Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
dieser verlangten den richtigen Soundtrack. Markus schaltete das Radio ein, suchte die Sender nach Musik durch, die richtig fetzte. Da, ein knackiger Rocksong. Er kannte weder Stück noch Band, aber es ging gut ab; das Schlagzeug trieb, der Bass donnerte, und die Gitarre war pure Elektrizität auf höchsten Touren.
Und zum Teufel mit dem blöden Speed Limit ! Markus zog auf die Überholspur rüber und gab Gas. Am liebsten hätte er das Verdeck aufgemacht und laut geschrien, aber die ersten Regentropfen zierten die Frontscheibe, verschmierten den Staub darauf …
Ach, shit! Was war nur los mit dieser Welt, dass sie ständig versuchte, ihn zu bremsen ?
Also wieder rüber nach rechts, Fuß vom Gas. Es pladderte ganz schön. Verrückt für diese Jahreszeit. Die Musik hörte auch auf, ein Sprecher blendete sich ein. Es schien eine Nachrichtensendung zu sein. China habe erneut erklärt, Taiwan sei eine abtrünnige Provinz und man behalte sich vor, diesen unhaltbaren Zustand zu einem geeigneten Zeitpunkt zu beenden, berichtete er und hatte zu diesem Thema jemanden am Telefon, einen gewissen Bill. Ja, kommentierte der gelassen, das müsse man als ein gegen die USA gerichtetes Drohverhalten interpretieren.
»Die Volksrepublik China sieht sich als zukünftigen globalen Gegenspieler Amerikas und bringt sich mit solchen Erklärungen ideologisch in Stellung. Interessant ist jedoch der Zeitpunkt. Chinas Volkswirtschaft expandiert, die eigenen Ölfelder reichen nicht mehr aus, um die Energieversorgung sicherzustellen. Die Chinesen sind in zunehmendem Maß auf Importe angewiesen, wenn der Aufschwung nicht abgewürgt werden soll. Das Letzte, woran sie interessiert sein können, wären kriegerische Aktionen, die einen Boykott nach sich ziehen würden.«
»Wissen die Chinesen etwas, das wir nicht wissen?«, fragte der Radiosprecher.
»Kann sein, bloß was? Da wird man abwarten müssen.«
»Okay. Danke, Bill. Wir machen hier weiter mit –«
Markus drehte das Radio ab. China! Wang war Chinese. Nicht nur das, er hatte sein Vermögen im Handel mit China gemacht. War das, was Bill nicht wusste, ein Deal, der die chinesische Regierung damit rechnen ließ, die Block-Methode zu bekommen? Hatte Wang sie ihnen schon verkauft und war deswegen jetzt unter Druck, liefern zu müssen?
Und war er, Mark S. Westman, im Begriff, etwas zu tun, das den Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika schaden würde? Dem Land, dessen Bürger er eines Tages zu sein hoffte?
Vielleicht war das Geschäft mit Wang doch keine so gute Idee.
In diesem Moment klingelte das Mobiltelefon. Wieso überhaupt, er hatte es doch … Ah nein, hatte er nicht. Nach dem Gespräch mit Wang hatte er vergessen, das Gerät wieder auszuschalten.
Er sah aufs Display: eine Nummer, die ihm absolut nichts sagte. Ablehnen und ausschalten? Andererseits war er weit weg, und im Notfall konnte er immer behaupten, die Verbindung sei schlecht … Er drückte den grünen Knopf. »Ja?«
»Mister Westman, Gott sei Dank, dass ich Sie erreiche«, keuchte ihm die Stimme von Lynn Ayers ins Ohr. »Die Polizei ist hier! Die haben einen Durchsuchungsbefehl für Ihr Büro.«
»Wie bitte? Wieso das denn?«
»Man verdächtigt Sie, Mister Block umgebracht zu haben.« Ein dröhnendes Geräusch im Hintergrund. »Ich rufe von einer Telefonzelle an; die wissen nichts davon. Meine Karte läuft jeden Moment ab … Was soll ich denen sagen, wo Sie sind?«
»Was haben Sie denn bis jetzt gesagt?«
»Dass ich nicht weiß, wo Sie sind.«
»Bleiben Sie dabei. Das klärt sich alles.« Markus hatte keine Ahnung, wie, aber er war der Chef, er musste vor allem anderen Zuversicht ausstrahlen. »An dem Vorwurf ist natürlich nicht das Geringste dran, das ist völlig aus der Luft gegriffen.«
»Gut. Dann weiß ich einfach nichts. Viel Glück und –« Die Verbindung brach mit einem rasselnden Geräusch ab.
Markus hielt das Telefon in der Hand, merkte, dass er die ganze Strecke gefahren war, ohne irgendetwas von der Straße zu sehen. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?
Sein Herz schlug heftig, der Schreck schien mit Verzögerung zu kommen. Die Polizei verdächtigte ihn?
Schlecht. Ganz schlecht. Es war eine Sache, unschuldig zu sein, aber eine ganz andere, es zu beweisen. Vor allem, wenn man gegen undurchsichtige Machenschaften antrat.
Er brauchte Hilfe.
Taggard! Er musste sich an Taggard wenden. Nur der konnte ihm jetzt helfen. Wenn überhaupt jemand.
Und er musste sich Blocks Unterlagen sichern,
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