Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Blick zwischen den Stämmen und Ästen. Man sah Spuren im Schnee, aber die stammten alle von kleineren Tieren. Vielleicht wollte Bruce ihm bloß Angst einjagen.
»Sag mal«, begann der ehemalige Wertpapierhändler nach einer Weile wieder, »es heißt, du hättest was mit der Tochter vom Reverend.«
»Nein«, sagte Markus.
Sie gingen weiter, aber es war deutlich zu spüren, dass das Thema damit noch nicht erledigt war.
»Wie kommen dann solche Gerüchte zu Stande?«
»Keine Ahnung. Wir arbeiten bloß im selben Stall. Sie bei den Pferden, und ich wische den Kühen die Hintern.«
»Okay. Ich würde dir nämlich abraten. Zu heiß. Der Reverend wäre nicht angetan, verstehst du?«
Markus nickte. »Das denke ich mir.«
Alle fünfzehn Minuten meldete sich Kane und verlangte Rückmeldung und Standort.
»Sag, wir sind am Hasenbau«, soufflierte Bruce.
Markus gab das durch und meinte, nachdem Kane sich zufrieden abgemeldet hatte: »Wo ist hier ein Hasenbau?«
Bruce schüttelte den Kopf. »Da müssten wir jetzt einen Schlenker machen, der weit runter- und steil wieder raufführt. Nichts für meinen Kreislauf. Ich kenne eine schöne Abkürzung, die alles viel gemütlicher macht.«
»Ich tu alles, was man mir sagt«, meinte Markus schulterzuckend.
Die Abkürzung war bequem zu gehen. Kane meldete sich noch einmal, diesmal riet Bruce, als Antwort »Kartenpunkt 15 « durchzugeben. Doch als Markus das Funkgerät danach in die Tasche zurücktun wollte, glitt es ihm aus den behandschuhten Fingern und rutschte den Abhang zu ihrer Rechten hinab.
»Okay«, seufzte Bruce und ließ sich auf einem Baumstumpf nieder. »Pause für die Leute mit den Ferngläsern. Die anderen gehen ihre Funkgeräte suchen. Ich pass so lange auf dein Gewehr auf, wenn du willst.«
Es blieb nichts anderes übrig. Markus stellte sein Gewehr neben das von Bruce, dann folgte er der zum Glück gut auszumachenden Schleifspur hangabwärts.
Natürlich war das Gerät genau an der Schneekante über einer Art Höhle zum Stillstand gekommen, einem Loch, das allem Anschein nach durch die Entwurzelung eines Baumes zu Stande gekommen war. Und natürlich brauchte Markus bloß behutsam die Hand auszustrecken und es zu berühren, damit es sofort weiterrutschte und ins Loch hinabfiel.
»Großartig«, fluchte Markus leise, während er hinterherkletterte und spürte, wie der Schnee anfing, ihn zu durchnässen. Der Rest der Patrouille würde ausgesprochen unangenehm werden.
Das Funkgerät lag in einer kreisrunden Vertiefung im Schnee. Als Markus danach griff, wischte er damit etwas Schnee von dem auffallend gleichförmigen Rand. Darunter kam schwarzes Plastik zum Vorschein.
Was war das jetzt? Markus steckte das Funkgerät ein, dann fegte er den Rest des Schnees beiseite. Machte nichts mehr, wenn sein Handschuh auch noch nass wurde.
Es war ein Kabel. Schwarz und zusammengerollt. Er rollte es aus und las die Aufschrift darauf: Property of AT&T .
Das Telefonkabel. Er sah sich das Ende an. Abgeschnitten. Jemand hatte dieses Kabel mit einem guten Bolzenschneider durchtrennt, und das konnte, dem blanken Glanz der Schnittfläche nach, noch nicht lange her sein.
Er fand das Gegenstück einen halben Meter unter dem gegenüberliegenden Rand des Lochs. Das Ende des Telefonkabels, das zum Dorf führte.
Kapitel 40
O ffen gestanden: Ich weiß nicht, warum die Öl preise derart hoch sind«, sagte der Wirtschaftsminister in der Bundespressekonferenz. Er war ein untersetzter, kahlköpfiger Mann, ein blasser Parteisoldat, der zeitlebens nie durch sonderliche Eigeninitiative aufgefallen war. Seine Berufung war eine Notlösung gewesen; das wusste jeder, auch er selbst. »Tatsache ist, dass zur Zeit nicht weniger Öl auf dem Markt ist als vor dem Vorfall von Ras Tanura.«
»Aber seit der Zerstörung des Hafens entfallen doch an die fünf Millionen Barrel pro Tag«, wandte ein Reporter aus der ersten Reihe lautstark ein.
»Das stimmt«, bestätigte der Minister. »Doch diese Menge schießen die Mitgliedsländer der IE A seither jeden Tag aus ihren Reserven zu. Ich habe die entsprechende ministerielle Anordnung zwei Tage nach der Explosion im Hafen von Ras Tanura unterzeichnet.«
Ferne Vergangenheit 1937–1947
K önig Ibn Saud hatte sich stets besorgt geäußert hinsichtlich der Pläne, einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten. In einem Gespräch mit einem britischen Gesandten 1937 sagte er, er unterstütze eine Fortsetzung der Besetzung und Verwaltung Palästinas durch
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