Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
mir gemeldet.« Er zog eine Schublade auf, holte mit einem Griff eine zusammengefaltete Karteikarte heraus, wie Ärzte sie verwenden. Überhaupt wirkte sein Büro beeindruckend organisiert, obwohl er nicht einmal einen Computer zu besitzen schien. Das modernste Gerät, das Markus erspähte, war ein klobiges Faxgerät.
»Genau. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich ihm helfen könne. Er wollte ein Ferienhaus in Montana oder so kaufen. In der Wildnis, wie er sich ausdrückte.«
»Das ist aber nicht gerade Ihr Einzugsgebiet.« Markus rief sich die Karte der USA ins Gedächtnis. Er hatte noch auf der Schule beträchtliche Mühe darauf verwendet, die Bundesstaaten und ihre Anordnung auswendig zu lernen. Montana, das war fast am anderen Ende des Kontinents.
Gwin lächelte gewinnend. Die Art Verkäuferlächeln, die Markus selber einmal einstudiert hatte. » Black Bird Property ist eine Franchisekette. Wir kennen uns alle untereinander gut. Ich habe Mister Taggard an einen Kollegen in Idaho weitergereicht, der mir erzählt hat, dass er ihm dort ein kleines Haus in einem Nest am Ende der Welt verkauft hat.«
»Den Namen dieses Nestes wissen Sie nicht zufällig?«
»Doch.« Er sah auf seine Notizen. »Ein Ort namens Bare Hands Creek. Aber fragen Sie mich bloß nicht, wo das liegt.«
Das herauszufinden, erwies sich tatsächlich als unerwartet schwierig. Im Internet ließ sich nichts finden, schon gar keine neue Telefonnummer Taggards. Markus musste zwei Buchhandlungen durchstöbern, ehe er eine Karte von Idaho in einem Maßstab fand, der auch Orte wie Bare Hands Creek zeigte.
Es lag wirklich mitten in der Wildnis. Eine dünne gestrichelte Linie und dann ein winziger Punkt im Payette Nationalpark, an der Grenze zu einem Schutzgebiet, das River of no Return Wilderness Area hieß.
Anhand seiner Straßenkarte ermittelte Markus die Entfernung. Gut dreitausend Kilometer. Mit dem Auto gute drei Tage.
Er beschloss, sofort aufzubrechen.
Kapitel 35
E s war beinahe zwölf Uhr, als Markus endlich loskam. Aus dem Gefühl heraus, dass man für eine Fahrt von fast dreitausend Kilometern nicht einfach so ins Auto steigt, hatte er sich noch diverse Ausrüstungsgegenstände besorgt – eine warme Decke, eine Thermoskanne, einen Klappspaten und natürlich Proviant, Letzteres obwohl ihm klar war, dass das nun wirklich unnötig war in einem Land, in dem an jeder Straße alle paar Meilen eine Imbissbude oder dergleichen auf Kundschaft wartet. Er spielte auch mit dem Gedanken, sich noch rasch ein Navigationsgerät zuzulegen, aber keines von denen, die er ausprobierte, kannte einen Ort namens Bare Hands Creek, also ließ er es. Er würde mit der Karte großartig zurechtkommen.
Um halb drei erreichte er die Grenze nach Iowa, eine Stunde später Iowa City, wo er eine kurze Pause machte, um Benzin und Kaffee zu tanken.
Gegen die Strecke, die er zu fahren hatte, waren die eintönigsten Straßen von Pennsylvania oder Illinois geradezu aufregend gewesen. Im Wesentlichen ging es jetzt immer geradeaus, und zu sehen gab es rechts Felder bis zum Horizont und links Felder bis zum Horizont. Man hätte das Steuerrad festbinden und ein Schläfchen machen können, ohne dass viel hätte schiefgehen können.
Als er Des Moines erreichte, war es schon dunkel und hatte zu regnen begonnen. So verpasste er die Abfahrt auf die Interstate 80 hinter der Stadt, blieb auf der 35 und fuhr eine ganze Weile Richtung Süden, ehe er es merkte.
Umdrehen, zurück, richtige Abzweigung nehmen. Er passierte ein Hinweisschild, das ihn, ohne dass die Motivation für eine solche Information einsichtig gewesen wäre, davon in Kenntnis setzte, dass Iowa in der Rangliste der amerikanischen Bundesstaaten, was die Fläche anbelangte, auf Platz 23 stand, mit umgerechnet rund 143000 km 2 aber größer war als Griechenland.
Kurz vor Council Bluffs, immer noch in Iowa, gab Markus für diesen Tag auf, suchte sich ein Motel, ließ die Hälfte des Abendessens stehen, legte sich ins Bett und schlief schwer und traumlos.
Am Dienstagmorgen erwachte er früh und trotzdem ausgeschlafen. Er fühlte sich richtiggehend fit, beeilte sich mit dem Frühstück und fuhr so bald wie möglich los. Nebraska, endlich. Er ließ Omaha hinter sich, hielt auf Lincoln zu.
In Nebraska lag die erlaubte Höchstgeschwindigkeit höher als bisher, bei 75 Meilen pro Stunde, was immerhin gut 120 km/h entsprach. Leider musste das Theorie bleiben, denn es begann zu schneien, und obwohl der Schnee nicht liegen
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