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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wird.«
    Wieso sah ihn der Mann so eigenartig an? Fast so, als täte er ihm leid. Das war kein triumphierendes Grinsen, das war kein Ausdruck von jemandem, der sich erwischt und überführt sieht …
    Taggard musterte ihn mit, ja, Wehmut im Blick.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte er. »Ich habe gerade Tee gemacht; ideal bei dem Wetter. Oder wollen Sie etwas essen?«
    Markus schnaubte unwillig. »Lenken Sie nicht ab.«
    »Sie sehen schlecht aus, wenn ich das so sagen darf. Krank beinahe.«
    »Die Unterlagen Blocks gehören mir. Er hat geahnt, dass ihm etwas zustoßen würde. Er hat eine ganze Menge geahnt.« Markus lehnte sich zurück. Es tat gut, zu sitzen. Und dass es warm war, tat auch gut. »Ich frage mich sogar, ob Sie nicht doch etwas mit seiner Entführung zu tun hatten.«
    Taggard stand ruckartig auf, ging nach nebenan und kehrte mit vier dicken, in schwarzen Karton gebundenen Notizbüchern zurück. Er warf sie vor Markus auf den Couchtisch. »Bitte. Blocks Unterlagen.«
    Markus sah den hageren Mann irritiert an. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Er nahm das oberste Notizbuch in die Hand, befühlte den abgegriffenen Einband, öffnete es. Die Seiten waren so eng beschrieben, dass sie knisterten, wenn man sie umblätterte. Block hatte Kugelschreiber in mehreren Farben verwendet, hatte riesige Tabellen auf die Seiten gequetscht, voller Zahlen, Symbole, Plus- und Minuszeichen. Listen von feinst differenzierten Gesteinsarten. Skizzen von Bohrtürmen, Maschinen, geologischen Schichtungen. Kartenskizzen, dazu winzig kleine Anmerkungen in schwer lesbarer Handschrift. So auf den ersten Blick verstand Markus nichts, aber zweifellos hielt er eine Fundgrube bahnbrechender Erkenntnisse in Händen.
    Und dann, plötzlich, schmerzhaft beinahe, begriff er.
    »Sie werden mich damit nicht gehen lassen. Nicht mit diesen Büchern im Gepäck.«
    Wie hatte er so naiv sein können? Daran war nur die Erkältung schuld, die er mit sich herumschleppte.
    Taggard hob die Hände. »Heute lasse ich Sie nicht mehr gehen, da haben Sie Recht. Und morgen nur, wenn Sie Schneeketten dabei haben. Denn heute Nacht wird hier alles zuschneien.«
    Markus klappte das Notizbuch zu, legte es neben sich, griff nach den anderen. »Sie haben natürlich Kopien gemacht. Trotzdem. Warum sollten Sie mich damit gehen lassen?«
    »Warum nicht?«
    »Wie haben Sie damals selbst gesagt? Es geht nicht nur um Geld, sondern unter Umständen um Krieg oder Frieden.« Er legte seine Hände auf den Stapel der vier Bücher. »Meine ehemaligen Geschäftspartner, die Firma Peak Performance Pool , haben mich auf Schadensersatz in Höhe von einhundert Milliarden Dollar verklagt. Das ist das, was diese Unterlagen mindestens wert sind.«
    Taggard seufzte. »Es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen. Aber diese Unterlagen sind überhaupt nichts wert.«
    »Netter Versuch.«
    »Nachdem wir sie sichergestellt hatten … Ja, wir haben Sie abgehört. Natürlich. Die Bemühungen Ihres Partners, das zu verhindern, waren auch nur ein netter Versuch. Wir haben diese Unterlagen Experten vorgelegt. Vielen Experten. Keiner konnte etwas damit anfangen. Diese vier Notizbücher sind von der ersten bis zur letzten Seite gefüllt mit absolut unverständlichem Zeug.«
    Jetzt musste Markus lächeln. Das glaubte er Taggard sogar. Es blieb nur zu hoffen, dass er selbst etwas damit anfangen konnte. Dass ihm das bisschen, das ihm Block hatte beibringen können, helfen würde, das System zu durchschauen.
    »Dann haben wir diesen Experten«, fuhr Taggard fort, »die Aufzeichnungen der Gespräche zwischen Ihnen und Block vorgespielt, die wir hatten. Sie wissen schon – die Bakterien, die Öl erzeugen. Petroleonten . Dieses hübsche Wort ist allerdings das Einzige, was an der Theorie neu ist.«
    Markus musste schlucken. »Ach ja?«
    »Es ist eine Variante der Theorie über die Entstehung von Erdöl, die herrschende Lehrmeinung in der Sowjetunion war. Block ist zweifelsohne damit bei seinen verschiedenen Einsätzen in Kontakt gekommen.« Taggard beugte sich vor. »Es war eine ideologisch motivierte Theorie, wie vieles im Kommunismus. In der Ölindustrie werden Sie keine Fachleute finden, die ihr anhängen, auch in Russland nicht. Spätestens seit man anhand der Isotopen im Erdöl dessen Herkunft genau analysieren kann, ist diese Idee erledigt.«
    Markus musste husten. Ausgiebig. Es war ihm rätselhaft, wie man ein Wohnzimmer dermaßen aufheizen konnte. »Aber … Block hat Öl gefunden. Er hat

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