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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Geburtstag.
    Es gab ihm einen Stich, das zu sehen, und er ließ wieder los. Nicht drüber nachdenken , befahl er sich und nahm noch einen Schluck Sherry. Es war Weihnachten. Das Fest der Liebe. Und sie war mit ihm zusammen. Mit ihm, der nicht scheitern würde.
    Es war dann Markus’ Telefon, das am Abend des Weihnachtsfeiertags fiepte, und es war Block, der am anderen Ende der Verbindung war. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich eine heiße Spur habe.«
    »Eine heiße Spur?«, wiederholte Markus verdattert. »Wo um alles in der Welt sind Sie denn?«
    »Ich durchquere gerade die Rosebud Indian Reservation . Es gibt hier ein Sioux-Indianer-Museum, wussten Sie das?«
    »Heißt das, Sie sind zurück nach South Dakota gefahren?«
    »Wissen Sie«, erklärte Block, »ich hab den ganzen Weihnachtsquatsch einfach nicht mehr ausgehalten.«
    Also kehrte Markus nach Weihnachten ebenfalls nach South Dakota zurück, verbrachte Silvester damit, Block zu helfen, Steine aus dem Boden zu graben und nach undurchschaubaren Kriterien zu ordnen. Den Jahreswechsel verschliefen sie einfach, erschöpft von der Arbeit an der frischen Luft.
    Ein Lichtblick bei dem Ganzen war die überwältigende Weite der Landschaft, die grandiose Leere, durch die sie sich bewegten. South Dakota war halb so groß wie Deutschland, hatte aber nur die Bevölkerung einer Stadt wie Stuttgart. Alles war unfassbar weit, groß, herrlich. Markus fühlte sich wie auf einem anderen Planeten, einer neuen Welt voller unausdenklicher Möglichkeiten.
    Nie wieder, sagte er sich, konnte er nach Deutschland zurückkehren. Er würde sich vorkommen wie in einem Käfig.
    Gegenwart
    F rieder kam am Dienstag. Er hatte die Reisetasche dabei, stellte sie aufs Bett und hob heraus, was darin war: Hosen, Pullover, T -Shirts, Unterwäsche.
    »Die Sachen müffeln«, meinte er spitzlippig. »Wenn du dein Zeug noch lange dort untergestellt lässt, kannst du es auch gleich wegwerfen.«
    Markus nickte müde. »So lange war das ja auch nicht geplant.«
    »Das mit der Vollmacht ging übrigens nicht so ohne weiteres. Ich bin erst an einen jungen Kerl geraten, einen Azubi, schätze ich. Der hat ein langes Gesicht gemacht, jemand anderen gefragt, und schließlich ist der Chef selber gekommen. Und der hat auch gezögert, hat sich meinen Ausweis zeigen lassen und so weiter.«
    »Wahrscheinlich fand er es seltsam, dass er mich nicht anrufen durfte.«
    »Ja. Aber das konnten wir nicht riskieren.« Frieder zuckte mit den Schultern. »Im Grunde ein gutes Zeichen. Eine Spedition, der man seine Sachen anvertrauen kann.«
    Markus nickte. »Und das Tagebuch? Hast du das gefunden?«
    »Das hier, nicht wahr?« Frieder holte ein flaches Büchlein mit Deckeln aus gebürstetem Stahl und einem widerstandsfähig aussehenden Zahlenschloss an der Seite heraus. In einer Schlaufe steckte ein ebenfalls stahlfarbener Kugelschreiber.
    »Genau.«
    Er reichte es ihm. »Ich wusste gar nicht, dass du Tagebuch schreibst.«
    »Das bindet man ja auch nicht jedem auf die Nase. Schon gar nicht seinem großen Bruder.«
    Frieder stopfte die anderen Sachen zurück in die Tasche. »Warum hattest du das eigentlich nicht mitgenommen? So viel, wie du erlebt hast, müsste es jetzt doch voll sein.«
    »Wahrscheinlich wäre ich überhaupt nicht zum Schreiben gekommen.« Markus hob es leicht an. »Der Metalleinband, weißt du? Ich hatte Angst, dass sie es mir am Flughafen wegnehmen.«
    Frieder stellte die Tasche in den Wandschrank, setzte sich, schlug die Beine übereinander und nestelte an seinen Hosen herum. »Es gibt etwas, das ich dich fragen muss.«
    Markus musterte ihn. »Nämlich?«
    »Letztes Jahr ging es mit der Firma ziemlich in den Keller. Wie bei allen, die irgendwie mit alternativen Energien zu tun hatten; eine Menge von denen sind pleitegegangen. Ich beinahe auch. Weißt du ja.«
    Markus nickte mit reglosem Gesicht.
    »Doch dann«, fuhr Frieder fort, »wurde eines Tages eine Rechnung bezahlt, die ich überhaupt nicht gestellt hatte. Von jemandem, den ich nicht kannte. Eine Rechnung über einen außerordentlich hilfreich großen Betrag.«
    Markus hüstelte. »Sachen gibt’s.«
    »Es war ein krummer Betrag, irgendwas mit 91 Cent hinten. Wie auch immer, gestern bin ich auf die Idee gekommen, ihn mit dem Dollarkurs von damals umzurechnen. Und siehe da, es waren fast genau 300000 Dollar. Genau die Summe, die du angeblich unterschlagen haben sollst. Da fragt man sich natürlich schon, ob das Zufall ist.«
    Markus starrte ins

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