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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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blieb, tat man doch gut daran, nicht übermäßig schnell zu fahren.
    Grand Island zog vorbei. Bestimmt war die Landschaft von Nebraska traumhaft, Markus sah bloß nichts davon, nur Straßen. Genau genommen nur eine Straße, die Interstate 80 , die ihm allmählich so vorkam, als sei sie sein Schicksal, als befahre er sie seit Anbeginn der Zeiten und sei dazu verdammt, ihr zu folgen, bis die Sterne erloschen.
    Nachmittags erreichte er Wyoming, mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Husten. In der Nähe von Cheyenne – eigentlich in der Nähe eines Schildes mit diesem Namen darauf, das ebenso wie er und die Straße in einer Art formlosem Nebel schwebte, dem Schnee und Nieselregen beigemischt waren – fand er eine Apotheke, wo er ein Mittel gegen Erkältung kaufte, das stärkste, das rezeptfrei zu bekommen war.
    In der Nähe von Laramie gab er dann für diesen Tag auf. Es war längst dunkel, er war über 12 Stunden gefahren und fühlte sich zum Wegwerfen. Seit Stunden hatte er fiebrige Träume hinterm Steuer, die um Blocks Unterlagen kreisten. Es reichte wirklich. Er hatte nicht einmal Hunger. Er schloss die Tür seines Motelzimmers hinter sich ab, nahm die Maximaldosis des Medikaments, legte sich ins Bett und war eingeschlafen, ehe sein Kopf das Kissen berührte.
    Dorothea hatte die Kälte im Haus nicht mehr ertragen und geheizt. Das hungrige Fauchen des Ölbrenners machte ihr Angst, gleichzeitig tat es so gut, endlich wieder im Wohnzimmer sitzen zu können, ohne zu frieren.
    Werner kam eher als sonst, die Team-Sitzung war ausgefallen. So hockten sie gemeinsam vor den Nachrichten und Sondersendungen, die alle Kanäle mit nur einem Thema beherrschten: das Chaos in Saudi-Arabien.
    Inzwischen waren es ein halbes Dutzend geistliche und andere Führer, die die Herrschaft über den Wüstenstaat beanspruchten. Jeder von ihnen hatte seine Anhänger, die die Anhänger der anderen bekämpften. Sogar in Mekka kam es zu blutigen Auseinandersetzungen, was die anderen islamischen Staaten auf den Plan rief, die sich um die heiligen Stätten sorgten.
    Einer Meinung waren die selbst ernannten Führer in der Ablehnung der amerikanischen Militäraktion. Die USA sollten das Land sofort und ohne Umschweife verlassen und sich nicht länger in die inneren Angelegenheiten des saudischen Volkes einmischen. China unterstützte diese Haltung und brachte ständig neue Resolutionen in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ein, die dort jedoch umgehend von den USA mit einem Veto blockiert wurden. Der amerikanische Präsident erklärte in einer Fernsehansprache, keiner derjenigen, die nun die Macht in Saudi-Arabien beanspruchten, täte dies rechtmäßig, und da sich die Anschläge auf die saudische Ölindustrie häuften, seien die USA als traditionelle Schutzmacht dazu aufgerufen, die Ruhe und Ordnung im Rahmen ihrer Möglichkeiten wiederherzustellen und den Reichtum des saudischen Volkes, das Erdöl, vor Veruntreuung und Zerstörung zu bewahren. Im Übrigen sei Erdöl ein zu wichtiger Rohstoff und die Weltwirtschaft zu sehr darauf angewiesen, als dass man zulassen könne, dass es zum Spielball einander bekämpfender Cliquen werde.
    Unmittelbar nachdem diese Ansprache über die Sender gegangen war, verbreiteten die U S -Streitkräfte in Saudi-Arabien über Radio, Fernsehen, Flugblätter und Lautsprecher die ultimative Aufforderung, den vorrückenden Sicherheitskräften keinen Widerstand mehr zu leisten. Man werde ihn ab sofort mit allen verfügbaren Mitteln niederschlagen.
    Markus erwachte in einem Bett, das so nass war, als habe jemand in der Nacht einen Eimer Wasser über ihm ausgeleert. Aber tatsächlich war alles Schweiß.
    Ein gutes Zeichen, fand er. Er fühlte sich auch gut. Es war nicht mehr ganz früh, und die meisten Gäste hatten das Motel schon verlassen, als er den Frühstücksraum betrat, in dem es herrlich still war. Der Fernseher schien kaputt zu sein; jedenfalls hatte ihn ein griesgrämig dreinblickender Mann geöffnet vor sich stehen und schraubte darin herum. Einziger Nachteil dieses unerwartet sonnigen Mittwochmorgens war, dass es im ganzen Gebäude intensiv nach Benzin roch.
    Gegen Mittag erreichte Markus Utah, von dem er nur die äußerste nordöstliche Ecke durchfahren würde. Er wechselte auf die Interstate 84 nach Norden, und zwei Stunden später war er in Idaho. Er wusste, dass immer noch über fünfhundert Kilometer vor ihm lagen, trotzdem hatte er das Gefühl, bald da zu sein.
    Fahren, fahren, fahren. Böen voller

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