Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
zusammen. Das war mir von Anfang an klar. Wenn der Rest der Welt den Gürtel enger schnallen muss, dann wird es für uns zappenduster. Bloß dass ich kaum noch Ersatzteile kriegen würde, das habe ich nicht vorhergesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wie wir aus der Schraube wieder rauskommen sollen. Keine Bildung, und dann gehen die Druckmaschinen vor die Hunde, sodass man kaum noch neue Bücher drucken kann … Das ist eine Spirale abwärts, wenn Sie meine Meinung wissen wollen.«
Schließlich erreichten sie Pendleton. Wayne ließ es sich nicht nehmen, einen Rastplatz kurz vor der Stadt anzusteuern, mit Markus im Schlepptau in die Wirtschaft hineinzugehen und herumzufragen, bis er ihn an einen Lastwagenfahrer vermittelt hatte, der den Highway 395 nach Süden fuhr und nichts gegen zwei Kanister Diesel einzuwenden hatte.
Es war ein milchig wirkender Mann, der seltsam heiter-gelassene Zuversicht ausstrahlte. Offenbar versuchte er, sich einen Vollbart wachsen zu lassen, hatte es bisher jedoch nur zu etwas hellem Flaum gebracht, der seine Kinnlinie umkräuselte.
»Sie wirken bedrückt«, stellte er nach einigen Meilen fest, während deren er vor sich hin gesummt und Markus über das zuvor Gehörte nachgedacht hatte.
Markus sah auf. »Ja. Kann sein.«
»Gibt es einen Grund dafür?«
»Keinen speziellen. Es ist einfach … na ja, die Situation, in der sich die Welt befindet. Dass das Öl ausgeht und dass niemand zu wissen scheint, wie wir damit zurechtkommen sollen.«
»Das finden Sie bedrückend?«, fragte der Fahrer in einem Ton, als wundere es ihn aufrichtig.
Ein bisschen, fand Markus, klang er wie jemand, der gerade auf Psychotherapeut umschulte. »Sie nicht?«
Kopfschütteln. »Der Herr ist mein Hirte, er wird mich leiten, und mir wird nichts mangeln.«
Ach daher wehte der Wind. »Okay«, erwiderte Markus behutsam, »so gesehen …«
»Sie glauben das nicht?«
»Hmm. Ich weiß nicht. Mag sein, dass es so ist.« Das, was ihm widerfahren war, hätte er allerdings durchaus auch in diesem Sinne interpretieren können, stellte er zu seiner Verblüffung fest. Wenn er gewollt hätte.
Der Fahrer sagte darauf erst mal nichts, und die Fahrt auf dem einsamen Highway ging in unangenehmem Schweigen weiter.
»Als Sie ein Kind waren«, fragte der Mann mit dem milchigen Gesicht plötzlich, »haben Sie da jemals mit Ihrem Vater längere Wanderungen durch die Wälder gemacht?«
»Bitte?« Markus schrak hoch. Mit seinem Vater? Er wäre schon vollauf glücklich gewesen, wenn sein Vater sich ein einziges Mal das Baumhaus angeschaut hätte, das er zusammen mit einem Jungen aus der Nachbarschaft in dem kleinen Garten hinter dessen Haus gebaut hatte. »Nein.«
»Bedauerlich. Ich schon. Mein Vater und ich, wir sind öfters mehrere Tage durch einsame Wälder gewandert, mit einem Zelt, mit Ausrüstung und Proviant …«
»Muss schön gewesen sein.«
»Ja. Und ich habe eines dabei gelernt: Man nimmt möglichst nicht mehr mit auf eine solche Reise, als man braucht.«
»Klingt vernünftig«, gab Markus zu. »Wobei man das im Voraus eben oft nicht weiß.«
»Aber je erfahrener jemand ist, desto besser kann er es abschätzen.«
»Zweifellos.«
»Jemand, der alles wüsste, würde seinen Rucksack perfekt packen können, nicht wahr?«
Markus nickte. »Wenn es so jemanden gäbe, sicher.«
»Gott zum Beispiel«, half ihm der Fahrer auf die Sprünge. »Gott weiß alles.«
»Okay«, gab Markus zu. »Wenn man mit Gott wandern ginge, wäre es sicher ratsam, ihm das Packen zu überlassen.« Was wurde das hier? War der Typ auf irgendeiner Droge?»
Der Fahrer lächelte glücklich. »Das ist natürlich bildlich gemeint«, sagte er, »aber in gewisser Weise wandern wir alle mit Gott durchs Leben. Und er hat für uns gepackt. Verstehen Sie? Deswegen mache ich mir keinerlei Sorgen um das Öl. Das hat schon seine Richtigkeit. Dass es zur Neige geht, heißt einfach, dass die Zeit nahe ist.«
»Die Zeit?«
»Die Rückkehr des Herrn. Er hat uns das Öl gegeben, damit wir uns wärmen und unsere Autos betreiben können. Wenn es zu Ende geht, dann deshalb, weil wir es bald nicht mehr brauchen werden.« Ein strahlender Seitenblick. »Ganz einfach, nicht wahr? Und ein so herrlicher Anlass zur Hoffnung.«
Markus war das Kinn heruntergefallen, was nicht weiter tragisch war; er wusste ohnehin nicht, was er sagen sollte.
»Sie sagen gar nichts«, bemerkte der Fahrer nach einer Weile.
»Ich, ähm … bin noch ganz ergriffen von
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