Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Plan sah vor, das nur sie sich zugrunde richten sollte. Wenn sie sich die Pulsader durchgeschnitten hatte, sollte Frank ebenfalls einen kleinen Schnitt in seine Ellenbeuge setzen, damit er glaubwürdig später versichern konnte, Opfer ihrer Wünsche gewesen zu sein. So hatten sie die weitere Vorgehensweise beschlossen, und Frank glaubte, seine Existenz zu retten und wieder in Frieden das schöne luxuriöse Leben mit vielen Frauen fortführen zu können. Verwirrt und verloren hampelte er wie eine Marionette an Josefs hauchdünnen Fäden und führte den Plan tatsächlich aus, einen Plan, dessen Schluss nur Josef kannte. Franks Verhaftung, wegen unterlassener Hilfeleistung oder Mord. Er lenkte den Verdacht auf Frank. Nachdem die Kriminalpolizei enttäuschend schnell die Ermittlungen einstellte, hetzte er den Zeitungsreporter und Olivia auf Franks Fährte, und die anschließenden Veröffentlichungen bereiteten ihm große Genugtuung. Wie ein Lauffeuer ging die These um, dass Frank an Saskias Tod schuld war, und selbst wenn er nicht lebenslang im Gefängnis schmoren würde, so war sein Ruf ruiniert, sein Ansehen ramponiert und eine Fortführung der Praxis unter seinem Namen undenkbar. Was kümmerte es ihn da, dass Franks armselige Gattin, trotz aller Pein und Niedertracht, die Entwürdigungen runterschluckend, ihm hinterher stieg. Josef hatte einen Vertrag in der Tasche, von ihr unterzeichnet, aus dem klar hervorging, dass Franks Anteile auf ihn übertragen waren und er dafür die Praxisleitung übernahm.
Unbemerkt war der große Rachefeldzug von Josef eingefädelt worden. Doch jetzt, kurz vor dem Ziel, musste er feststellen, dass er die Rechnung ohne Greta gemacht hatte, die, wie auch immer, seine Kette besaß und ihn belasten konnte. Schlagartig verstand er, dass Olivia ihn verdächtigte, und er schleunigst diesen Verdacht ausräumen musste, bevor sie zur Kriminalpolizei ging.
„Ja, die Goldkette stammt von mir, stört Dich das?“ Er legte seine Hand auf Olivias Schulter, drehte sie zum Ausgang und flüsterte bedrohlich in ihr Ohr.
„Der Fall ist erledigt, hast Du verstanden? Ich will Dich nicht mehr wiedersehen und auch nicht mehr sprechen.“
Kapitel 35
„Da musste die böse Königin in die rot glühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.“ Das Märchen war zu Ende. Olivia klappte den dicken Buchband zu und blickte tief in Gretas Augen. Das goldene Amulett ruhte auf ihrem zarten Brustbein.
„Muss ich auch sterben?“
Olivia streichelte ihr über die Stirn.
„Nein, Du bist ein guter Mensch und hast das Recht auf ein wunderschönes Leben.“
Greta öffnete ihre Kette und reichte sie Olivia.
„Ich habe kein Recht darauf.“
„Warum?“
„Darum.“ Sie drehte sich um, wünschte Olivia eine gute Nacht und bat sie, die Türe zu schließen. Bedrückt blieb Olivia vor der geschlossenen Zimmertüre stehen und klappte das Amulett auf. Josef lächelte ihr entgegen. Wieso Josef? Niemals würde doch ein erwachsener Mann der Tochter seiner Angebeteten solch ein Geschenk machen?
Sie durchwühlte Gretas Jacke in der Garderobe und fand Saskias Handy. Problemlos konnte sie es anstellen, kein Passwort versperrte ihr den Weg. Sie ging auf Mitteilungen und fand im Archiv die letzte Korrespondenz von Saskia und Frank. Die Absprache, wann und wo sie sich treffen, wie immer im Print Hotel, wie immer im Zimmer 233. Da war sie, die schreckliche Wahrheit. Olivias Vermutung bestätigte sich schmerzhaft. Greta hatte genau gewusst, wo sie ihre Mutter fand, sie war ihr gefolgt, aber was hatte sie im Hotel gemacht? Es gab kein Zurück, sie musste mit ihr sprechen, so bitter die Wahrheit sein mochte. Sie ging wieder in das Zimmer und sah Greta zum Sprung bereit im offenen Fenster stehen. Ihre Haare und das rosa Nachthemd flatterten im kalten Wind.
„Greta, bitte bleib bei mir.“ Olivia näherte sich vorsichtig.
„Greta, ich bin’s, Deine Mama, ich liebe Dich.“ Es waren noch wenige Zentimeter bis zu ihrem Arm. Olivia packte zu und zog sie kraftvoll zurück, so dass Greta wie eine Puppe auf sie fiel. Olivia umklammerte sie.
„Sag es mir, sag mir, was Du im Print Hotel gemacht hast.“
„Ich habe sie getötet!“
Greta hatte wochenlang Frank und Saskia regelrecht observiert. Sie wurde Zeugin ihrer Sexorgien, sie erlebte die Vergewaltigung ihrer Mutter durch ihren Vater, sie wurde allein gelassen, gehasst. Weggeschubst, beschimpft und gezwungen, Medikamente zu nehmen, gezwungen , in
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