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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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haben sich immer bemüht, den Ölpreis auf einem für die Weltwirtschaft verträglichen Level zu halten.«
    »Und die Ölkrise in den frühen Siebzigern? Ich entsinne mich an Sonntagsfahrverbote, ausverkaufte Tankstellen und so weiter, und jeder hat auf die Ölscheichs geschimpft. Das waren doch die Saudis, oder?«
    Der Professor nickte. »Saudi-Arabien unter König Faisal war dabei federführend; die OPEC beschloss eine fünfprozentige Reduzierung der Ölproduktion. Das hatte jedoch politische Gründe, und aus heutiger Sicht muss man sagen, dass die Reaktionen der westlichen Länder, nun ja, etwas übertrieben waren.«
    Der Moderator fasste sich ans Ohr, an den weißen Knopf, den er darin trug. »Ich erfahre gerade, dass wir ein neues Livebild aus Ras Tanura haben. Regie, bitte.«
    Knattern aus den Lautsprechern, das einen zusammenzucken ließ, dazu ein schwankendes Bild voller Schatten. Es wurde offenbar aus einem Hubschrauber heraus gefilmt, und erst ganz allmählich war zu erkennen, was man sah: riesige, flache Zylinder, Unmengen davon – sie schienen bis zum Horizont zu reichen.
    »Das sind jetzt die Öltanks, um die es geht, nehme ich an?«, fragte die Stimme des Moderators.
    »Genau«, antwortete der Professor. »Das sind die Tankanlagen von Ras Tanura. Hier lagert mehr Rohöl als sonst irgendwo auf der Welt.«
    Ein unruhiges, rötlich-gelbes Flackern kam ins Bild.
    »Und da haben wir wohl das Feuer, das noch nicht gelöscht werden konnte. Es heißt, die Tanks seien nicht in Gefahr; stimmt das Ihrer Meinung nach?«
    »Ja, der Abstand zwischen den Piers und den Tanks beträgt mehrere Kilometer. Sie waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet.«
    Die Einspielung brach mit einem Standbild ab, man sah wieder die beiden Männer im Studio.
    »Der saudische Innenminister hat gesagt, dass man mit den Reparaturen sofort beginnen wird; noch diese Nacht, hat er betont. Wie lange dürfte es Ihrer Einschätzung nach dauern, bis das Öl wieder fließt?«
    Der Mann im grauen Anzug wiegte den Kopf. »Das ist von hier aus im Moment schwer zu sagen. Einige Wochen auf jeden Fall, vielleicht auch ein paar Monate. Es kommt auf die Art der Beschädigungen an.«
    Der Moderator zögerte wie jemand, der sich bewusst ist, dass die Frage, die er stellen möchte, peinlich werden kann.
    »Und wenn das Öl wieder fließt – wie lange wird es noch fließen? Wann gehen die Vorräte zu Ende?«
    Der Professor lächelte wie jemand, dem eine Frage gestellt wird, mit der er fest gerechnet und für die er sich eine Antwort im Voraus zurechtgelegt hat.
    »Im Jahr 2004 hat die staatliche Ölgesellschaft Saudi ARAMCO ihre Reserven mit 259 , 4 Milliarden Barrel ausgewiesen. Gefördert werden täglich im Schnitt acht bis neun Millionen Barrel. Sie können sich also leicht ausrechnen, dass die Vorräte bei dieser Rate noch mindestens achtzig Jahre lang reichen.«
    »Also kein Grund zur Sorge?«, resümierte der Sprecher mit sichtlicher Erleichterung.
    »Ich rechne mit einem momentanen Anstieg der Preise, die sich aber bald wieder normalisieren werden.«
    »Vielen Dank, Professor Schulz«, sagte der Sprecher und fuhr, an das Publikum gerichtet, fort: »So viel im Augenblick zu den Hintergründen um den Anschlag auf die saudischen Ölhäfen. Wir halten Sie über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden. Jetzt aber erst einmal weiter im Programm. Für die Fußballfans die Information, dass wir die bereits laufende zweite Halbzeit des UEFA -Cup-Spiels VfB Stuttgart gegen Manchester United nun zeitversetzt ausstrahlen. Sie verpassen also nichts.«
    Ein Rasen im Flutlicht erschien auf dem Schirm, das Geschrei Tausender Fans drang aus den Lautsprechern, der Anstoß zur zweiten Halbzeit erfolgte. Julian sagte »Endlich!« und setzte sich auf dem Sofa zurecht.
    Werner wandte sich kopfschüttelnd ab. »So ein Mist«, meinte er. »Ich wollte dieser Tage Heizöl bestellen. Das kann ich mir jetzt wohl abschminken.«
    »Wie viel haben wir denn noch?«, fragte Dorothea.
    »Na ja – ein paar Wochen reicht es noch. Aber nicht mehrere Monate. Zumal der Winter vor der Tür steht.«
    »Könnt ihr bitte in die Küche gehen zum Reden?«, bat Julian auf die altkluge Art, die Dorothea nicht an ihm ausstehen konnte. »Das ist ein echt wichtiges Spiel hier.«

Kapitel 17
    A m Wochenende war die Klinik immer erfüllt von Unruhe, summte wie ein Bienenstock. Das ging schon samstags los; nachmittags war, wenn das Wetter nur einigermaßen mitspielte, die ganze Parkanlage voller

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