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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Wehrmacht-Archivs versetzt wurde. Aufgabe dieser Abteilung war es, alle im Hinblick auf die künftige Geschichtsschreibung des Tausendjährigen Reiches relevanten Dokumente, vor allem die Führerbefehle, zu sammeln und aufzubereiten. Es war eine hochsensible Tätigkeit, für die nur absolut linientreue und über jeden Zweifel erhabene Männer in Frage kamen. Ein Spion in dieser äußerlich unscheinbaren Einrichtung hätte den Feinden des Reiches wertvolle Hinweise auf dessen Strategien und Planungen liefern können.
    Heinrich Maria Blocks bis dahin glanzvolle Karriere geriet in Gefahr, als er eine Durchschrift der am 18 . Dezember 1940 von Hitler unterzeichneten geheimen Führerdirektive Nr. 21 auf den Schreibtisch bekam, in der der Plan für die Operation Barbarossa , den Überfall auf Russland also, umrissen wurde. Karl Maria Block las die Anweisungen wieder und wieder, versuchte mit wachsender Verzweiflung, ihre Weisheit zu begreifen. Nächtelang saß er in seinem Kellerbüro über Karten und Nachschlagewerken und gelangte schließlich, aller inbrünstigen Verehrung für den Führer zum Trotz, zu der Überzeugung, dass dessen Plan nicht der bestmögliche war.
    Diesen absolut undenkbaren Gedanken behielt er natürlich zunächst wohlweislich für sich. Aber er verfolgte die Ereignisse fortan mit einem anderen, kritischeren Blick.
    Im Februar 1941 musste Hitler Truppen nach Libyen schicken, um seinem Verbündeten Mussolini eine schwere Niederlage zu ersparen – Truppen, die später den Kern des berühmten Afrika-Korps unter Erwin Rommel bilden sollten. Im März 1941 wagte es die griechische Regierung, der Stationierung von vier britischen Divisionen zuzustimmen, worauf Hitler die Operation Marita einleitete. Daraufhin wurde, am 6 . April 1941 , Jugoslawien aus fünf Richtungen gleichzeitig angegriffen: durch italienische Truppen von Albanien aus, durch die ungarische Armee sowie durch deutsche Truppen, die in Österreich, Rumänien und Ungarn stationiert waren. Die jugoslawische Armee brach sofort zusammen, worauf die deutschen und italienischen Truppen in Richtung Griechenland weitermarschierten. Die Griechen leisteten länger Widerstand, doch vergebens. Am 27 . April mussten die Briten aus den südgriechischen Häfen fliehen, was ihnen nur im letzten Moment gelang, und dabei wertvolles schweres Gerät zurücklassen.
    Es war ein Triumph für Hitler. Er hatte damit das gesamte europäische Festland so weit erobert, dass es, mit Ausnahme von Schweden, der Schweiz und der iberischen Halbinsel, vollständig von ihm oder seinen Verbündeten kontrolliert wurde. Alles, was ihm noch zu tun blieb, war, England und die Sowjetunion niederzuwerfen.
    Hierbei kam es jedoch nicht nur auf den militärischen Sieg an, sondern auch auf den Zugang zu wichtigen Bodenschätzen, vor allem den zu Öl. Das Deutsche Reich besaß außer den unzureichenden rumänischen Ölfeldern keine Ölquelle. Es war darauf angewiesen, das russische Öl zu erobern, um den Krieg fortsetzen und schließlich auch Großbritannien besiegen zu können.
    Heinrich Maria Block, in dessen Kellerbüro alle Informationen zusammenliefen, sah dieses Grundproblem. Und mehr noch: Er sah die Lösung dafür. Auf den Karten, über denen er nächtelang brütete, hatte er die größten Ölexporteure vor sich: Irak, Iran und Saudi-Arabien. Seit der Eroberung Griechenlands waren sie alle in greifbarer Nähe.
    Als Hitler den 22 . Juni 1941 als Beginn der Operation Barbarossa bestimmte, wagte Hauptmann Heinrich Maria Block etwas Ungeheuerliches: Er schrieb dem Führer einen Brief, in dem er ihm – eingebettet in alle Bekundungen höchsten Respekts und größter Demut, die ihm zu Gebote standen – eine alternative und ihm erfolgversprechender erscheinende Strategie vorschlug.
    Sein Plan war, zunächst von Bulgarien und dem griechischen Trakien aus den europäischen Teil der Türkei zu erobern, Istanbul zu nehmen und den Bosporus zu überqueren, um weiter nach Anatolien vorzustoßen. Ihm war bewusst, dass die Türkei in diesem Krieg bislang strikte Neutralität gewahrt hatte, aber wenn es einem höheren Zweck diente, konnte er darin keinen Hinderungsgrund für einen Angriff auf das Land erkennen. Er war sich auch dessen bewusst, dass die Türken als tapfere Kämpfer galten und dass mit ihrem erbitterten Widerstand zu rechnen war, doch da es ihnen an jeglicher moderner militärischer Ausrüstung fehlte, war, so argumentierte Hauptmann Block, jegliche Gegenwehr von vornherein zum

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