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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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anderer dazwischen, ein dünner Mann mit raubvogelartiger Nase. »Die Technologie wird bloß von der Lobby der Energiekonzerne unterdrückt, weil es ihr Monopol gefährdet! Kalte Fusion, das heißt: der Fusionsreaktor für die Westentasche. Ein Gerät, das nicht größer ist als eine Thermosflasche, aber mehr Strom liefert als ein Atomkraftwerk. Unbegrenzte Energie für jedermann!«
    Noch ehe Block darauf etwas sagen konnte, hatte sich ein braun gebrannter, glatzköpfiger Mann in einem wallenden weißen Gewand des Saalmikrofons bemächtigt und erklärte salbungsvoll: »Die Zukunft, meine Freunde, gehört der Vakuumenergie. Energie aus dem Nichts, in unbeschränkter Menge – es wird uns sogar möglich sein, Planeten in andere, vorteilhaftere Umlaufbahnen zu versetzen …«
    Daraufhin entbrannte eine Diskussion, die sich so verrückt anhörte, dass Markus nicht anders konnte, als aufzustehen und zu gehen. Vor den Türen des Auditoriums standen ebenfalls Leute beisammen und diskutierten; er hörte einen sagen: »Das ist ein alter Hut, was der erzählt hat; es ist doch klar, dass die Kontinentalplatten auf Öl schwimmen, wie sollten sich diese Massen denn sonst bewegen, ohne Schmiermittel? Da unten sind ganze Ozeane von Öl. Das muss man nur hochholen. Klar findet man überall Öl, wenn man nur tief genug bohrt.«
    »Israel beispielsweise«, pflichtete ihm ein anderer bei. »Die müssten nur mal richtig tief bohren, dann hätten sie auch Öl. Das Land sitzt bloß auf einem riesigen unterirdischen Salzpfropf – das zeigt sich am Toten Meer. Das ist vollkommen versalzen, und jetzt frag dich doch mal, woher das ganze Salz kommt, na? Man muss den Salzpfropf durchstoßen, das ist es.«
    Entschieden der falsche Film. Markus drehte eine Runde durch die Messehalle, die er vorhin gesehen hatte. Ein Unternehmen pries seine Technologie an, einem im Todesfall den Kopf vom Rumpf zu trennen und in flüssigem Helium aufzubewahren, bis der Tod einst besiegt und die Rekonstruktion des übrigen Körpers möglich sei und man von da an bis in alle Ewigkeiten leben konnte. Am nächsten Stand forderte eine Initiative volle Bürgerrechte für intelligente Roboter und genetisch aufgerüstete Schimpansen; vorbeugend, da es bisher weder die einen noch die anderen gab. Doch zumindest das mit den intelligenten Computern sei, verkündete ein anderer Stand, nur eine Frage der Zeit: Diagramme mit dick gezeichneten Kurven darauf behaupteten vorherzuberechnen, bis wann die Maschinen die Menschen überflügelt haben würden und die Macht übernähmen, ein Ereignis, das Singularität genannt wurde und angeblich unausweichlich war.
    Einen Gang weiter war in einer Art Zelt eine Maus ausgestellt, die nackt und verschreckt in ihrem unbehaglichen Glaskasten umherhuschte und im Dunkeln leuchtete, was den Ausstellern als Erfolg der Gentechnik galt. Auf Schautafeln wurde das nächste Projekt vorgestellt: die genetische Aufrüstung des menschlichen Auges zum Nachtsichtgerät durch Implantation einiger weniger Katzengene ins menschliche Erbgut. Weitere visionäre Gemälde zeigten Menschen mit Kiemen und Schwimmhäuten, die beherzt neuen Lebensraum in den Tiefen der Ozeane erschlossen.
    Andere Aussteller suchten diesen neuen Lebensraum eher im Weltall, zeigten Bilder von Raumstationen, ja, riesigen Raumstädten, künstlichen Welten gar, die sich, bewohnt von Millionen von Menschen, auf den Weg in die Tiefen der Galaxis machen sollten. »Wenn man erst einmal seine Lebenserwartung radikal verlängert hat«, erklärte ein Mann Markus im Brustton der Überzeugung, »dann hat man genug Zeit, von neuen Techniken zu profitieren, und genug Zeit, um auch fernste Sterne zu erreichen.«
    Markus pflichtete ihm grundsätzlich bei und flüchtete zum nächsten Stand, der »pharmazeutischen Buddhismus« propagierte und dass Erleuchtung und innerer Frieden auf medikamentösem Weg zu erreichen seien. »Man muss«, säuselte ein Jüngling mit weichem Gesicht und dünnen Bartfransen, »den linken Schläfenlappen stimulieren. Untersuchungen mit Kernspintomographen haben erwiesen, dass dies der Sitz des religiösen Empfindens ist, das ›Gottesmodul‹ sozusagen …«
    »Die Zukunft wird wunderbar!«, dröhnte jemand in Markus’ Ohr und versuchte, ihm ein buntes Flugblatt in die Hand zu drücken. »Großartig! Alles wird möglich!«
    Endlich traf er Block wieder, der voller Ingrimm in einer Ecke stand. »Der Veranstalter hat mir versprochen, dass es sich um einen ernsthaften

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