Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
in Saudi-Arabien gibt. Punkt. Pech für die Scheichs. Und das Gegenteil kann doch erst mal keiner beweisen, oder?«
»Wie ein geprügelter Hund den Schwanz einziehen?« Block sah ihn entrüstet an. »Da warten die doch bloß darauf!«
»Na und? Es kann uns ja egal sein, wie viel Öl die Saudis haben.«
»Und wie steh ich dann da? Nachher heißt es, meine Methode funktioniert nicht. Und einen Tag später weiß jeder Schreihals, klar, konnte ja auch nicht funktionieren, war doch bloß einer, der nichts studiert hat, der keinen Abschluss hat, keinen Schein, nichts. Nein. Kommt nicht in Frage. Das lass ich nicht auf mir sitzen.«
Trotz seines Dämmerzustandes kam Markus in diesem Moment eine Erkenntnis, ach was, eine wahre Eingebung. Auf einmal verstand er, was Taggard nicht verstanden hatte: warum sie hier waren.
»Karl«, sagte er ruhig, »ich glaube, dieser Auftrag war von Anfang an als Ablenkungsmanöver gedacht. Die Saudis wollen uns beschäftigt halten, um zu verhindern, dass wir anderswo in der Welt Öl finden. Weil das nämlich ihre Vormachtstellung auf dem Ölmarkt gefährden würde.«
Aber Block hörte ihn gar nicht, wiederholte nur immer wieder, er solle Thurber anrufen. »Eigene Leute, eigene Geräte. Anders geht es nicht. Und alle Spesen in Rechnung stellen, hören Sie? Rigoros.«
Markus musterte seinen Partner mit wattiger Ernüchterung. Block würde sich in diesem Kampf aufreiben, notfalls untergehen, aber niemals aufgeben.
Scheiße , in was war er da bloß hineingeraten?
Wochenende. Zum ersten Mal flog Markus ohne jede Vorfreude aus dem kavernenhaften Flughafen Dhahrans ab. Wie auf Autopilot folgte er beim Umsteigen den inzwischen vertrauten Wegen, erfüllt von einem Schmerz, für den er keinen Namen wusste. Wie auf Autopilot stieg er in die Limousine, in der Amy-Lee sich in einem dünnen, nicht mal knielangen Sommerkleid auf dem Sitz räkelte und raunte: »In der Eile habe ich ganz vergessen, ein Höschen drunterzuziehen, stell dir vor …«
Markus war, als atme er zum ersten Mal an diesem Tag aus. »Ich muss mit dir reden.«
Amy-Lee musterte ihn, teils beunruhigt, teils unwillig, aus der Stimmung gebracht zu werden. »Ist etwas passiert?«
»Ich habe jemanden getroffen, der mir erzählt hat, du hättest dich schon öfter an Männer herangemacht, um sie für deinen Vater auszuspionieren.« Es schmerzte, das zu sagen. Ihm war, als sei dies der Augenblick, in dem er sich die Widerhaken aus dem Fleisch riss. Zugleich kam er sich unsagbar dämlich vor, kindisch, lachhaft eifersüchtig, unreif. Noch während er sprach, war ihm auf einmal sonnenklar, wie haltlos diese Anschuldigung war und wie durchsichtig die Absicht dahinter. Bloß dass sich die Worte nicht mehr stoppen ließen, wie von selbst aus seinem Mund kamen, nun, da er ihn aufgemacht hatte. »Ich habe mich seither gefragt, ob das bei mir auch der Fall war.«
Er sah sie an. Sie würde ihn wahrscheinlich gleich ohrfeigen, und er würde das Wochenende damit verbringen müssen, auf Knien vor ihr zu rutschen und sie um Verzeihung zu bitten.
Amy-Lee setzte sich auf, zog das Kleid zurecht, das Gesicht eine undurchdringliche Maske. Ihr Blick glitt an ihm ab und hinaus auf die vorbeiziehende Straße.
» Oh, shit «, murmelte sie.
Markus sah sie fassungslos an. Dieses Dröhnen in seinen Ohren, war das der Motor? Oder das Blut in seinem Kopf?
Draußen glühte die Sonne auf die Stadt herab, als wolle sie sie verbrennen.
Mit ihm sei es etwas anderes geworden, beteuerte Amy-Lee immer wieder, während sie beide mitten auf dem Teppich ihres Wohnzimmers saßen, er zuhörte und sie erzählte. Von ihrer einsamen Kindheit. Vom Sex, ihrem Zauberreich, in dem sie die Königin war. Von dem Englischlehrer, mit dem sie geschlafen hatte, als sie sechzehn war, weil sie wusste, dass er scharf auf sie war. Und wie sie später trotz schlechter Noten bestanden hatte.
»Prostitution also«, sagte Markus tonlos.
Amy-Lee machte eine wegwerfende Handbewegung. Das Wort schien an ihr abzuperlen. »Es war immer eine Sache auf Gegenseitigkeit. Die Männer bekamen ihre Eroberung, ich bekam, was ich wollte. Und Dad war einfach eine gute Möglichkeit, Informationen zu Geld zu machen.«
»Und er findet das okay?«
»Chinesen denken anders über Sex als Westler.« Sie starrte eine Weile nachdenklich ins Leere. »Er hat nie gesagt, geh mit dem oder dem ins Bett. Er missbilligt das sogar. Aber einen Vorteil lässt er sich trotzdem nicht entgehen, so ist er nun mal.« Sie
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