Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
zerbrechen, und dann hatte er einen beträchtlichen Teil seines Erbes – vielleicht sogar einen entscheidenden – verspielt.
»Sie wollen wissen«, wiederholte Block bedächtig, »was mich so sicher macht, dass die so genannten Fachleute die Ölreserven zu niedrig einschätzen?«
Markus nickte mit trockenem Mund. »Wäre mir recht, ja.«
»Das will ich Ihnen erklären.« Block machte wieder eine Pause, während er sich das nächste Brot strich. Wie ein Mensch so viel Erdbeermarmelade essen konnte, würde Markus nie verstehen. »Aber ich sage Ihnen gleich, es ist zum Schreien einfach. Es liegt dermaßen auf der Hand, dass Sie kaum fassen werden, wieso Sie nicht von selber darauf gekommen sind.«
»Nehme ich in Kauf.«
»Also – zunächst die Grundlagen. Wenn Sie Öl verbrennen, wird Kohlendioxid frei, nicht wahr? Das berühmte CO2 . Bei der Verbrennung von Holz natürlich auch, aber da es der Baum, von dem das Holz stammt, vorher der Atmosphäre entzogen hat, bleibt der Effekt insgesamt neutral. Bei der Verbrennung von Öl – oder Kohle, was das betrifft – dagegen nicht. Da der Kohlenstoff darin aus fossilen Reservoirs stammt, reichert sich das CO2 in der Umwelt an. Das kann man auch messen. Seit der Mensch Kohle und Öl industriell nutzt, hat der CO2 -Anteil in der Atmosphäre stetig zugenommen. Vor 1850 lag der CO2 -Anteil der Atmosphäre bei etwa 2 , 9 %, heute liegt er bei 3 , 7 %.«
»Was ja nicht unproblematisch ist«, nickte Markus.
»Denken Sie das?«
Markus hob die Schultern. »Na ja, liest man jedenfalls immer. Erderwärmung, Treibhauseffekt, das Weltklima und so.«
»Gerede. Das Weltklima hat sich immer wieder mal erwärmt, schon vor Jahrmillionen, als vom Menschen überhaupt noch nicht die Rede war. Und abgekühlt hat es sich auch immer wieder.« Block biss herzhaft ab und fuhr kauend fort: »Wenn wir mal nach Österreich kommen, stelle ich Ihnen einen Bekannten von mir vor, einen studierten Landwirt namens Konrad Haslinger. Er zieht tropische Früchte, die in Oberösterreich normalerweise nicht im Traum wachsen würden, in riesigen Treibhäusern. Und genau die haben mich darauf gebracht, was mit der offiziellen Theorie nicht stimmen kann.«
»Die Treibhäuser?«
»Genau. Wissen Sie, was der Haslinger macht? Er leitet CO2 hinein. Der CO2 -Anteil in seinen Treibhäusern ist fast dreimal so hoch wie normal. Er hat mir gesagt, er würde ihn gern noch höher machen, aber das würde gegen irgendwelche Sicherheitsvorschriften verstoßen. Oder er müsste irgendwelche zusätzlichen Anlagen einbauen, was ihm zu teuer ist; keine Ahnung.«
Markus blinzelte verwundert. » CO2 ? Und wozu?«
»Das hat er mir erklärt. CO2 , dieses simple Gas mit der schlechten Presse, ist nämlich ein Düngemittel, und zwar eines der besten. Haslinger sagt – und das ist wissenschaftlich unstrittig, ich habe es nachgeprüft –, dass heutzutage die meisten Pflanzen unter CO2 -Mangel leiden. Pflanzen atmen ja CO2 ein und Sauerstoff aus, gerade umgekehrt wie wir. Aber den größten Teil der Erdgeschichte hindurch war der CO2 -Anteil in der Atmosphäre wesentlich höher als heute, bis zu fünfmal so hoch. Das heißt, die Pflanzen sind auf einen hohen CO2 -Anteil angepasst, und heutzutage schnappen sie gewissermaßen nach Luft. Würde der CO2 -Anteil der Luft sinken, anstatt zu steigen, dann würden viele Pflanzenarten aussterben.«
»Dann müsste der erhöhte CO2 -Ausstoß ja für bessere Ernten sorgen.«
Block nickte und griff nach der nächsten Scheibe Brot. »Genau das ist auch der Fall, aber ich will auf etwas anderes hinaus. Überlegen Sie mal: Wenn in Urzeiten fünfmal so viel CO2 in der Atmosphäre war – wohin ist der ganze Kohlenstoff dann eigentlich verschwunden?«
Das war eine Frage jener Art, die einem urplötzlich ganze Kronleuchter aufgehen lassen. Markus sah den alten Mann an, diesen zähen, drahtigen, bis zur Halsstarrigkeit unbeirrbaren Kerl, und begann zu begreifen. »Sie meinen …?«
»Die Pflanzen haben ihn eingelagert. Das ist es, was sie tun. Sie atmen CO2 ein, behalten das C und atmen O2 aus. Und wenn sie zu Fossilien werden, ist der in ihnen enthaltene Kohlenstoff dem natürlichen Kreislauf entzogen. Das ist passiert, Jahrmillionen hindurch. Bis wir Menschen angefangen haben, diese fossilen Überreste – wir nennen sie Kohle, Öl oder Gas – wieder auszugraben und den darin enthaltenen Kohlenstoff durch Verbrennung wieder in Umlauf zu bringen.« Block richtete das marmeladenverschmierte
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