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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Frau und Familie wichtiger sind als der Job, wenn es zu spät ist. Mir ist es mit meinem ersten Mann ähnlich ergangen. Aber dann kam Tobi und der weiß, wie man eine Frau glücklich macht.«
   »Dann hoffe ich für dich, dass es so bleibt. Denn wenn er jetzt ins Unternehmen einsteigt, wird er auch viel häufiger auf Reisen sein als früher.« Meine Miene verzieht sich schlagartig.
   »In welches Unternehmen steigt Tobias ein?« Timo erzählt mir, dass Paul ihm einen Posten angeboten hat. Zusammen mit seinem Bruder soll er gleichberechtigt das Familienunternehmen weiterführen.
   »Die Unternehmenszentrale ist in Lübeck. Es geht also bald wieder in Richtung Norden. Du kannst schon mal die Koffer packen.« Ich kann Timos Freude nicht teilen und halte nach Tobias Ausschau. Klavierklänge lassen vermuten, dass er am Flügel sitzt. Nicht vor den Verwandten ausrasten, sage ich mir immer wieder. Ich zähle dreimal von zehn rückwärts und schaue den Chopin darbietenden Pianisten mit eingefrorenem Grinsen an. Gleich bist du fällig mein Lieber. Solltest du noch ein Lied anstimmen, werde ich dich hier vor deiner versammelten Mischpoke vom Klavierhocker schubsen.
   »Es war sehr holperig«, entschuldigt sich Tobias. Paul hat Tränen in den Augen. Er bedankt sich bei »seinem Jungen« für die große Freude, die er ihm damit bereitet hat.
   »Nimm ihn. Es ist dein Steinway. Du solltest öfter darauf spielen. Vielleicht hat Clara dein Talent geerbt und du bringst es ihr bei.« Ich ziehe ihn zur Seite und flüstere in sein Ohr: »Wo willst den Flügel denn hinstellen. In unser Haus in Frankreich oder in die Firmenzentrale in Lübeck?« Tobias kennt diesen Blick. Er hofft, es noch rechtzeitig mit mir nach draußen zu schaffen, bevor ich meinen Tobsuchtanfall bekomme. Aber ich brülle nicht. Ich jammere unter Tränen. »Wann wolltest du die Katze aus dem Sack lassen? Soll sich die New York Geschichte jetzt etwa wiederholen?»
   »Schatz, die Katze lasse ich erst heute Abend aus dem Sack, wenn ich allein mit meinem Vater sprechen kann. Ich hatte nie vor, sein Angebot anzunehmen. Es bleibt alles wie es war. Nur dass wir jetzt einen Flügel bekommen werden und ich dich mit meinen Übungen nerven werde.« Erleichtert falle ich ihm um den Hals. Fest an seine Brust gedrückt kann ich mich rasch wieder fangen. Timo hat zwischenzeitlich seine beiden Töchter vom Bahnhof abgeholt. Juliane und Sandra haben ihre Babies dabei, die sie dem Patriarchen Paul auf den Schoß setzen.
   »Mit Jonas und Felix ist die Erbfolge schon für die übernächste Generation gesichert«, verkündet er stolz. Clara schläft im Zimmer bei der dicken Natalie. Paul ruft Tobias und mich zu sich in die Bibliothek. Auf dem Weg zu ihm, miaue ich leise. Tobi sollte verstanden haben, was ich jetzt von ihm erwarte.
   »Euch beide so glücklich zu sehen, erfüllt mich mit Freude. Mir war es nicht vergönnt, mit der Liebe meines Lebens zusammen zu sein. Aber heute ist ein guter Tag. Alle meine Kinder unter meinem Dach zu wissen, ist etwas ganz Besonderes. Dass du jetzt in die Firmenleitung einsteigst, ist die Krönung des Ganzen. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet, mein Junge.« Tobias schnaubt.
   »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich werde dein Angebot nicht annehmen. Marie und ich verfolgen andere Pläne. Wir wollen unser Leben nicht ändern. So wie es ist, gefällt es uns. Timo hat es bisher auch ohne mich geschafft. Deine Firma ist bei ihm in guten Händen.«
   »Diesen Eigensinn hat er von seiner Mutter geerbt. Ich gebe mich geschlagen. Aber das gute Aussehen hat er von mir, oder Marie?«
   »Ganz eindeutig, Paul!«
   »Und den guten Geschmack, was schöne Frauen angeht auch.« Er fährt uns im Rollstuhl hinterher und kneift frech in meinen Hintern. Erschrocken schaue ich zu ihm herunter.
   »Bei einem schönen Po kann ich trotz meines Alters einfach nicht widerstehen. Bist du jetzt böse?«
  »Wenn es zutrifft, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, dann bedanke ich mich bei dir für die rosigen Aussichten, die du mir gerade bereitet hast. Sollte ich allerdings Tobi dabei erwischen, wie er einer anderen Frau in den Po kneift, bleibt der Steinway ein Möbelstück, denn mit gebrochenen Fingern wird er nicht spielen können.« Paul und Tobi lachen, denn sie nehmen an, ich würde einen Scherz machen. Zum Abschied versprechen sich Vater und Sohn, einmal wöchentlich miteinander

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