Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
gegenübergesessen hatte.
    Er begann mit den Jahrgängen, die er nach seiner Schätzung von Taggards Alter für die wahrscheinlichsten hielt. Wenn er in diesen Büchern nicht fündig wurde, würde er jeweils ein Jahr nach vorn und eines nach hinten gehen.
    Es war eine herkulische Arbeit. Bald fingen die kleinen Porträtfotos an, vor seinen Augen zu tanzen, und dann blieb nur, hinauszugehen, Luft zu schnappen und einen Kaffee aus dem Automaten zu trinken. Und wieder hineinzugehen. Und weiterzumachen.
    Und endlich …
    Da. Das war er. Sein richtiger Name lautete Vernon J. Smith, und er war jünger, als Markus erwartet hatte. Der Dienst bei der CIA schien auszuzehren.
    Er ging auf die Toilette, der Kaffee forderte Tribut. Er fühlte Erleichterung, doch als er an den Tisch zurückkam, war er sich seiner Sache nicht mehr restlos sicher.
    Er blätterte weiter und fand nach drei Seiten noch jemanden, der aussah wie eine jugendliche Version von Charles W. Taggard. Ein gewisser Adrian Wheaton.
    Was jetzt? Er legte Papierstreifen zwischen die fraglichen Seiten und machte weiter. Er würde alle Jahrbücher durchblättern, die es gab, ganz einfach. Er hatte bis zweiundzwanzig Uhr Zeit. Und wenn das nicht reichte: Die Bibliothek hatte auch sonntags geöffnet.
    Seinen heroischen Entschluss in die Tat umsetzen zu müssen blieb Markus erspart, denn schon im nächsten Band, den er aufschlug, fand sich ein Charles Walker Taggard. Er verglich das Foto mit denen der anderen Kandidaten und sah die Unterschiede. Das war der Mann, den er in Saudi-Arabien getroffen hatte, kein Zweifel. Der CIA -Agent. Und er war älter , als er geschätzt hatte.
    Markus zückte sein Notizbuch und begann, die Namen von Taggards Jahrgangskollegen zu notieren und alles, was helfen konnte, sie aufzuspüren.
    Die Gewalttätigkeiten und Kämpfe in Saudi-Arabien weiteten sich aus. Islamistische Führer und Prediger riefen zum Kampf auf, und zwar inzwischen nicht mehr nur gegen die »amerikanischen Aggressoren«, sondern auch gegen das saudische Königshaus, das das Land und seine Reichtümer schon viel zu lange an die »Ungläubigen« verhökert habe. Die Polizei riegelte alle Paläste ab, doch da es so viele davon gab, dünnte das die vorhandenen Kräfte aus und ließ das Aufgebot der Staatsmacht wenig beeindruckend aussehen. Was genau in den Straßen der saudischen Städte vor sich ging, war auf den Fernsehbildern nicht mehr auszumachen. Krawall. Verletzte. Tote. Fäusteschwingende Männer. Vermummte mit enormen Waffen. Steine wurden geschleudert, Brandsätze aus Benzin und Colaflaschen explodierten. Und dazwischen die beharrlich vorrückenden Panzer der 3 . US -Infanterie-Division.
    Zuerst war es nur ein Gerücht, das Reporter westlicher Medien einander erzählten, aber nicht zu senden wagten, so unglaubwürdig erschien es ihnen. Dann gab es Bilder, die alle Sender, sogar Al-Jazeerah, groß aufgemacht zeigten: Die Familie Saud, das Königshaus also, floh aus dem Land, das ihren Namen trug.
    Man sah den König in ein Flugzeug steigen, das Riyadh mit geheimem Ziel verließ. Weitere prominente Mitglieder der Familie folgten, teils in kleinen Business-Jets, teils in großen Boeing-Langstreckenflugzeugen, die, wie man bei dieser Gelegenheit erfuhr, den Betreffenden gehörten . Es gelang keinem Reporter, näher als fünfzig Meter an eine Gangway heranzukommen, und von den offiziellen Stellen war kein Kommentar dazu zu bekommen.
    »Lächerlich«, sagte Abu Jabr. »Niederträchtige Propaganda der westlichen Medien. Absurd. Absolut undenkbar. Wie können sie glauben, dass ihnen jemand so etwas Lächerliches glaubt?«
    Schließlich schwieg er. Erschüttert, denn die Bilder hörten und hörten nicht auf.
    »Zayd hat mich gewarnt«, sagte Wasimah leise. »Er hat gesagt, dass so etwas passieren könnte.«
    Abu Jabr musterte seine Schwiegertochter. »Was? Dass solche Lügen über uns verbreitet werden?«
    Wasimah senkte den Blick. »Nein. Er hat gesagt, dass es passieren kann, dass unsere Familie fliehen muss. Er hat sogar gesagt, dass es sehr wahrscheinlich ist.«
    »Was? Aber … Wie kommt er auf so etwas?«
    »Er sagt schon seit Jahren, dass die Herrschaft der königlichen Familie nicht mehr lange halten wird.« Sie sah seinen Blick und sagte: »Die meisten denken so wie er, Abu. Deswegen haben sie doch auch so gelebt – als gäbe es kein Morgen.«
    Abu Jabr musste sich räuspern. »Wie käme Zayd dazu, so etwas zu denken?«
    »Er sagt, das Haus Saud erkauft sich seine

Weitere Kostenlose Bücher