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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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   »Schatz, ich komme mittags mit Clara zu dir nach Hause und bleibe hier. Dann übernehmen Steffen und Natascha das Geschäft.« Er nickt nur. Sein Lächeln hat sich seit Tagen verabschiedet. Selbst nach dem Bescheid, dass Jean wieder ansprechbar ist, änderte sich seine Stimmung nicht.
Wir fahren gemeinsam ins Krankenhaus und besuchen unseren Freund. Die erste gute Nachricht, er braucht keinen Rollstuhl. Die zweite schlechte Nachricht, er fällt für ein Jahr aus. So lange wird die Reha dauern, bis er wieder arbeitsfähig ist. Tobias macht sich die größten Vorwürfe. Er hatte Jean zu diesem Extratrip überredet. Sobald ich am Morgen mit Clara und Steffen das Haus verlasse, spült er seine Schuldgefühle mit Hochprozentigem herunter. Es entgeht mir nicht, dass er mittags ständig angeschlagen ist. Ich schiebe es allerdings auf die starken Schmerzmittel, die er einnehmen muss.

   »Für wen hast du dir diese Reizwäsche gekauft?«, will er spät abends von mir wissen.
   »Das ist ein stink normales Nachthemd. Solange Steffen hier wohnt werde ich nicht nackt durchs Haus laufen. Ich kann wohl im Moment anstellen was ich will, ich kann es dir einfach nicht recht machen.« Verärgert drehe ich mich auf die Seite und schlafe die wenigen Stunden, bis am nächsten Morgen der Wecker um 6.30 Uhr klingelt. Wenn ich aus dem Bad komme, hat Steffen schon beim Bäcker eingekauft. Zusammen decken wir den Tisch im Freien und frühstücken mit Clara zu dritt. Tobias liegt wach im Bett und hört uns durch das geöffnete Fenster zu. Verwundert nimmt er die fröhliche Morgenstimmung zur Kenntnis.
   »Was wünscht du dir heute zum Abendessen?«
   »Wenn du mir eine Freude machen willst, dann koche doch mal wieder dein leckeres Boeuf Bourgogne. Aber nur, wenn es nicht zu viel Mühe macht.« Diesen kleinen Gefallen will ich Steffen gerne tun. Ich gehe ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Mein verstummter Mann findet die Sprache wieder und ich erschrecke, als er sich unverhofft hinter meinem Rücken zu Wort meldet.
   »Du kochst ihm seine Lieblingsspeise?«
   »Ist mir egal, hatten wir die ganze letzte Woche auf dem Speiseplan.« Ich rufe Clara und Steffen und sause mit der Ente in den Ort.

Margot ist die erste Kundin am Morgen, die ihre Massage von Steffen erhält. Zufrieden und gelöst stolziert sie aus der Behandlungskabine und kommt auf mich zu.
   »Wie konntest du diesen Mann verlassen. Der hat ja Zauberhände. Nichts gegen Jean, Gott hab ihn selig, aber was dein Steffen vollbringt, ist mit Worten kaum auszudrücken.«
   »Margot, Jean ist nicht gestorben. Er kommt im nächsten Jahr hoffentlich gesund wieder. Also gewöhne dich nicht an Steffen. Er hilft mir nur aus.«
   »Wie geht es Tobi? Kommt er morgen Abend mit, wenn Benjamin das erste Mal spielt?«
   »Ich weiß es nicht. Er pflegt seit Wochen seine Depression. Ich werde mir den Auftritt deines Sohnes auf keinen Fall entgehen lassen. Bestimmt ist Steffen auch dabei.« Ich schaue zu ihm und übersetze ihm das Gespräch. Er macht eine zustimmende Handbewegung und begleitet Margot noch bis zur Tür.
   »Hättest du gedacht, dass wir beide einmal zusammen arbeiten? Das macht richtig Spaß mit dir, Marie. Das hätten wir schon viel früher machen sollen. Dein SPA wäre auch in Hamburg ein Erfolg geworden.« Spaß habe ich auch mit Steffen. Aber vielmehr bin ich ihm dankbar für seine Unterstützung. Sein Handy klingelt und er geht zum Telefonieren auf die Straße. Neugierig verfolge ich sein Gespräch. Er redet nicht wie erwartet mit Frederik, sondern scheint sich mit einer Frau zu unterhalten.
   »Rechne nicht vor Ende August mit mir, Vera Schatz.« Als er bemerkt, dass er belauscht wird, beendet er das Telefonat schnell.
   »Wer ist Vera?«
   »Sie ist mein Tobi, nur deutlich besser gelaunt.« Sehr eng, kann die Beziehung zu Vera Schatz ja nicht sein, sonst hätte ich es schon früher bemerkt. Ich befrage ihn nach dieser Frau. Alter, Kennenlernen, ob sie Kinder hat, ob sie zusammen wohnen. Aber Steffen bleibt stumm. Er lässt mich mit meiner Neugierde zurück und empfängt seine nächste Kundin. Ich bitte Sarah um eine kurze Vertretung und fahre einkaufen, hole Clara ab und mache mich mit ihr auf den Heimweg.

Bei strahlendem Sonnenschein sitzt Tobias im Wohnzimmer vor dem Computer. Scheinbar hat er seine Familie so früh nicht zurückerwartet und klappt erschrocken sein Notebook zu.
   »War der Hund schon mal

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