Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
Vom Netzwerk:
Stein vergnügte. Weil sie Medikamente nehmen musste, die sie benommen machten, Schwindel verursachten, wegen denen sie nicht mehr einschlafen konnte und sich manchmal nachts in einen Werwolf verwandelte.
    „Was redest Du da?“
    „Ich rede von Nebenwirkungen, die diese Medikamente mit sich bringen. Von körperlichen Reaktionen, die Deine Tochter täglich zeigt. Nasenbluten, Muskelzucken, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, von Bewusstseinsveränderungen, Halluzinationen, die Greta beim Einschlafen und Aufwachen immer häufiger registriert, die sie aggressiv machen, feindselig und gewalttätig werden lassen. Sie sieht sich selbst und ihre Umwelt plötzlich völlig anders, hört Stimmen, die ihr böse Befehle geben, und kann sich nicht dagegen wehren.“
    „Ah j a, und das alles glaubst Du ihr?“
    Er zer quetschte die Kopien und schmiss sie auf den Boden.
    „Greta erzählt viel, wenn der Tag lang ist.“
    Impulsiv, unberechenbar und streitsüchtig wäre sie schon immer gewesen. Niemand hätte sie bändigen können, überall habe sie Probleme bereitet, schon in der Grundschule wäre sie ein Zappelphilipp gewesen, mehr noch, die Vereinigung sämtlicher Struwwelpeterfiguren in einer Person. Sie hätte den Unterricht gestört, Lehrer provoziert, Kinder geschlagen, gebissen und unter die Schulbank gepinkelt. Aber sie sei eine gute Schülerin gewesen, ein Kind mit überdurchschnittlichem Intelligenzquotienten und natürlich auf das Gymnasium geschickt worden.
    Da hätten die Verhaltensauffälligkeiten aber zugenommen. Ständig diese Jammerei. Zu viele Fächer, die vielen Lehrer, der lange Unterricht, nun auch am Nachmittag.
    Sie habe nicht mehr zur Schule gehen wollen, das faule Stück, und das Lernen boykottiert. Die Versetzung war gefährdet, Beschwerdebriefe flatterten ins Haus. Saskia sei mit ihr von Arzt zu Arzt gelaufen, habe alles versucht, Ergotherapie, Verhaltenstherapie, Unsummen für alternative Behandlungen ausgegeben, nichts half. Die erste und einzige positive Wirkung erzielten diese Medikamente. Das Ergebnis überzeugte. Gretas Noten wurden richtig gut.
    „Der Erfolg heiligt die Mittel“, kommentierte Olivia höhnisch.
    „Wenn du mich fragst, dann leidet Deine Tochter mittlerweile unter einer exogenen Psychose, weil die chemischen Wirkstoffe ihr Gehirn angreifen, und ihre Halluzinationen sind die Folge. “
    „Jetzt komm’ mir nicht mit den Eventualitäten der Beipackzettel. Den ganzen Wahnsinn schreiben die Hersteller doch nur rein, um sich juristisch abzusichern. Was soll eigentlich diese Schwarzmalerei?“
    Olivia hatte mit einem Bekannten gesprochen, der Neurologe war und wissenschaftlich Pharmaprodukte untersuchte. Sie hatte ihm die Namen des Amphetamins und Antidepressivums, das Greta zu sich nahm, durchgegeben, und er warnte sie sofort. Sein Forschungsinstitut hatte schon vor Jahren ein Verbot für Kinder und Jugendliche gefordert, weil diese Medikamente hauptsächlich bei Erwachsenen erforscht waren und alarmierende schädliche Nebenwirkungen auftraten. Die Weltgesundheitsorganisation hatte lediglich eine Warnung herausgegeben, die erfolgreich von der Pharmaindustrie torpediert worden war.
    Albert war wie viele Eltern an der schnellen Lösung interessiert und wollte der Wahrheit nicht ins Auge sehen, schon nach wenigen Minuten reagierte er äußerst gereizt und machte Greta zur Projektionsfläche seiner Hassgefühle. Deshalb beendete Olivia das Gespräch. Die Antwort, die sie brauchte, hatte er ihr gegeben, und wenn Oskar Schmitts Information stimmte, dann offenbarte sich eine schaurige Möglichkeit, die Olivia nun rekonstruierte. Greta war an diesem Morgen aufgewacht und machte sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Um zwanzig Minuten nach sieben hatte sie deshalb das Haus verlassen und gab vor, in die Schule zu gehen. Aber sie lief zum Bahnhof, dafür benötigte sie zehn Minuten, stieg in die U-Bahn nach Berlin und nach einer halben Stunde direkt vor dem Print Hotel wieder aus. Sie musste nur die Straße überqueren und war am Ziel. Doch woher wusste sie, dass ihre Mutter dort im Bett lag, und vor allem in welchem? Das war alles absurd. Olivia zwang sich, akribisch nachzudenken. Ihr fiel Saskias Handy ein. Greta besaß es und hatte vielleicht eine Mitteilung gelesen oder die Mail-Box abgehört und dadurch von dem Treffpunkt erfahren. Das musste sie sofort zu Hause überprüfen, wenn sie ihre zweite wichtige Recherche beendet hatte, vor der sie sich fürchtete. Sie musste Josef nach der

Weitere Kostenlose Bücher