Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
die etwas von ihm wollten, das er nur zu besitzen vorgab. Und Taggard gegenüber durfte er nicht einmal zugeben, nicht eingeweiht zu sein.
»Und was schlagen Sie vor?«
»Sie müssen die Geheimhaltung um die Methode beenden. Der richtige Weg ist, sie patentieren zu lassen und anschließend offenzulegen.«
»Und dann?«
»Sie würden über Lizenzen an allen Gewinnen beteiligt bleiben. Das ist der Sinn eines Patents. Unter dem Strich würde es wahrscheinlich weniger Arbeit und mehr Gewinn für Sie bedeuten, als Sie auf dem Weg erlangen werden, den Sie im Augenblick verfolgen. Vor allem aber wäre die Gefahr gebannt, dass die Methode verloren geht.« Taggard rieb sich das Kinn. »Oder einer Macht in die Hände fällt, in deren Besitz ich sie nicht sehen möchte. Von meinem Job aus gesehen ist das ein fast genauso wichtiger Gesichtspunkt.«
Ein Patent. Toll. Das war genau die Idee, auf die Block nicht kommen durfte. Denn dafür brauchte er ihn, Markus Westermann, nicht. Wenn Block seine Methode zum Patent anmeldete, war er aus dem Spiel.
»Warum reden Sie mit mir? Warum nicht mit Block?«
»Das ist versucht worden, aber er zeigt sich derartigen Überlegungen unzugänglich.«
Tatsächlich? Davon hatte Block nie ein Sterbenswörtchen gesagt. Seltsam.
»Ich muss darüber nachdenken«, sagte Markus.
»Tun Sie das. Und denken Sie dabei daran, dass es hier nicht nur um Geld geht, sondern unter Umständen um Krieg oder Frieden.« Taggard zog eine Visitenkarte heraus. Danach war er Sales Manager einer gewissen American Agrofood Trading Company . »Eine Tarnfirma natürlich. Sie erreichen mich jederzeit unter dieser Nummer, wenn Sie Ihren Namen nennen.« Er verzog das Gesicht. »Bestehen Sie notfalls darauf, dass die betreffende Telefonistin nachsieht. In letzter Zeit werden Billigkräfte eingestellt, die nicht immer richtig bei der Sache sind. Traurig, aber sogar die Geheimdienste müssen sparen.«
Markus studierte die Karte. Eine amerikanische Telefonnummer, aber eine Adresse in Riyadh. Interessant. »Woher weiß ich, dass Sie wirklich für die CIA arbeiten? Vielleicht sind Sie in Wirklichkeit tatsächlich nur ein Sales Manager , der was mitgekriegt hat und jetzt versucht, das ganz große Ding zu drehen?«
Taggard nickte. »Gut überlegt.« Er griff in die Hosentasche, holte einige mehrfach zusammengefaltete Papiere heraus, faltete sie auseinander, strich sie glatt, so gut es ging, und schob sie ihm hin. »Das ist eine Liste der Telefonate, die Sie seit Ihrem Aufenthalt in Saudi-Arabien von Ihrem Mobiltelefon aus geführt haben. Datum, Uhrzeit, Telefonnummer des Gesprächspartners und eine kurze Notiz zum Inhalt des Gesprächs. Mobiltelefone abhören, das können nur wir, okay?«
Markus starrte auf die zerknitterten Blätter. Er war wie vor den Kopf geschlagen. »Sie hören meine Telefongespräche ab?«
»Klar. Was denken Sie denn?«
Es stimmte alles. Er sah Amy-Lees Nummer, die praktisch täglich aufgeführt war. »Sie belauschen mein Liebesgeflüster mit meiner Verlobten?«
»Ihre Verlobte?« Taggard hob die Augenbrauen. »Miss Wang ist Ihre Verlobte?«
»Wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Habe ich nicht, nein, bloß …« Der hagere Mann zögerte. »Mister Westermann, ich sage Ihnen das ungern, aber Miss Wang ist uns nicht ganz unbekannt. Sie fängt immer wieder Affären mit einflussreichen Leuten an, um sie auszuhorchen. Wir hielten sie eine Weile für eine Agentin, bis sich herausstellte, dass sie im Auftrag ihres Vaters handelt. Der nutzt das, was sie herausfindet, für seine Geschäfte.«
Markus starrte sein Gegenüber an, spürte ein heißes Gefühl in seinem Gesicht aufsteigen, so, als habe ihn dieser gerade geohrfeigt. »Das ist nicht wahr.«
»Ich hatte gestern ein langes Telefonat mit dem zuständigen Kollegen. Wir beobachten Miss Wang nicht mehr, aber ich halte jede Wette, dass Ihre Begegnung mit ihr kein Zufall war.«
»Das muss ich mir nicht anhören.«
»Sie wollten wissen, ob ich wirklich für die CIA arbeite.«
Markus stand auf, ließ die Abhörprotokolle liegen, warf die Visitenkarte dazu und sagte: »Danke für die Einladung.« Dann ging er.
Er hörte noch, durch das Donnern des Blutes in seinen Ohren hindurch, wie Taggard ihm nachrief: »Denken Sie über das nach, was ich Ihnen davor gesagt habe!« Aber er machte nur eine zornige Bewegung mit der Hand, ohne sich umzudrehen, und stapfte weiter. Wut wallte in ihm hoch. Er hätte am liebsten geschrien oder irgendetwas kaputtgeschlagen.
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