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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Quadratmeter groß. Rollen dicker Wolle. Petrischalen. Klebstoffe. Ein Mikroskop und einen Brutofen.
    Quinton kam aus dem Kopfschütteln überhaupt nicht mehr heraus. »Es ist mir ein völliges Rätsel, was das alles soll«, meinte er zu Markus.
    Nur mit Müh und Not konnte Markus es durchsetzen, dass sie an Weihnachten nach New York zurückkehrten. Amy-Lee holte ihn am Flughafen ab und war so heiß, dass sie es nur mit Mühe bis in ihr Apartment schafften. Dort hatte sie einen viel zu großen Weihnachtsbaum aufgebaut und mehr als üppig geschmückt, und unter dem vögelten sie so wild, dass der Baum schließlich umkippte und sie unter sich begrub. Obwohl die Hälfte der Glaskugeln dabei zu Bruch ging und sie sich an den Scherben schnitten, bekam Amy-Lee sich kaum ein vor Lachen.
    Pünktlich zu Weihnachten fiel Schnee, und das in solchen Massen, dass New York von nahtlosem Weiß zugedeckt wurde. Sie gingen spazieren in einer Stadt, deren hektisches Räderwerk auf einmal still stand. Sie sahen Leute auf Skiern die Manhattan Bridge überqueren, sahen leere Kreuzungen, über denen Ampeln ein sinnlos gewordenes Farbenspiel aufführten. Die ganze Stadt war wie verzaubert.
    An Heiligabend, während schwülstige Weihnachtschöre von CD s erklangen, tauschten sie Geschenke aus. Amy-Lee schenkte ihm eine Uhr, deren Name Markus nichts sagte, die aber sündhaft teuer wirkte. Sein Geschenk an sie war ein Negligee, das auf jeden Fall sündhaft teuer gewesen war, obwohl es aus fast nichts bestand.
    »Das hast du für dich selber gekauft, du Schuft«, sagte Amy-Lee.
    »Sagen wir: für uns beide.«
    »Ich muss es gleich anprobieren.« Sie verschwand im Schlafzimmer, kehrte kurz darauf zurück und sah so umwerfend aus, dass es ihm die Sprache verschlug.
    Sie sah an sich herab, sichtlich angetan. »Ich hätte gewettet, dass es nicht passt. Woher weißt du meine Größe?«
    Markus hob die Augenbrauen. »So was steht für gewöhnlich auf den Etiketten, die in Kleidungsstücken eingenäht sind.«
    Amy-Lee sah ihn eigentümlich berührt an. »Die hast du dir angeguckt?«
    »Bei der ein oder anderen Gelegenheit.«
    »Die Mühe hat sich noch nie jemand gemacht. Bisher hat es jedem gereicht, mir die Sachen einfach nur vom Leib zu reißen.« Sie beugte sich über ihn, küsste ihn lang und innig. Dann hielt sie seinen Kopf zwischen ihren Händen fest, betrachtete ihn und erklärte: »Mark Westman, du bist ein ganz gefährlicher Mann.«
    Sie ließ ihn los und ging wieder hinaus. Der schier übermächtige Impuls, der im Begriff gewesen war, in Markus hochzukochen – ihr nämlich das Negligee auch einfach nur vom Leib zu reißen –, ebbte wieder ab.
    Amy-Lee hatte einen Truthahn vorbereitet, und für die letzten Handgriffe wollte sie niemanden in der Küche haben.
    »Ich helfe gern«, sagte Markus. »Ich bin keiner dieser Männer, die sich nur bedienen lassen.«
    »Gern, aber nicht an Weihnachten.« Sie drückte ihm ein Glas Sherry in die Hand. »Setz dich ins Wohnzimmer, leg eine CD auf oder so was, und warte, bis ich rufe.«
    »Okay«, meinte Markus ergeben. »Ich bin auch keiner dieser Männer, die an Weihnachten Streit anfangen.«
    Also ging er ins Wohnzimmer und hockte sich vor das Regal mit den CD s. Amy-Lee liebte Oldies; je älter, desto lieber. Beatles, Elvis, Buddy Holly – solches Zeug. Jerry Lee Lewis? War das nicht ein Schauspieler gewesen? Markus legte schließlich eine CD von einer Gruppe namens Golden Earring auf, eine von Amy-Lees Lieblingsscheiben.
    »Dreh lauter!«, rief sie aus der Küche, als die ersten Takte des Songs Eight Miles High aus den Lautsprechern kamen.
    Markus drehte ordentlich auf und ließ sich dann in einen der Sessel fallen, nahm einen Schluck. Der Sherry schmeckte süß und verbreitete eine angenehme Wärme in der Kehle.
    Neben dem Sessel stand ein kleines Tischchen mit dem Telefon darauf, einer Schale Gummibärchen daneben … und Amy-Lees Adressbuch. Das sah er zum ersten Mal. Aufgeschlagen auch noch, beim Buchstaben L. L wie Laura. Amy-Lee ordnete Adressen interessanterweise nach den Vornamen.
    »Ich bin ein ganz gefährlicher Mann …«, sagte Markus leise zu sich und schob den Fingernagel unter das Register M. Da, seine Handynummer und die Adresse der Wohnung in Brooklyn, wo er praktisch nie war.
    Er zögerte nur kurz, dann hob er das Register R an. Robert Baldwin, tatsächlich. Seine private Telefonnummer, schau, schau. Seine E-Mailadresse lautete [email protected]. Und er hatte am 7 . Januar

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