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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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übertriebene Beschützer Instinkt unseres Schnuffels geht Tobias auf die Nerven und er schlägt vor, mit ihm eine Hundeschule aufzusuchen. »Es wird Zeit, ihm klar zu machen, wer hier der Herr im Hause ist.«

Für das alljährliche Grünkohl Essen im November hat Schwiegertochter Sabrina die Einkäufe in meinem Auftrag erledigt. Sie hat Kasseler, Kohlwurst, Speck und Bauchfleisch vom Hamburger Schlachter besorgt und uns per Express Paket zugeschickt. Der Duft, der sich beim Zubereiten im Haus breit macht, wird von Clara mit einem lauten »Bäh« kommentiert. Sobald sie ihr Zimmer verlässt, steckt sie sich den Zeigefinger in den geöffneten Mund und demonstriert so ihre Ablehnung für dieses schreckliche Essen. Tobias läuft das Wasser im Mund zusammen und auch ich freue mich auf das Essen. Der riesige Topf, den ich zubereite, soll für mindestens zwanzig Portionen ausreichen. Wir haben Sarah und Claire zum ersten Grünkohlschmaus eingeladen. Ich stelle drei Sorten Senf auf den Tisch, als das Telefon klingelt.
   »Guten Abend, Frau Martin. Hier spricht Marita Winter. Wir haben uns kürzlich in Lübeck gesehen. Ich hätte gern Tobias gesprochen.« Ich erschrecke und sage, ich müsste erst schauen, ob er überhaupt im Hause ist. Leise gehe ich zurück in die Küche und flüstere ihm zu, wer ihn sprechen will. Tobias macht eine abweisende Handbewegung. Ich bin ratlos. Was soll ich Marita sagen. Er ist nicht da. Dann würde sie wieder anrufen. Er will nicht mit dir sprechen? Das soll er selber übernehmen. Ich entscheide mich für die Halbwahrheit. »Tut mir leid. Wir erwarten gleich Gäste zum Abendessen. Tobias ist wohl schon los, um sie abzuholen. Kann ich etwas ausrichten?« Marita will es am nächsten Tag noch einmal versuchen. Sie bedankt sich und legt auf. Ich bin mir sicher, am nächsten Tag nicht ans Telefon zu gehen.
   »Ich habe heute für dich geschwindelt. Das war eine Ausnahme. Wenn sie wieder anruft, wirst du mit ihr sprechen müssen.«
Sarah speist mit großem Appetit, während die Französin Claire mehr aus Höflichkeit aufisst. Die Verdauung des deftigen Essens wird mit einem kalten Kümmelschnaps angeregt, der mir sofort zu Kopf steigt. Ich öffne noch zwei Flaschen kaltes Pils für meine Gäste, als Claire davon berichtet, dass sie sich ein weiteres Ladenlokal im Nachbarort zulegen möchte. Seitdem die symbiotische Zusammenarbeit zwischen Friseur und SPA so erfolgreich einschlug, traut sie sich diesen Schritt zu.
   »Los Marie, die Lage ist super und zusammen wuppen wir den Abstand und die Miete.« Ich bin weniger begeistert. Die Personalprobleme für ein Geschäft reichen mir völlig. Ich will nicht nur kürzer treten, ich muss es auch. In meinem Alter habe ich nicht mehr so viel Elan, wie die zehn Jahre jüngere Claire. Mit den Einnahmen aus Tobis Yachtcharter und meinem Geschäft können wir zwar keine Reichtümer erwirtschaften, aber immerhin sorgenfrei leben. Mehr habe ich nie gewollt.
   »Anschauen können wir uns das Ladenlokal ja einmal«, sagt Tobias und beendet das Thema für den Moment. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen vor den Räumen.

»Das ist reine Zeitverschwendung«, sage ich während der Fahrt dorthin. Ich bin mir sicher, kein weiteres Geschäft betreiben zu wollen.
   »Du sollst es nicht betreiben. Du sollst es verkaufen. Die Idee eine Mató Kette aufzubauen, schwebt mir schon lange im Sinn. Dein Konzept ist doch ideal aufgegangen. Wir statten leere Läden aus und verkaufen sie an Franchise Nehmer weiter. Ich baue die Läden. Du schulst die neuen Besitzer. Zusammen verkaufen wir das komplette Konzept. Die Franchise Nehmer erhalten ein ausgestattetes SPA und du hast regelmäßigen Absatz für deine Pflegeprodukte.« Entgeistert schaue ich ihn an. Mein Mann scheint den Geschäftssinn des Vaters geerbt zu haben. Die Idee ist nicht übel. Keine Hardcore Saison mehr ohne einen freien Tag. Keine Suche mehr nach Vertretungen. Keine Arbeit mehr im Stehen.
   »Mit diesem Laden fangen wir an. Kurz über lang baue ich dir Mató SPA’s entlang der ganzen Küste. Von Marseille bis Menton.« Seine Augen funkeln vor Begeisterung. Wie kann ich bei dieser Euphorie noch Bedenken äußern. Zu Hause markiert Tobias eine Karte mit bunten Nadeln. Genau in der Reihenfolge will er die Suche nach geeigneten Ladenlokalen aufnehmen. In seiner Begeisterung übersieht er das Blinken des Anrufbeantworters. Ich höre die Nachrichten ab. Marita hat zweimal um Rückruf

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