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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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niemand da, der sich an Körpergeruch stören konnte. Und falls ein Wagen kam, würde er auch mit einem Platz auf der Ladefläche vollauf zufrieden sein.
    Er aß noch etwas von dem Brot aus den Backöfen von Bare Hands Creek, hätte ein Königreich für einen Kaffee gegeben, dann ging es weiter. Mit Beinen, die sich anfühlten wie eingerostet, und Muskeln, die bei jedem Schritt protestierten.
    Die Abzweigung, die er sich auf der Karte ausgeguckt hatte, stellte sich als unbefestigter Feldweg heraus. War das möglich? Er prüfte die Karte eingehend, ging sogar noch ein Stück auf der Straße weiter, aber die nahm dann tatsächlich den Bogen nach Nordwesten … Nein, er war richtig.
    War das klug, hier weiterzugehen? Wenn schon auf der Straße halbe Tage kein einziges Auto gefahren kam, würde hier erst recht keines kommen. Wenn er diesen Weg nahm, lief es auf einen einsamen Fußmarsch hinaus.
    Andererseits sah er keinen anderen Weg. Wenn er auf der Straße bleiben wollte, musste er nach Pendleton zurück, eine Strecke von reichlich siebzig Kilometern.
    Er zermarterte sich eine Weile den Kopf auf der Suche nach einer Alternative, aber er fand keine. Also, dann eben nicht. Dann würde er eben zu Fuß gehen.
    Zunächst ließ es sich gar nicht so übel an. Nach einer Weile hatte er sein Tempo gefunden, marschierte gleichmäßig vor sich hin, hing seinen Gedanken nach, und das Ganze sah machbar aus.
    Dann kam die erste Steigung.
    Es ging aufwärts, bis er aus der Puste kam, und dann wurde der Weg noch steiler. War der überhaupt noch für Fahrzeuge gedacht oder schon für Maulesel? Du meine Güte! Und dann kam auch noch die Sonne zum Vorschein, und er begann zu schwitzen. Immer öfter musste er keuchend stehen bleiben, sich von Insekten umschwirren lassen, ohne die Kraft zu haben, nach ihnen zu schlagen. Und die Sonne stieg immer höher, lief zu Hochform auf. Am liebsten wäre er mit bloßem Oberkörper gewandert, aber das hätte vermutlich einen Sonnenbrand und zahllose zusätzliche Insektenstiche bedeutet, also behielt er das längst durchgeschwitzte T-Shirt an.
    Mittags war die erste Flasche Wasser leer und nur noch eine zweite übrig. Was, wenn er kein Wasser fand? Bis jetzt war er weder an einer Quelle noch an einem Bach vorbeigekommen. Und selbst wenn, er hätte nicht gewusst, ob das Wasser trinkbar gewesen wäre.
    Die Riemen des Behelfsrucksacks schnitten tief in die Schultern. Die Haut unter den Gurten war gerötet, teilweise waren Blutergüsse zu sehen. Es war eben doch kein richtiger Rucksack; das spielte sicher eine Rolle.
    Er machte Rast, versuchte seine Position zu bestimmen. Genau war das nicht möglich, dazu hatte die Karte, die er besaß, nicht den richtigen Maßstab, aber auf jeden Fall blieb der Eindruck, dass er zu langsam vorankam. Er legte zu viele Pausen ein, das war es. Andererseits brauchte er die Pausen, weil er erschöpft war.
    Dass es so anstrengend sein konnte, zu Fuß zu gehen! Wann war er das letzte Mal eine so große Strecke gewandert? War er überhaupt schon einmal so weit zu Fuß gegangen? In der Schule hatten sie Wanderungen gemacht, aber mehr als zehn, zwölf Kilometer waren das nie gewesen, oder?
    Und alle anderen Strecken hatte er immer mit Verkehrsmitteln zurückgelegt. Beschämend irgendwo.
    Mittags wurde es so heiß, dass er Zuflucht unter einem Baum suchen musste. Auch im Schatten war es warm, und er schlief ein wenig. Bloß der Boden blieb kalt. Kaum zu glauben, dass es erst März war.
    Ehe er weiterging, sah er den Rucksack noch einmal durch. Blocks Notizbücher – es war wirklich sinnlos, die weiter mit sich herumzuschleppen. Er zerrte sie heraus und legte sie beiseite. Dann das Werkzeug. Die Schraubenzieher wogen nicht viel, die Kombizange war unverzichtbar. Die Brechstange war schwer, aber da sie gleichzeitig als Waffe dienen konnte, wollte er sie nicht zurücklassen. Was war überhaupt entbehrlich? Der Hammer vielleicht.
    Er nahm eines der Notizbücher noch einmal zur Hand. Eigentlich nur als Vorwand, um noch ein bisschen hier sitzen zu können. Er merkte, dass er insgeheim auch die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, doch noch zu verstehen, wie Block Öl gefunden hatte; herauszufinden, dass Block Recht und Taggard Unrecht gehabt hatte. Und wenn ihm die Erleuchtung hier kommen würde, mitten in der Einöde, am Ende der Welt, auf einem Fußmarsch durch ein Niemandsland – das wäre geradezu wert gewesen, von künftigen Dichtern besungen zu werden.
    Aber auch diesmal war es wie

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