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Ausgebremst

Ausgebremst

Titel: Ausgebremst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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klingt sehr angenehm. Eau Rouge ist übrigens eine der interessantesten, aber auch gefährlichsten Kurven in der Formel 1. Man spricht von der «Senke von Eau Rouge», und die Rennfahrer schwärmen, daß es heutzutage die letzte Stelle sei, an der man sich wirklich überwinden muß. Die letzte Stelle, an der ein Fahrer noch mit Mut eine halbe Sekunde herausholen kann. Der deutsche Fahrer Stefan Bellof ist hier tödlich verunglückt. Doppelte Ironie des Schicksals: Der Fahrer, der zehn Jahre später die Hoffnungen erfüllen sollte, welche die Deutschen in Bellof gesetzt hatten, fuhr ausgerechnet in Spa seinen ersten Grand Prix. Daß Michael Schumacher sofort als Jahrhunderttalent erkannt wurde, lag nicht zuletzt an der Art und Weise, wie er als Neuling durch Eau Rouge fuhr. Als ihn sein in der Formel 1 etablierter Teamkollege Andrea de Cesaris nach dem Training bei der Teambesprechung fragte, ob Schumachers Jordan an der Stelle ebenfalls nach rechts ziehe, wo man in Eau Rouge vom Gas geht, antwortete der junge Deutsche: «Ich weiß es nicht.» Bevor der erfahrene Italiener über die Unsicherheit des Neulings arrogant lächeln konnte, fügte Schumacher hinzu: «Ich bin in Eau Rouge nicht vom Gas gegangen.» (Stell dir das einmal vor!) Ich sage, doppelte Ironie des Schicksals, weil Schumacher ja nur durch die Verhaftung Gachots in Belgien zu seiner ersten Formel-1-Chance kam. Beim nächsten Rennen saß er schon im Benetton, auf dem er drei Jahre darauf Weltmeister wurde. (Vielleicht wird deine Schönheitsproduktlinie eines Tages auch so eine bekannte Marke wie Benetton. Dann kannst du dir auch ein Formel-1-Team kaufen! In diesem Fall würde es allerdings zu Konfusionen kommen: Wenn ein Eau Rouge durch Eau Rouge fährt...)
Ein Monat
    «Ich habe euch bisher nichts davon erzählt», sagte der Finne leise und versteckte die roten Kokser-Augen wieder hinter der Sonnenbrille, «weil ich bisher nur zwei Leuten davon erzählt habe. Zwei Leuten, die dann innerhalb eines Monats gestorben sind.»
    Ich hatte immer gedacht, er hätte nur Steve etwas über die Ursache von Liberantes Tod erzählt. Aber was konnte er Liberante erzählt haben? «Liberante und Steve», sagte Bruno.
    «Ich wollte euch nichts davon erzählen, weil eure Wohnmobile ohnehin schon fast auseinanderfallen. Da braucht nicht noch jemand mit einer Gasexplosion nachzuhelfen.»
    «Und warum bist du noch am Leben, Herr Geheimnisträger?» höhnte Bruno Graziano.
    «Weil ich nicht so ein unvorsichtiger Idiot bin wie dein Cousin.» «Jetzt bist du schon dabei, es zu erzählen, also mach es nicht so spannend. Wir können ja immer noch die Flucht ergreifen, falls du uns zu sehr erschreckst», sagte Bruno.
    «Das dachte Steve auch», nuschelte der Finne.
    «Rück schon heraus mit der Sprache», drängte ich. «Solange du noch Zuhörer hast.»
    «Was gibt es da noch herauszurücken?» brummte der Finne. «Du kannst doch selbst zwei und zwei zusammenzählen.»
    «Und wenn ich das tue, weiß ich dann, warum du dich von TEXUNO hast kaufen lassen?»
    «Paß nur auf, daß ich mir nicht dich kaufe.»
    «Ich muß jetzt gehen», sagte Bruno. Dann war er aber doch froh, einen Stuhl unter seinem Hintern zu haben.
    «Dein Cousin», sagte der Finne, «und Steve und ich. Was haben wir gemeinsam?»
    «Ihr seid alle drei unfähig, einen geraden Satz zu sagen.»
    Aber bevor jemand bemerkte, wie geschmacklos meine Antwort war, sagte Bruno schon: «Ihr habt immer die drei protzigsten Wohnmobile gehabt.»
    «Schöne Umschreibung», sagte der Finne.
    Denn natürlich wußte Bruno genauso wie ich und wie die meisten anderen Händler, warum gerade die drei die teuersten Wohnmobile hatten. Zumindest hatten wir eine ziemlich genaue Ahnung, wie Liberante und Steve und der Finne ihre millionenteuren Wagen finanzierten.
    «Aber ihr wißt nicht, wo wir das Gift transportiert haben», nuschelte der Finne.
    «Im Feuerlöscher», hörte ich Bruno sagen. Er hatte also doch mehr gewußt als ich.
    Offenbar schaute ich ziemlich überrascht, denn der Finne schnauzte jetzt Bruno an: «Schau nicht so überrascht! Was glaubst du, warum Jo nach der chemischen Analyse gesagt hat, es waren vier Substanzen im Löschpulver, aber dann nur drei aufgezählt hat?» «Deshalb bist du also von vornherein nicht auf die Tarnung hereingefallen», sagte ich.
    «Welche Tarnung?»
    «Die Tarnung von Liberantes Tod als Löschunfall.»
    «Das war keine Tarnung», nuschelte der Finne. «Das war eine Warnung.»
    «Ein Zeichen von den

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