Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Er musste an sich halten, um nicht etwas zu tun, das er bedauern würde.
Natürlich war an Schlaf nicht zu denken. Markus tigerte durch die Räume seines Hauses, griff eine Million Mal nach dem Telefon, um es eine Million Mal wieder zurückzulegen. Nein, er würde Amy-Lee nicht anrufen. Nein, er würde sich nicht von bebrillten bleichen Typen in irgendwelchen Bunkern irgendwo auf der Welt dabei zuhören lassen, wie er Amy-Lee fragte, ob sie ihn wirklich liebte oder ob sie nur auf Geheiß ihres Vaters mit ihm ins Bett gestiegen war, in der Hoffnung, über ihn an die Block-Methode zu kommen.
Außerdem … Nein, das konnte nicht stimmen. Eine fiese Lüge. Man wusste doch, wie diese Geheimdienste arbeiteten. Gewissenlos. Eine Lüge war doch noch das harmloseste; die schreckten auch vor Mord, Erpressung und dem Einsatz von Drogen nicht zurück.
Trotzdem, die Anschuldigung saß wie ein Stachel im Fleisch. Ein Stachel mit Widerhaken. Es schmerzte auch genauso. Weil er sich nur zu gut daran erinnerte, wie schnell alles gegangen war. Von jetzt auf gleich.
Klar, er hatte schon One-night-stands erlebt, bei denen es auch kein langes Zögern gegeben hatte. Whamm, bam, thank you, M’am. Auf manchen Sommerfesten an der Uni war das der bevorzugte Sport beider Geschlechter gewesen.
Aber konnte man das mit einer Bankerin vergleichen, die mit einem angehenden Kunden ins Bett stieg?
Verdammt. Keuchend stand er am Fenster, die Augen geschlossen, die Fäuste geballt. Das war infam. Sie hatten genau gewusst, wie sie ihn treffen, wie sie ihn verunsichern würden. Weichmachen wollten sie ihn!
Er musste mit Block reden … Nein! Auf keinen Fall. Wenn der hörte, dass die CIA hier war, drehte er vollends durch.
Dass man nichts mehr los wurde! Die Stimme Taggards in seinem Ohr, diese nüchternen Sätze, und wie onkelhaft-besorgt er gewirkt hatte!
Und die Erinnerung an den Tag der Präsentation. Wieder und wieder lief sie ab. Und verflucht noch mal, es sah einfach so aus, als ob sie sich gezielt an ihn herangemacht hätte. Und er, sexuell ausgehungert, wie er gewesen war, hatte nichts geschnallt …
Irgendwann schluckte er ein paar Tabletten, um ruhiger zu werden. Sie schienen schneller zu wirken als sonst, obwohl er fast bei der normalen Dosis geblieben war. Aber gut. Es tat gut.
Er würde sie fragen. Ganz einfach. Nächstes Wochenende, wenn er wieder nach New York flog, würde er sie fragen.
Er ließ sich aufs Bett fallen, schloss die Augen, spürte, dass er Angst hatte. Er wusste nur nicht genau, wovor: vor der Wahrheit? Oder vor dem Gefühl, einmal mehr angelogen zu werden?
Die nächsten Tage durchlebte Markus wie in Nebel gehüllt. Die Wirkung der Pillen schien nicht mehr nachzulassen, egal was er dagegen einwarf, und so tappte er strohköpfig durch eine Welt, in der die Kacke am Dampfen war.
Zweitausendfünfhundert Meter Tiefe, und die Bohrungen blieben weiterhin erfolglos. Dreitausend. Die arabischen Geologen hielten mit ihrem Spott nicht mehr zurück.
»Wir sind jetzt tiefer als die Arab-D-Formation, in der sich praktisch alles Öl hier im Osten Saudi-Arabiens befindet«, bekam Markus von Jim Angles erklärt, einem ihrer Techniker, einem untersetzten Mann mit haarigen Händen. »Deswegen lachen sie.«
»Verstehe«, sagte Markus, der nichts verstand. Wie konnte das sein? War Blocks Methode doch nicht unfehlbar?
Block hatte sich kommentarlos verkrochen. Markus kratzte, wie es ihm vorkam, stundenlang an der Tür des Labors, bis er endlich hineindurfte.
Der Österreicher kochte vor Wut. Jetzt sei ihm alles klar, er habe das Spiel durchschaut; die saudischen Geologen hintertrieben seine Arbeit, studiertes Pack, Akademikergesindel, ihre Gesteinsproben hätten sie vertauscht, das könne er beweisen. »Wir müssen alles noch mal durchgehen, alles, rigoros alles, jede einzelne Zahl, jeden einzelnen Messwert, hören Sie, Markus?«
Unmöglich konnte er ihm jetzt von seiner Begegnung mit dem CIA -Mann berichten.
»Rufen Sie Thurber an! Wir brauchen unsere eigenen Leute hier. Ausschließlich eigene Fachleute und Bohrtechniker, notfalls soll er noch welche einstellen. Wir müssen alles unter Kontrolle haben, rigoros alles selber machen.« Block ballte die Fäuste. »Die werden mich nicht unterkriegen. Mich hat noch nie jemand untergekriegt, und das wird auch so bleiben.«
Markus schüttelte den Kopf. »Karl … Wozu? Brechen wir doch einfach ab. Wir sagen eben, die Untersuchungen hätten gezeigt, dass es keine weiteren Ölfelder
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