Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
mir zurückverfolgen kann.«
Julian machte große Augen. »Echt? Cool.«
»Aber das bleibt unter uns, klar?«
»Logisch.«
Er packte das Telefon in die Nachttischschublade, in der er vorsorglich ein paar Comichefte für Julian bereitgelegt hatte. So konnte sich das Gespräch stressfrei Dorotheas Laden zuwenden.
Der Steuerberater sei da gewesen und habe mit Werner alles genau durchgerechnet, erzählte sie bereitwillig. Der Behördenkram war erledigt, der Mietvertrag für das Häuschen mit dem Laden unterschrieben. »Ich muss mal sehen, vielleicht kann ich die Zimmer ja als Lagerräume oder so verwenden«, meinte sie. »Jedenfalls, gestern hab ich Dosen, Nudeln und so weiter eingeräumt, die haltbaren Sachen eben, und ich verteile schon die ganze Zeit Werbezettel im Dorf. Am Montag um halb acht bringt ein Bauer Gemüse aus garantiert biologischem Anbau, und um neun Uhr geht es los. Auf dem letzten Werbeflugblatt ist ein Gutschein, wer den innerhalb der ersten Woche bringt, kriegt ein halbes Pfund Nudeln von einer ganz tollen Sorte gratis. Wie findest du das?«
Markus gefiel der unternehmerische Eifer, den sie auf einmal ausstrahlte. Er stand ihr gut, fand er. »Ich drücke dir die Daumen. Ganz bestimmt. Du wirst sehen, das wird großartig.«
Sie stieß den angehaltenen Atem aus. »Ich bin so aufgeregt.«
»Ohne das wäre es nur der halbe Spaß.«
Sie redeten noch über dies und das, und dann war es schon wieder Zeit zu gehen. Dorothea schickte Julian vor, und als er zur Tür hinaus war, wandte sie sich ihrem Bruder zu und stellte eine Frage, die ihr, wie es klang, schon lange auf der Seele liegen musste.
»Markus, was der Anwalt gesagt hat … Ich komme mir vor wie in einem Agentenfilm. Muss ich mir Sorgen machen um dich?«
»Frieder hat dir doch alles erzählt, oder? Warum ich hier bin. Unter falschem Namen.«
»Das stimmt doch aber alles nicht, oder? Du hast doch kein … Kokain genommen, oder? Du doch nicht.«
»Das kommt darauf an, wie man das Wort ›genommen‹ definiert.«
Vergangenheit
S ie war über ihm, wie sie es mochte, schaukelte und stieß und keuchte sich in die Ekstase hinein und hob ihr Becken plötzlich so weit empor, dass Markus aus ihr herausglitt.
»Warte«, stieß sie atemlos hervor, beugte sich über ihn weg zum Nachttisch hinüber, nackt, glänzend im Halbdunkel, ihre Brüste baumelnd wie reife Früchte. Sie holte etwas aus der Schublade, etwas, das raschelte, eine Plastiktüte, aus der sie mit den Fingern etwas Pulvriges holte. Sie verrieb es auf seiner nassen Eichel, was ihn aufstöhnen ließ, dann nahm sie ihn wieder in sich auf.
Und dann … passierte etwas mit ihm. Flog seine Schädeldecke davon. Veränderte sich sein Körper. Begannen seine Nervenenden zu brennen. Verzehrte ihn eine Ekstase, die nicht von dieser Welt war, verbrannte ihn, katapultierte ihn ins All.
Jahrmillionen später, als sich seine Gedanken wieder in Bewegung setzten und feststand, dass er immer noch existierte, spürte er Amy-Lees Gewicht auf sich, roch ihren Schweiß, ihren Moschusduft.
»Wow!«, brachte er mühsam heraus. Er war unfähig, sich zu bewegen, fühlte sich wie ein ausgewrungener Lappen.
Sie lebte noch. Er hörte sie etwas murmeln, das klang wie: »Ich denk immer, eines Tages bleib ich dort. Komm nicht mehr zurück.«
Er verstand nicht, was sie damit meinte, verstand nicht, was überhaupt passiert war. Irgendwie war ihm, als müsse es mit diesem Pulver zusammenhängen …
»Was war das für ein Zeug?«
Sie sagte es ihm.
»Aber das ist … illegal. Oder?«
Amy-Lee hob den Kopf, warf ärgerlich ihre Haare zurück. »Scheiß drauf. Ich hab nur ein Leben, und da will ich rausholen, was drin ist.«
Block hatte die Route der Reise festgelegt, und Thurber hatte alles organisiert – der Mann schien Verbindungen nach überall hin zu haben. So flogen sie kurz darauf nach Louisiana: Markus, Block und ein untersetzter, bärtiger, gemütlich aussehender Geologe namens Michael Quinton, den Block, wie er Markus in einem unbeobachteten Moment zuraunte, im Verdacht hatte, von PPP auf seine Methode angesetzt zu sein. »Sie müssen mir helfen zu verhindern, dass er uns ausspioniert«, verlangte er.
»Mach ich«, versprach Markus und versuchte, sich den Rest des Fluges darüber klar zu werden, ob Block an Verfolgungswahn litt oder einfach Recht hatte.
Es war kalt und feucht, als sie ankamen und in einen Hubschrauber umstiegen, mit dem es weiter nach Süden ging, über nebelverhangene Sümpfe
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