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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gegangen.
    Der Hubschrauber näherte sich einem großen Schiff, das mitten auf dem Deck einen mächtigen Bohrturm trug. GULF ENDEAVOUR IV , las Markus, als sie es umrundeten und den Landeplatz am Heck ansteuerten.
    Ein kalter, scharfer Wind wehte, als sie ausstiegen. Das Schiff bewegte sich unruhig in dem herrschenden Seegang. Es war Markus unerklärlich, wie man unter diesen Bedingungen eine Bohrung auf dem Meeresgrund, in wer weiß wie vielen Metern Tiefe, voranbringen konnte.
    Ein schlanker, schlaksig wirkender Mann kam ihnen entgegen, eine grellgelbe Wetterjacke vor der Brust zusammenhaltend. »Jim Mackintosh«, stellte er sich vor, während er ihnen die Hände schüttelte. »Willkommen an Bord.«
    Markus erinnerte sich an den Namen. Er hatte auf dem Reiseplan gestanden. Ein Geophysiker, der für British Petroleum arbeitete.
    Es stank nach Abgasen. Alle paar Minuten erzitterte das Schiff, wenn die Maschinen aufheulten, um es – das wusste Markus aus Blocks Erzählungen – gegen die herrschende Strömung in Position zu halten.
    »Lassen Sie uns reingehen«, schlug Mackintosh vor. »Das ist gemütlicher.«
    Drinnen war es bullerwarm. Der schwankende Boden schlug Markus auf den Magen; er war froh, sich setzen zu können, obwohl es das nicht viel besser machte.
    »Sie sind also die Leute, denen ich unsere bestgehüteten Geheimnisse zeigen soll«, meinte Mackintosh dann, offenbar ein wenig unschlüssig, wie es weitergehen sollte. »Ungewohnt, aber da es mein Chef mir ausdrücklich befohlen hat …«
    »Welches Feld erschließen Sie hier gerade?«, fragte Block. » Thunder Horse ?«
    Mackintosh schien froh zu sein, dass es konkret wurde. »Ja, genau. Das Feld ist vierundfünfzig Quadratmeilen groß, und das, was wir hier gerade machen, wird die fünfundzwanzigste und letzte Erschließungsbohrung. Gesamtkosten des Unternehmens inklusive der Pipeline zur Küste vier Milliarden Dollar.« Er trat an einen Kartentisch, holte plakatgroße Computerausdrucke aus den Schubladen. » Thunder Horse ist möglicherweise das letzte große Ölfeld hier im Golf. Aber es ist sehr schön, hat einen hohen Lagerstättendruck, was es fast so komfortabel macht wie die Quellen in Saudi-Arabien.«
    Er breitete die Karte aus. Sie zeigte die Golfküste mit den abnehmenden Tiefenlinien. In verschiedenen Rottönen waren größere und kleinere, stufenförmig umrandete Flächen eingezeichnet. Markus fühlte sich an eine überdimensionale Version von »Schiffe versenken« erinnert.
    »Die aktuelle Karte der bekannten Ölvorkommen am Golf. Im Moment sind fast achttausend Bohrungen aktiv. Die geschätzten Vorkommen belaufen sich auf ungefähr fünfundzwanzig Milliarden Barrel, wovon ein Teil allerdings Mexiko gehört.«
    Block, Quinton und Mackintosh begannen ein Fachgespräch, dem Markus bald nicht mehr folgen konnte. Er sah aus den Fenstern, verlor sich im Anblick des ruhelosen, schaumbedeckten Meers. Nieseliger Regen klatschte gegen die Scheiben. Das Schiff hob und senkte sich in einer Bewegung, die Markus an Sex denken ließ und daran, wie er Amy-Lee gefragt hatte, ob sie ihn eigentlich liebe. Es war nach der Begegnung mit Baldwin gewesen, von der er ihr nichts erzählt hatte, weil er keinen Wert darauf legte, wie ein eifersüchtiger Trottel zu wirken. Und es hatte draußen auch geregnet; der Wind hatte nass gegen die Fenster ihres Apartments geschlagen, so ähnlich wie jetzt.
    »Warum fragst du?«, hatte sie wissen wollen, mit jenem träumerischen Ausdruck im Blick, den sie oft unmittelbar nach dem Sex hatte.
    »Ich würde es einfach gerne wissen«, hatte Markus gesagt.
    »Klar.«
    »Und angenommen, ich scheitere? Mache Pleite? Wirst du mich dann auch noch lieben?«
    Sie hatte ihn mit ihrem entrückten Blick gemustert, lange, hatte ihn angesehen wie eine Wahrsagerin ihre Kristallkugel und schließlich erklärt: »Du wirst nicht scheitern.«
    Dieser Satz hallte immer noch in ihm nach, obwohl er eigentlich keine Antwort auf seine Frage gewesen war. Er würde nicht scheitern, genau. Es war unnötig, sich Sorgen zu machen. Er war Mitinhaber der vielversprechendsten Firma auf diesem Planeten; er war auf dem besten Wege, scheißreich zu werden; und er hatte eine Freundin, die sexuell unersättlich schien. Er war dicht dran am wahren Leben, und das wahre Leben war ein einziger Rausch.
    »Markus?« Block riss ihn aus seinen Gedanken, meinte, sie müssten kurz etwas besprechen, unter vier Augen.
    »Es hat keinen Zweck, hier im Golf zu suchen«, erklärte

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