unangenehme Befragungen und Gespräche wie dieses zu umgehen. Der Aufenthalt in der geschlossenen Psychiatrie hatte momentan etwas Gutes. Er war unerreichbar für Saskias Angehörige und vor deren Zorn sicher und es ließ sich ganz gegen seine ersten Befürchtungen hier gut leben. Jeden Tag erwirtschaftete er größere Freiheiten. Stundenlange Telefonate gehörten genauso dazu wie das uneingeschränkte kostenlose Training im Fitnessstudio. Und deshalb nahm er sich auch immer mehr Sonderrechte heraus. Jetzt zum Beispiel. Er führte das Gespräch und entschied auch sein Ende.
    Formgewandt entschuldigte er sich bei der Stationsärztin, dass er leider duschen müsse, denn gleich käme ein Journalist, außerhalb der Besuchszeit, das wisse er, aber es ginge nicht anders. Es sei wichtig. Der Mann wolle von ihm eine exklusive Story haben, die bekäme er selbstverständlich.
    Er griff nach dem MP3-Player auf dem Schreibtisch der Stationsärztin, doch sie reagierte blitzschnell und hielt ihn fest mit einem entschiedenen „Nein“. Sofort lenkte er ein und entschuldigte seine Dreistigkeit, um im nächsten Atemzug zu erfragen, in welchem Raum er am ungestörtesten d as Interview geben könne.
    Diesmal ignorierte auch die Stationsärztin die Vorschriften. Da er selbst den Termin ausgemacht hatte und danach verlangte, bestand keine Gefahr einer hohen psychischen Belastung. Sie gestattete ihm das Gespräch im Besucherraum, der um diese Uhrzeit leer stand.
    „Da ist noch etwas, Frau Doktor. Ich besuche heute Abend mit meiner Gattin den wunderschönen Berliner Herbstmarkt. Da haben Sie sicher nichts dagegen.“ Geschäftig steckte er sich eine Zigarette in den Mundwinkel. Grimmig schaute die Stationsärztin ihn an. „Keine Sorge, die rauche ich im Garten.“
    Selbstmordgefährdet oder schwermütig hatte dieser umtriebige Mensch von Anfang an nicht gewirkt. Selbst die traurige Todesnachricht versetzte ihn in keine

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